Mit einer Neuauflage soll James Gunn die Marke retten. Nur Margot Robbie ist vom alten Schlag wieder mit dabei.
Bereits 2016 strömten die gefährlichsten Verbrecher mit Superkräften aus, um sich im Auftrag der Regierung mit einem eigentlich aussichtslosen Selbstmordkommando rehabilitieren zu können. Damit wollte das DC-Comic-Universum dem Konkurrenten Marvel ordentlich Paroli bieten, doch der Schuss ging nach hinten los. «Suicide Squad» konnte weder Kritik noch Fans so richtig überzeugen. Aber die Neugierde zog dennoch alle in die Kinos, sodass zumindest finanziell bei einem weltweiten Einspielergebnis von knapp 750 Mio. Dollar von einem Flop nicht die Rede sein kann. Das muss überzeugend genug gewesen sein, um dem ausgeflippten DC-Anarcho-Typen ein weiteres Mal grünes Licht zu geben. Keine richtige Fortsetzung, sondern ein zweiter Versuch, weshalb der Titel nicht «Suicide Squad 2» lautet, sondern «The Suicide Squad» statt «Suicide Squad». Drei Buchstaben, die es bringen sollen. Einzig Margot Robbie («I, Tonya») als Harley Quinn ist vom alten Kader, zu dem auch große Namen wie Will Smith und Jared Leto gehörten, wieder mit dabei. Alle anderen Superschurken sind neu an Bord, und auch der Regisseur. Statt David Ayer («Sabotage») zieht diesmal James Gunn («Slither») die Strippen, der sich vor allem durch die beiden Marvel-Comicverfilmungen um die «Guardians of the Galaxy» verdient gemacht hat.
Freiwillige vor
Wenn weder Superman noch Batman zur Verfügung stehen, um die Erde vor einer unheilvollen Gefahr zu schützen, muss Task Force X-Leiterin Amanda Waller (Viola Davis) andere Freiwillige finden. Die sitzen jedoch hinter Gittern, sind aber mit brauchbaren Superkräften ausgestattet, sodass nur genügen Druck ausgeübt werden muss, um sie zu rekrutieren. Diesmal ist das Ziel eine abgelegene Insel, auf der es zum Militärputsch gekommen ist. Waller schickt gleich zwei Teams, die nichts voneinander wissen. Harley Quinn (Margot Robbie) muss mit ansehen, wie ihre Leute in kürzester Zeit dezimiert werden. Denn ihr Team diente als Ablenkung, und das dabei fast alle draufgegangen sind, war ein Risiko, dass Waller ohne mit der Wimper zu zucken, eingegangen ist – schließlich handelt es sich doch nur um Schwerverbrecher. Das Team um Bloodsport (Idris Elba) hat indessen mehr Glück. Harley schießt sich den Weg frei, um sich dem zweiten Team anzuschließen. Ziemlich schnell müssen sie jedoch erfahren, dass die feindlich gesinnten Guerilla-Kämpfer harmlos sind gegenüber das, was sie wirklich erwartet. Die Truppe, zu der auch Peacemaker (John Cena) und Rick Flag (Joel Kinnaman) gehören, ist einer außerirdischen Macht mit ungehörigem Zerstörungspotential ausgesetzt.
Ein durchgeknallter Trip
Auf dem ersten Blick klingt das erst mal wie eine gewöhnliche Invasoren-Story wie man sie in den letzten 20 Jahren mit tollen Tricks immer wieder vorgesetzt bekommen hat. Doch was James Gunn, der auch das Drehbuch verfasste, daraus macht, ist dann doch erstaunlich anders geworden. Er hat seiner Phantasie freien Lauf gelassen, denn schließlich befinden wir uns in einer Comic-Welt, und in der ist plötzlich alles möglich. Da geht es mal äußerst brutal zur Sache – keine Kompromisse, wenn Körper zerplatzen und das Blut spritzt. Dann dominiert wieder der Humor mit sarkastischen Sprüchen und Slapstick-Einlagen zum Schlapplachen. Wenn sich dann auch noch das dreißigmeterhohe Monster zeigt und zerstörerisch durch die Landschaften wütet, wird einem klar, hier herrscht der absolute Unernst. Das Ganze entwickelt sich also zunehmend zu einem durchgeknallten Trip. Irrsinnig sind also nicht nur die Protagonisten, sondern auch die Showeffekte, und die Story sowieso. Und doch bleibt einem das Lachen manchmal auch im Halse stecken - in Momenten, in denen man sich kurz besinnt, dass es mitunter fraglich sein kann, wie mit einer Gewaltorgie dieser Art die eigene anarchische Lust befriedigt wird. Na gut, man erlaubt es sich eben mal, und schaut dem Treiben weiter zu.
Die bessere Truppe
Auch wenn einem die Protagonisten nie wirklich sympathisch werden, und dass sie wollen womöglich auch gar nicht. Es sind Antihelden, die sich cool und lässig durchs Actiongewirr schlagen, weil sie sich davon Straferlass erhoffen. Und doch weiß man, aus ihnen werden nie und nimmer ordentliche Bürger werden. Aber sie leben stellvertretend für die Zuschauer etwas aus, was vielleicht in jedem irgendwo im Verborgenen schlummert. Einfach drauflosschlagen, wenn einem danach ist. Etwas nervig agiert dabei leider immer wieder Margot Robbie, die im letzten Jahr mit «Birds of Prey» schon ihren eigenen schrecklich-schrillen Harley-Quinn-Film bekam. Am Sympathischsten mag dann doch noch Idris Elba («Luther») herüberkommen, der sich durch seine Rolle als mächtiger Wächter Heimdall in diversen «Thor»- und «Avengers»-Filmen ebenfalls schon Sporen bei Marvel verdient hat. Im Vergleich zur ersten Verfilmung von 2016 ist «The Suicide Squad» mit Abstand der bessere Film geworden, weil James Gunn viel mehr traut und vor allem verstanden hat, wie seine Figuren zu ticken haben, damit das Publikum eine echte Hassliebe zu ihnen entwickelt.
Fazit: Vor fünf Jahren gab es den ersten «Suicide Squad»-Film, der aber nicht gut ankam. Also alles nochmals auf Anfang, und diesmal richtig. Noch sarkastischer, noch brutaler, aber auch noch hirnverbrannter.
«The Suicide Squad» läuft im Kino.