Regisseur Michael Matthews lieferte den 109-minütigen Film ab, der eigentlich in die Lichtspielhäuser kommen sollte.
Liebesfilme gibt es wie Sand am Meer, Monsterfilme übrigens auch. Was lag da also näher als beide Genres zu verknüpfen, um zu sehen, was dabei herauskommt. Regisseur Michael Matthews («Five Fingers for Marseilles») ist das Wagnis eingegangen und liefert mit «Love and Monsters» eine passable Mixtur ab. Aber man kann es vorausahnen: Denn natürlich steht hier die Monstershow vor der Lovestory an erster Stelle. Schließlich wollen die Zuschauenden auch Zuhause etwas zu sehen bekommen, wenn es schon nicht mehr möglich ist, aufwendiges Special-Effects-Kino dort zu erleben, wo es hingehört – nämlich auf die große Leinwand. Aber keine Angst, Romantiker kommen dennoch auf ihre Kosten. Das ist vor allem Hauptdarsteller Dylan O’Brien zu verdanken ist, der schon als Star der Science-Fiction-Kinotrilogie «Maze Runner» gegen schleimige Kreaturen ankämpfen musste. In «Love and Monsters» weiß er als liebeskranker Antiheld mit viel Selbstironie zu überzeugen.
Wenn Jäger zu Gejagten werden
Ein Asteroid rast gen Erde zu und kann im letzten Moment durch Raketen in seine Einzelteile zerschmettert werden. Doch genau diese Teile landen auf unseren Planeten mit verheerenden Folgen. Insekten und Kleinsttiere mutieren plötzlich zu haushohen Mutationen. Von den Menschen können sie nicht mehr zertreten und gejagt, und damit drehen sie den Spieß einfach mal um. 95 Prozent der Erdbevölkerung wird dadurch ausgelöscht. Die letzten Überlebenden verkriechen sich in unterirdischen Gewölben. Joel (Dylan O’Brien) hat jedoch genug davon, sich weiterhin zu verstecken und auf bessere Zeiten zu hoffen. Er will leben und dazu gehört für ihn auch die große Liebe. Als die Katastrophe ausbrach, wurde er von seiner Highschool-Geliebten Aimee (Jessica Henwick) getrennt. Nach sieben Jahren ist für ihn die Zeit gekommen, nach ihr zu suchen. Denn sie soll sich in einem Camp befinden, dass nur 150 Kilometer von seinem Kellerloch entfernt ist. An der Oberfläche lauern jedoch die Monster und der eher ängstliche Joel muss seinen ganzen Mut zusammennehmen, um sich der gefährlichen Reise zu stellen.
Töte die Krabbe
Da werden etliche Schaueffekte geboten, wenn der Protagonist durch zerfallende Orte stiefelt, die sich die Natur quasi zurückgeholt hat. Noch schlimmer ist der Gedanke, dass hinter jeder Ecke eine Riesenkröte oder mutierte Schnecken lauern könnten. Damit wird eine Menge Spannung aufgebaut, weil es dann auch irgendwann passiert, dass sich Joel immer wieder in aussichtslose Situationen wiederfindet. Das sind Schreckmomente, die aber Spaß machen sollen. Denn letztlich will sich «Love and Monsters» dabei gar nicht ernstnehmen, wenn Dylan O’Brien die eigentlich todbringenden Attacken mit kessen Sprüchen kommentiert. Überhaupt wächst einem seine Figur schnell ans Herz. Er ist eben kein muskelbepackter Macker, sondern ein selbstzweifelnder Schwächling, der erst zu sich selbst findet, als er sich den Gefahren da draußen stellt. Eine typische Heldengeschichte von einem, der auszog, das Fürchten zu lernen. Dass sein Antrieb dabei eine Frau ist, macht ihn noch um einiges sympathischer. Aber wie schon Herkules oder Odysseus in der griechischen Mythologie, muss sich auch unser Held einer letzten Hürde stellen. Zwar begegnet Joel wieder seiner Geliebten, doch es ist alles ganz anders als er es sich erhofft hat. In einem Film dieser Art heißt, dass noch ein großes Finale bevorsteht. Und das hat es in sich. ‚Töte die Krabbe‘ ist ein kleiner Hinweis darauf, aber mehr wird nicht verraten.
Apocalypse Now
«Liebe und Monsters» ist nicht der düstere Dystopie-Thriller den man erwarten würde. Denn hier wird alles mit Humor aufgebrochen – seien es furchterregende Monsterattacken oder schnulzige Liebesbekenntnisse. Auf der Handlungsebene wird dafür zwar einiges zurechtgebogen, damit das auch funktioniert. Aber es funktioniert eben und dient dem Unterhaltungswert, womit man die wenigen Logiklöcher dann auch gern verzeiht. Interessant ist der Film aber noch aus einer anderen Perspektive. Wenn Dylan O’Brien am Anfang verkündet, er hätte genug davon, sich weiterhin in der Hoffnung zu verstecken, es kämen irgendwann bessere Zeiten, fühlt sich wohl jeder gleich selbst an die eigene Misere erinnert, in die wir uns schon seit Monaten befinden: Der Corona-Lockdown - mit dem Unterschied, dass die realen Monster nur klitzekleine Viren sind, mit dem menschlichen Auge nicht zu sehen, die den menschlichen Körper von innen befallen. In der Absicht der Macher war das sicherlich nicht, denn die Dreharbeiten von «Love and Monsters» fanden bereits 2019 statt.
Fazit: Zwar spielt «Love and Monsters» mit Ängsten, die durch Corona real geworden sind, aber beängstigend ist der Film nicht. Denn tolle Actionszenen mit ironischem Augenzwinkern bieten beste Unterhaltung.
«Love and Monsters» ist bei Netflix erhältlich.