Zwar zählt Paramount+ mittlerweile über 40 Millionen Abonnenten, doch eine Analyse zeigt: Die Nachfrage nach ViacomCBS-Inhalten bei konkurrierenden Streamern ist enorm.
Vor einer Woche wurde bekannt, dass sich ViacomCBS und Comcast für den europäischen Markt verbünden und den Dienst SkyShowtime in 20 Ländern an den Start bringen. Ziel der Partnerschaft sei es, „schnell international zu skalieren und Inhalte in ganz Europa zu monetarisieren“. Dabei besteht vor der eigenen Haustüre eigentlich noch genug Handlungsbedarf – vor allem für den ViacomCBS-Dienst Paramount+. Einer Analyse des Marktforschungsunternehmens Parrot Analytics (PA) zufolge schöpft der US-Streamingdienst sein Potential nicht vollständig aus. Laut den Zahlen des zweiten Quartals hatte ViacomCBS nach Disney den zweithöchsten Anteil der Unternehmensnachfrage aller Medienkonzerne in den USA. Das Problem: Paramount+ war nur die sechstgefragteste Streaming-Plattform bei der US-Zuschauernachfrage für alle On-Plattform-Inhalte und die siebtgrößte Streaming-Plattform für digitale Originalinhalte.
Warum ist das so?
ViacomCBS sichert sich lieber garantierte Einnahmen, indem es seine gefragtesten Serien, wie «Criminal Minds», «NCIS», «Shameless» und «Spongebob Schwammkopf», an andere Streamingplattformen lizensiert. Tatsächlich machen ViacomCBS-Inhalte 7,4 Prozent der lizenzierten Katalognachfrage für Hulu, 24,8 Prozent für Amazon Prime Video und 25,6 Prozent für Netflix aus. Übrigens ist ViacomCBS nicht das einzige Unternehmen, das so agiert. Statt HBO Max in Deutschland zu starten, verhökert WarnerMedia für – wie man aus Kreisen des Unternehmens hört – seine Inhalte für sehr gutes Geld. Vor allem Sky Deutschland war ein guter Abnehmer für Kinofilme in der Pandemie.
Logische Schlussfolgerung
Wenn ViacomCBS also im überfüllten SVOD-Bereich wirklich konkurrieren möchte, müsse man die lizenzierten Inhalte zurückziehen und sie exklusiv für Paramount+ anbieten, schließlich lassen sich durch exklusive Inhalte die meisten Abonnenten generieren und binden. Ein Problem für Paramount+ ist daher, dass fast die Hälfte der nachgefragten Inhalte auf Paramount+ nicht exklusiv für die Plattform sind. Zudem hinkt die Plattform der Gesamtnachfrage nach Originalserien deutlich hinterher. Paramount arbeitet bei SkyShowtime mit Comcast zusammen, vermutlich zahlt das Sky eine gute Summe für den Deal.
Große Bibliothek bei der Konkurrenz
Parrat Analytics fand heraus, dass die Lizenzstrategie von ViacomCBS zwar Einnahmen generiere, aber auch Mitbewerber stärke. In einer Analyse dröselte man die Nachfrage nach lizenzierten Inhalten auf den wichtigsten US-SVOD-Plattformen heraus. Daraus wurde deutlich, dass die ViacomCBS-Serien einen Großteil der Nachfrage anderer Plattformen ausmachen. Rund ein Viertel der gesamten Nachfrage nach Lizenzserien auf Netflix entfällt auf eine ViacomCBS-Serie. Ähnlich verhält es sich bei Amazon Prime Video und Peacock. Der Vorteil liegt dadurch klar bei den anderen Diensten. Wenn aber alle diese Serien von ViacomCBS zurückgefordert und exklusiv auf Paramount+ verfügbar gemacht würden, läge eine beeindruckende Bibliothek vorhanden.
Fazit
Bei ViacomCBS gibt es großes Potential, um den eigenen Streamingdienst Paramount+ zu stärken, denn die Nachfrage nach diesen Inhalten ist auf anderen Plattformen enorm, worin einerseits das Problem und anderseits auch die Lösung liegen könnte. Nimmt man anderen Anbietern diese Inhalte weg, verlieren manche Abonnenten womöglich das Interesse an der Konkurrenz und der Griff zu Paramount+ wird noch attraktiver. Dadurch würden ViacomCBS aber sicherlich zunächst garantierte Einnahme-Quellen wegfallen. Bei der Konzernzentrale sind angesichts der Corona-Pandemie die Aufsichtsräte vorsichtig, die aktuellen, attraktiven Einnahmen durch ein neues Modell aufs Spiel zu setzen.