Robert Stadlober will im neuen «Landkrimi» des ZDF eigentlich nur in seinem Dorf bleiben. Aber um ihn herum wird einer nach dem anderen ermordet.
Stab
Darsteller: Jutta Fastian, Pia Hierzegger, Robert Stadlober, Johannes Flaschberger, Helmut Bohatsch, Peter Raffalt
Buch: Pia Hierzegger
Schnitt: Alarich Lenz
Kamera: Matthias Pötsch
Kostüme: Elisabeth Fritsche
Regie: Daniel ProhaskaFilme über „Inzestdörfer“, in denen jeder irgendwie mit jedem verwandt oder verschwägert oder erschreckenderweise beides zugleich ist, sieht man im deutschen Fernsehen erstaunlich häufig, meist in Zusammenhang mit Mord und Totschlag: So wie in diesem „Landkrimi“, den uns das ZDF für Montagabend kredenzt hat und in dem die inzestuösen Ausmaße noch einmal ganz neue Dimensionen annehmen – so sehr, dass sich die aus Klagenfurt angereiste Kommissarin zur Führung der Verhöre genötigt sieht, weil sie als einzige der anwesenden Polizisten nicht mit allen verwandt ist.
Stein des Anstoßes ist ein verunglücktes Mitglied eines dörflichen Jagdvereins, das so unglücklich vom Hochsitz fiel, dass es sich dabei auf einem darniederliegenden Ast aufspießte. Irgendjemand muss die improvisierte Holztreppe manipuliert haben, um diesen „Unfall“ zu provozieren. Infrage kommen so manche Dörfler, denn die Hintergründe sind konfus: Der alte Guggenbauer (Helmut Bohatsch) will seine Ländereien nach und nach an ausländische Investoren verscherbeln, weil er selbst aufgrund der wirtschaftlich desolaten Lage keine ordentlichen Erträge mehr erzielt und sich vom Erlös ohnehin lieber in England oder Italien ein schönes Leben machen will. Sein Sohn, der junge Guggenbauer (Robert Stadlober), ist aus einem anderen Holz geschnitzt: Er will auf ewig in diesem Dorf bleiben, die Kühe melken, Touristen bewirten und am besten noch gleich die aktuelle Köchin aus Deutschland heiraten.
Die anderen innerdörflichen Verquickungen – wie die Guggenbauers mit der Polizistin verwandt sind und was die ausgespannte Ehefrau eines alten Sonderlings damit zu tun hat – können wir uns an dieser Stelle sparen. Interessanter ist da schon, wie dieser Film diese obskure Gemengelage aus ländlichen Vorurteilen und alpiner Heile-Welt-Romantik inszeniert. Denn so ambivalent wie Regisseur Daniel Prohaska sein Darstellerensemble in Szene setzt, kann man sich nie sicher sein, ob das alles ernst gemeint ist – oder doch eher eine Parodie auf all die anderen Landkrimi-Schinken ist, mit denen die öffentlich-rechtlichen Sender ihr Publikum ein Dutzend Mal im Jahr bespaßen wollen.
Genug Belege fänden sich für beide Sichtweisen: Die überzogenen Zeitlupen am Schluss, als die Tragik endgültig alle einholt, oder die traurigen Lebensumstände eines jungen gehörnten Mannes, der von allen nur verlacht wird. Aber dann eben auch: Robert Stadlobers permanent verwundert-angewiderter Blick, und die sehr seltsam anmutenden Umstände, unter denen noch zahlreiche weitere Dorfbewohner das Zeitliche segnen werden.
Das ist mal zum Lachen und mal zum Kopfschütteln – aber selbst wenn diese Reaktionen jeweils tatsächlich so gewollt waren, wird daraus nie ein wirklich überzeugender Film. Denn der müsste seinen Zuschauern ja auch etwas zu sagen haben, anstatt ihnen nur einmal aufs Neue die gängigen (und irgendwie auch beleidigenden) Vorurteile über die rückständigen Landbewohner in den österreichischen Alpen vorzustellen.
Das ZDF zeigt «Waidmannsdank» am Montag, den 31. Mai um 20.15 Uhr.