Sebastian Hellmann: ‚Mario Gomez zu integrieren, wird sicherlich spannend‘
Sebastian Hellmann, Champions-League-Moderator für Amazon Prime Video, erklärt, was bei der Prime-Video-Übertragung der Champions League anders läuft als bei Sky, das die Bundesliga zeigt. Natürlich ging es auch um seinen Lieblingsverein Arminia Bielefeld und um Neutralität bei internationalen Spielen.
Herr Hellmann, vielen Dank für ihre Zeit. Wie haben Sie die Europameisterschaft verfolgt? Als Fan oder schauten Sie ab und zu den Kollegen von ARD und ZDF sozusagen auch mal auf die Finger?
Klar bin ich Fan und schaue mir die Spiele an. Fußball ist ja so etwas wie mein soziales Schmiermittel (lacht), aber auf die Finger schaue ich keinem. Jeder hat seine Art und das ist auch gut so.
Sie moderieren in der neuen Saison die UEFA Champions League bei Prime Video. Was wird die Übertragung von den Sky-Shows unterscheiden?
Wir sind im Stadion, nah dran, Emotion, Fußballromantik, duftender Rasen inklusive. Das Spiel als Kern des Ganzen, aufbereitet vom ganzen Team. Es soll und wird nichts fehlen.
Mit Mario Gomez, Matthias Sammer, Kim Kulig und Wolfgang Stark haben Sie ein großes Expertenteam um sich herum. Mit Benedikt Höwedes hat Amazon zudem einen Weltmeister von 2014 verpflichtet. Auf wen freuen Sie sich besonders?
Schwere frage. Ich durfte ja schon mit vielen arbeiten. Alle mit großen Qualitäten. Mario Gomez als neues Expertengesicht bei uns zu integrieren wird sicherlich spannend.
Wie kam es eigentlich zu der Zusammenarbeit mit Amazon?
Eine starke Marke war auf der Suche nach einem erfahrenen Host und ich finde die UEFA Champions League ist ein absoluter Top-Wettbewerb. Da haben sich einfach zwei gefunden.
Einige Sky-Kollegen haben bei DAZN angeheuert, Wolff Fuss moderiert auch bei Sat.1 Bundesliga-Spiele. Hatten Sie auch Angebote anderer Sender?
Sky hat mich und umgekehrt 22 Jahre begleitet. Es gab immer mal Anfragen. Loyalität hat beiden Seiten sehr gut gestanden.
Sie sind auch weiterhin für Sky im Einsatz, genau wie Jonas Friedrich. Wenn man so will, ändert sich für den geneigten Sky-Zuschauer eigentlich nichts, oder?
Ich bin sehr froh, dass beide Unternehmen mir die Möglichkeit geben für sie zu arbeiten. Samstag ist Topspielzeit bei Sky und Dienstag Champions-League-Zeit bei Prime Video.
Bei Sky liegt nun der Fokus einzig und allein auf der Bundesliga am Samstag, wird es da Änderungen im Programm geben?
Wir werden hoffentlich wieder im Stadion sein mit dem Topspiel und arbeiten immer mit vielen neuen Ideen an den Übertragungen. In jedem Fall ist der Samstag bei Sky der Herzschlag der Bundesliga und die 2. Liga gibt es ja auch.
Sie sind bekanntermaßen Fan von Arminia Bielefeld. Die Mannschaft konnte überraschend die Klasse halten. Ist das nächste logische Ziel nun in einer von ihnen moderierten Amazon-Sendung vorzukommen?
Überraschend? Hier ist ein guter Zeitpunkt das Interview abzubrechen. (lacht) Arminia in der Champions League – ich bin ein optimistischer Mensch, aber so viel Fantasie habe ich dann doch nicht.
Im Ernst: Wenn Sie einen Wunsch für die Arminia frei hätten, was wäre dieser?
Viel mehr als so ein Jahr geht ja kaum. Gute Leute, die die richtigen Entscheidungen treffen und eine Mannschaft, die von allen gemocht wird. Also von fast allen.
Wie schwer ist es eigentlich Neutralität in einer Live-Sendung zu bewahren?
Neutralität ist kein Problem, solange die Arminia gewinnt.
Ist Neutralität als Moderator eigentlich wichtig? Was meinen Sie? Vor allem im Hinblick auf internationale Spiele wie der Champions League, wo häufig der Spruch laut wird 'International muss man doch für die deutschen Mannschaften sein'.
Der Satz hat sicherlich seine Berechtigung. Ich bin in der Gesamtbeurteilung dann aber lieber auf der Seite der besseren Mannschaft.
Hinter Ihnen liegen mehr als 20 Jahre Sky- beziehungsweise Premiere-Erfahrung, sicherlich mit einigen großen Schlachten. Gibt es ein Spiel, an das Sie regelmäßig zurückdenken? Warum?
Das Interview mit Rudi Völler nach der Spielunterbrechung gehört sicherlich dazu. Die Übertragung am 11. September 2001 leider auch. Ohne Kommentar. Die griechischen Fans auf Schalke haben trotz allem gefeiert. Es war furchtbar. Dann der Stromausfall in Bremen. Da haben wir mit einer Kamera gesendet, die mit einer AutobaIerie betrieben wurde. Die Muffe Carola war Bauarbeiten zum Opfer gefallen. Es gab so vieles, herrlich. Ich höre mich schon an, wie ein alter, weiser Fußballhase. (lacht)
Die UEFA Champions League hat in den letzten Jahren massiv an Attraktivität verloren, da den Sieg – wie in der Bundesliga – immer die gleichen großen Teams unter sich ausmachen. Worauf haben Sie dennoch Vorfreude, wenn Sie Ihre Arbeit aufnehmen? Würde ein Spielmodus-Wechsel, wie es ihn Corona-bedingt 2020 gab, dabei helfen?
Ich stimme da nicht ganz zu. Wenn wir uns Ajax oder Bergamo anschauen, gibt es schon viele, schöne überraschende Momente. Und, dass die großen Mannschaften oft große Titel gewinnen ist ja nicht so überraschend.
Vielen Dank für das Gespräch!
Amazon Prime Video zeigt am 17. August die Champions-League-Play-off-Partie zwischen AS Monaco (FRA) und Schachtar Donezk. Beginn der Übertragung ist 20:30 Uhr, der Anpfiff erfolgt um 21 Uhr. Eine Woche später zeigt Prime Video PSV Eindhoven (NED) gegn Benfica Lissabon (POR).