Die Einschaltquoten für die privaten Sendergruppen RTL und ProSiebenSat.1 werden immer niedriger. Inzwischen überholen ARD/ZDF die Performance der Unterföhringer Sendergruppe.
Die privaten Unternehmen ProSiebenSat.1 SE und die RTL Group stehen unter massivem Zugzwang, denn die Einschaltquoten ihrer Sender leiden unter rückläufigen Werten. Um wieder relevant beim Fernsehzuschauer zu werden, angelte sich RTL inzwischen «Tagesschau»-Sprecher Jan Hofer, der am späten Abend eine Nachrichtensendung präsentieren soll. Pinar Atalay, die neben den «Tagesthemen» auch «Plusminus» präsentiert, soll ebenfalls ein prägendes Gesicht des Senders werden. Ob das wirklich gut geht? Das Interesse an den zwei von Linda Zervakis geführten Interviews an Olaf Scholz und Armin Laschet fielen quotenmäßig durch. Dennoch soll sie demnächst mit Matthias Opdenhövel ein Magazin bei ProSieben moderieren.
Immerhin hielt sich der Fernsehsender ProSieben in der vergangenen Saison bei 9,3 Prozent, zum TV-Jahr 2018/2019 baute der Sender ab – wie alle sechs privaten Vollprogramme. Die Spartensender spielen in der öffentlichen Wahrnehmung ohnehin keine Rolle mehr. ProSieben Maxx beendete vor Kurzem die Free-TV-Premiere der 14. «Supernatural»-Staffel, die auf durchschnittlich 30.000 14- bis 49-Jährige kam. Der Zielgruppen-Marktanteil lag bei 0,5 Prozent. Den Pay-TV-Markt hat ProSiebenSat.1 nie wirklich ernsthaft betrieben, obwohl andere Anstalten damit ein gutes Geld verdienen.
Der Fernsehsender RTL bleibt bei den Umworbenen mit elf Prozent auf dem ersten Platz, muss aber einem Prozentpunkt abgeben. Formate wie «Ich bin ein Star - Die große Dschungelshow» zündeten genauso wenig, die die Sitcoms am Donnerstagabend. Der zweite Rang geht an die rote Sieben, danach ist rangiert schon Das Erste mit 7,5 Prozent. In zwei Jahren hat die blaue Eins 0,9 Prozentpunkte hinzugewonnen. Sat.1 baute in den vergangenen zwölf Monaten einen halben Prozentpunt ab und landete nun bei 7,3 Prozent, das ZDF verbesserte sich in zwei Jahren um 1,3 Prozentpunkte auf 6,9 Prozent.
Obwohl VOX mit seinen täglichen Formaten produktionsbedingt hervorragend durch die Corona-Pandemie kam, ist seit der Amtsübernahme von Sascha Schwingel ein Quotenverfall zu sehen. Der gebürtige St. Wendeler hat es nicht geschafft, seinen Sender irgendeinen neuen Impuls zu geben. Die Devise heißt: Wiederholungen und Ausweitungen von erfolgreichen Shows. Statt zwölf «Die Höhle der Löwen»-Folgen sollen es inzwischen 20 Ausgaben richten. Der Mittwochabend wird seit Wochen von vier Folgen «Bones» dominiert. Das hat zur Folge, dass VOX innerhalb eines Jahres von 7,1 auf 6,0 Prozent rutschte.
RTLZWEI schlägt sich mit 4,9 Prozent wacker, im Vorjahr verbuchte man noch fünf Prozent. Kabel Eins kommt mit seiner Filmstrategie und «Rosins Restaurants» nur mäßig gegen das umfassende Streamingangebot an und verliert innerhalb von zwei Jahren 0,9 Prozent. Inzwischen muss man sich mit 4,4 Prozent zufriedengeben.
Die Gruppen-Performance
Ein wirklich trauriges Bild ergibt sich für die Privatsender beim Vergleich der Vollprogramme. Das Erste und das ZDF erreichen zusammen 14,4 Prozent Marktanteil, die RTL-Gruppe kommt auf 21,9 Prozent. Bei ProSiebenSat.1 wurden 21,0 Prozent verbucht. Da ARD/ZDF nur zwei Vollprogramme anbieten, schlagen sie sich mit 7,2 Prozent sehr wacker. Die aus drei Vollprogrammen bestehende ProSiebenSat.1-Gruppe liegt nur noch bei sieben Prozent, RTL kommt auf 7,3 Prozent.
Alle Zuschauer
Beim Gesamtpublikum rangiert das ZDF mit 14,2 Prozent auf dem ersten Rang, der Mainzer Sender legte im zweiten Corona-Jahr um einen weiteren Prozentpunkt zu. Das Erste verbesserte sich von 11,4 auf 11,8 Prozent. Schon abgeschlagen ist RTL mit 7,8 Prozent, das ist ein Minus von 0,7 Prozent. Sat.1 verlor 0,4 Prozent und liegt nun bei 5,4 Prozent. VOX ist mit 4,5 Prozent (-0,3%) beliebter als ProSieben, das auf 4,0 Prozent (-0,2%) kam. Kabel Eins (-0,2%) und RTLZWEI (-0,1%) halten sich bei 3,3 sowie 2,7 Prozent stabil.
Fazit: Es ziehen dunkle Wolken über das Land. Das Erste und das ZDF haben ihr Programm in den vergangenen zwei Jahren nicht massiv verändert und liegen inzwischen auf Augenhöhe der Privaten. Diese haben nur noch ein paar wenige Leuchttürme im Programm, der Rest ist quotenmäßig traurig. Man sollte endlich aussprechen, was die Quoten aussagen: Die Verantwortlichen der deutschen Sender leben an ihren Zuschauern vorbei.