Beim Start der achten Staffel der VOX-Unterhaltungsshow stand DJ Bobo im Mittelpunkt. Michael Horling hat den Auftakt gesehen.
Eines der besten Formate der vergangenen Jahre geht in die achte Staffel. Wer weiß noch, dass beim ersten Tauschkonzert 2014 der längst verstorbene Roger Cicero dabei war? Oder dass generell in Staffel eins die Besetzung mit Xavier Naidoo, Sasha, Sarah Conner oder Andreas Gabalier große Namen zu bieten hatte?
Diesmal unter anderem dabei: Joris, Nura und Ian Hooper. Kann man kennen, muss man aber nicht. Wie fast immer macht auch ein Altstar mit bei der diesmal in Schleswig-Holstein statt in Südafrika aufgezeichneten Staffel: Nach dem puren Hartmut Engler, Nena, Wolfgang Niedecken ohne BAP, Mary Roos, Alphaville-Sänger Marian Gold, der eigentlich Hartwig Schierbaum heißt, ist es diesmal DJ Bobo.
Also René Baumann, die alte Nudel aus der Schweiz, gleich mal zum Staffelauftakt der Mann im Mittelpunkt. Wie immer läuft «Sing meinen Song» so ab: Sieben Sänger, sieben Titel, sieben Folgen - in jeder steht eine Person im Mittelpunkt, singt selbst, und die sechs anderen interpretieren einen Song nach Wahl von ihr/ihm, diesmal eben von Bobo. Neben der Musik gibt es Wissenswertes aus dem Leben der Person, danach ein Special. Schönes Format eben. Mit Verlängerung.
Und klar: Die Hits von vor 20 Jahren gab es zu hören. Gastgeber Johannes Oerding suchte sich "Pray" raus, Stefanie Heinzmann "Love Is All Around", Nura sang "Freedom", Joris "There's a Party", Ian Hooper "Life Goes On", Gentleman "Let the Dream Come True". Und der DJ selbst brachte "Colors of the World" ins Fernsehen. Was Neues.
Ostseeträllern: Raab-Entdeckung Heinzmann, optisch das krasse Gegenteil ihres Aussehens vom Karrierestart, singt mit den kürzestmöglichen blonden Haaren einen der größten Hits von Bobo, dem zeitlosem Sympath, dem "King of Eurodance", der irgendwie noch genauso ausschaut wie in den 90ern. Nur weniger Haare sind es. Schweiz trifft auf Schweiz - und schon "Love Is All Around" zeigt den Wert dieses Fernsehformates: Heinzmanns völlig anders klingende Version muss man nicht gleich lieben, sie hat mit dem Grundgerüst wenig zu tun. Aber das ist der Reiz an der Show. Je eigener die Interpretationen, desto spannender.
Man kann also auch schön singen, ohne Kostüme tragen zu müssen, ohne dass die Zuhörer sich wegdrehen oder eine Jury üble Sprüche macht. Klar: «Sing meinen Song» ist nur Lobhudelei, böse Worte fallen nicht, Kritik gibt es keine, jeder jubelt immer, und alles ist schön. Ist es aber halt auch irgendwie, weil Profis populäre Songs in ein neues Gewand kleiden. Kurzweilig. "Ich wusste gar nicht, dass das Lied so gut ist", sagt DJ Bobo nach Steffi Heinzmanns Version.
Und so geht es weiter: Nette Gespräche, im Mittelpunkt immer der Ex-Breakdancer und Sprayer Bobo, der gelernter Bäcker und Konditor ist. Goldene Schallplatten statt Torten und Brötchen. Wenn man die alte Version von "Freedom" hört, dann ist das schon ein echt fetter Welthit und steigert die Vorfreude auf das 30-jährige Bühnenjubiläum, für das 2023 alle großen Hallen gebucht sind. "EVOLUT30N" heißt dann die Show.
"Freedom" von Nura: Deutsch-Rap mit mahnendem, zeitgemäßen Text, komplett abseits des 26 Jahre alten Originals. Schon echt gut! Auch wenn das ständige und übereuphorisierte Abfeiern der Anderen, das immer wieder Umarmen nach dem Singen an vielen Stellen nervt. Bei sieben Songs und ohnehin der Reportage über den Hauptkünstler danach könnte man das Tauschkonzert auch auf eine Stunde straffen.
"There's a Party" sei "ganz leichte Kost", gibt René Baumann zu. Joris macht eine Chanson-Klavier-Ballade daraus, die dann doch Rap-Elemente der etwas anderen Art bekommt. Bobo liebt es und erzählt anschließend, dass in den 90ern die Backstreet Boys und Justin Timberlake bei ihm im Vorprogramm aufgetreten sind. Heißer Scheiß! Danach singen die Sieben Best of-Titel der Boys.
Halbzeit und Zeit für DJ Bobos neusten Song "Colors of the World". Auch der wird wieder nicht anknüpfen an die Erfolge der 90er. So sehr er es auch verdient hätte. Aber immerhin ist Baumann noch im Geschäft und muss nicht ins «Sommerhaus der Stars» oder unter «Palmen» C-Promis treffen.
Ostseesingen, Teil zwei: Ian Hooper von den "Mighty Oaks" sucht sich mit "Life Goes On" einen unbekannten Song aus, der mit dreckiger Stimme trotzdem ähnlich klingt. "Let the Dream Come True" war 1994 ein ganz typischer Bobo-Dance-Charterfolg. Gentleman macht daraus einen nicht wieder erkennbaren ruhigen Popsong. Für solche Perlen schaut man das Format! Der Gewinner des Abends! Oder?
Zum Schluss darf der Gastgeber ran: Johannes Oerding baut aus "Pray", wie er selbst sagte, ein ganz neues Stück mit ganz neuen Melodiebögen. Nochmals Gänsehaut am Ende. Zuvor erzählte Bobo von seinem frühen Höhepunkt: 1996 spielte er in Prag vor 140.000 Fans im Vorprogramm von Michael Jackson auf dessen "History"-Tour. Die Menschenmenge hätte "auf den King gewartet - und dann kam der Zwerg". Und der stand einen Abend lang nun im Mittelpunkt des VOX-Programms.
Kommenden Dienstag geht´s in Folge zwei um Singer-Songwriter Joris. Auf tvnow.de ist diese und die erste jederzeit abrufbar.