In der Mischung aus Zeichentrick- und Realfilm sind unter anderem Chloë Grace Moretz und Michael Penā zu sehen.
Kaum zu glauben, dass Tom und Jerry im letzten Jahr ihren 80-jährigen Geburtstag begehen durften. Denn Katz und Maus, die 1940 auf einen Zeichentisch in Hollywood durch die beiden Zeichentrickpioniere William Hanna (†90, «Familie Feuerstein») und Joseph Barbera (†95, «Scooby-Doo») ihre Geburtsstunde erlebten, sind quietschfidel wie eh und je. Als Trickfigur ist man eben alterslos, weshalb die beiden auch im 21. Jahrhundert noch Publikumslieblinge sind. Hierzulande kennen die meisten «Tom & Jerry» als Fernsehzeichentrickserie, in den USA jedoch liefen ihre Kurzfilme überwiegend als Vorprogramm im Kino. Erstmals ins Hauptprogramm gerieten sie 1992 mit «Tom & Jerry - Der Film» auf die Leinwand. Doch ein für alle zufriedenstellendes Kinoereignis wurde daraus nicht, weil letztendlich doch mit zu vielen Regeln aus den Cartoons gebrochen wurde. Nun gibt es einen neuen Kinofilm, schlicht «Tom & Jerry» genannt, bei dem es aber erst recht nicht ‚Back to the Roots‘ heißt. Denn diesmal agieren die beiden mit echten Darstellern aus Fleisch und Blut – ein Mischmasch aus Real- und Zeichentrickfilm. Ungewöhnlich, aber keine Premiere. Bereits 1945 traten sie an der Seite des Tänzers Gene Kelly (†83, «Singin‘ in the Rain») auf, und mit Revue-Schwimmerin Esther Williams (†91, «Badene Venus») gingen sie 1953 sogar baden.
Die Maus muss raus
In einem New Yorker Luxushotel hat sich die clevere, aber finanziell ausgebrannte Kayla (Chloë Grace Moretz) durch einen nicht ganz so netten Trick einen Job als Managerin unter den Nagel gerissen. Sehr zum Ärger ihres nächsten Vorgesetzten Terence (Michael Penā), der von Hause aus misstrauisch ist und sie unter ständiger Beobachtung behält. Immerhin steht die größte Hochzeit in der Geschichte des Hotels an. Da darf nichts schiefgehen, und eine Maus, die sich in den oberen Stockwerken eingenistet hat, ist dabei besonders störend. Kayla kann ja nicht ahnen, dass es sich dabei um Jerry handelt - eben keine gewöhnliche Maus, sondern ein schlauer Nager, der sich nicht erwischen lässt. Für Kayla wird die Jagd auf die Maus zur Bewährungsprobe. Dabei stößt sie auf Tom, den Kater, der es sich ebenfalls im Hotel gemütlich machen wollte. Aber Kayla hat ihn dabei erwischt, bietet ihm aber an, dass er bleiben darf, wenn er ihr hilft, die Maus loszuwerden. Nichts lieber als das, denkt sich Tom. Doch mit ihren Verfolgungsjagden bricht das Chaos aus, im Hotel geht einiges zu Bruch und sogar die Hochzeit fällt dadurch ins Wasser.
Nur eine Nummernrevue?
Als Zuschauer hat man anfangs einige Schwierigkeiten, Tom und Jerry nicht mehr in ihrer gewohnten Zeichentrickwelt zu erleben. Irgendwie wirken sie im heutigen New York erst mal fehl am Platz, und wenn die echten Schauspieler ihre Auftritte haben, haben Katz und Maus dann auch immer wieder Pause. Bis sie wieder an der Reihe sind, um sich auf gewohnte Weise gegenseitig das Leben schwerzumachen. Also nur eine Nummernrevue? Nein, denn dieser anfängliche Eindruck verfliegt zusehends, wenn die beiden titelgebenden Hauptfiguren immer mehr in die eigentliche Handlung hineingezogen werden, die sich ganz klar um Chloë Grace Moretz («Kick-Ass») Figur dreht. Irgendwann begräbt sie aber das Kriegsbeil, und weil die Netten auch nett bleiben sollen, verbündet sie sich neben Tom auch noch mit Jerry. Glücklicherweise begeht Regisseur Tim Story («Fantastic Four») dabei nicht den gleichen Fehler wie zuletzt bei «Space Jam 2» geschehen, wo die Trickfiguren ein dreidimensionales Aussehen verpasst bekommen hatten, um noch moderner den heutigen Sehgewohnheiten zu entsprechen. Tom und Jerry bleiben flache Zeichentrickfiguren, obwohl sie heutzutage längst nicht mehr per Hand gezeichnet, sondern am Computer zum Leben erweckt werden. Das sollte ihre Fans ein wenig versöhnen, wenn sie sich schon daran gewöhnen müssen, dass beide in einem realen Umfeld existieren müssen. Wobei man immerhin so konsequent ist, alle Tiere als Zeichentrickfiguren auftreten zu lassen, sogar die Schweinkeulen in der Hotelküche sehen gemalt aus.
Vielen Dank für die Blumen
In frühen Tragen waren die Späße von Tom und Jerry noch recht derbe, was regelmäßig zu Diskussionen führte, ob ‚Bügeleisen auf dem Kopf fallen lassen‘ und ähnliche Gewaltexzesse überhaupt kindertauglich wären. Nun gut, in Cartoons geht es stets um Übertreibungen und darum, physikalische Grenzen zu überschreiten, und wie man vor 32 Jahren in «Falsches Spiel mir Roger Rabbit» erfahren konnte, sind Cartoon-Figuren sowieso nicht kleinzukriegen. Die können das ab! Wie dem auch sei, auch dahingehend wurde im zweiten Kinofilm korrekt justiert. Zwar dürfen Tom und Jerry einigen Schabernack betreiben und sich gegenseitig unfreundliche Fallen stellen, aber mit den ausufernden Kloppereien aus frühen Tagen hat das nur noch wenig zu tun. «Tom und Jerry» sind zahm geworden, schließlich will man das Zielpublikum nicht verschrecken: Familien. Weshalb der zweite Kinoausflug von «Tom & Jerry» dann doch nicht mehr als seichtes Entertainment ist, um allen gefallen zu wollen. In Deutschland hat man hintendran zusätzlich den Udo-Jürgens-Song „Vielen Dank für die Blumen“ angehängt - modern arrangiert und neu interpretiert von Annett Louisan. Schließlich sind damit seit 1981 Generationen deutscher Kinder großgeworden, und ein bisschen Nostalgie hat noch nie geschadet.
Fazit: Als leichter Familienspaß funktioniert der Mix aus Real- und Trickfilm relativ gut, auch wenn «Tom & Jerry» nie besser sein werden als in ihren launigen Kurzfilmen.
«Tom & Jerry» ist im Kino zu sehen.