Diese Serie aus der Feder der amerikanischen Schauspielerin Amanda Peet wirft einen Blick hinter die Kulissen einer US-Eliteuniversität.
Stab
Darsteller: Sandra Oh, Jay Duplass, Bob Balaban, Nana Mensah, Everly Carganilla, David Morse, Holland Taylor
Erschafferinnen: Amanda Peet, Annie Julia WymanProfessoren sind auch nur Menschen. So wie Dr. Ji-Yoon Kim (Sandra Oh), die nun mit fast 50 endlich Lehrstuhlinhaberin an der Fakultät für Englische Sprache und Literatur an einem College irgendwo an der amerikanischen Ostküste geworden ist, vielleicht dort oben in Nordengland, wo mit Harvard, Yale und Dartmouth all die Eliteuniversitäten liegen. Wie sie bald feststellt, kann sie sich nun jedoch nicht mit größerer beruflicher Sicherheit und nachdrücklicherem Prestige ihrer Berufung – Forschung und Lehre – widmen, sondern verbringt die Tage hauptsächlich mit allerhand Verwaltungstätigkeiten. Dabei sitzt ihr der alte Dekan im Nacken, der einen klaren Auftrag für sie hat: ihren Lehrstuhl ins 21. Jahrhundert führen. Denn die alten Kollegen (am bekanntesten: Bob Balaban und Holland Taylor), die sich bei akademischen Feiern hauptsächlich über ihre letzte Darmspiegelung unterhalten, unterrichten immer noch so behäbig und angestaubt wie vor fünfzig Jahren, und halten auch nichts davon, die Evaluationsbögen der jungen Studenten unter die Lupe zu nehmen.
Ganz anders der dynamische, aufstrebende und bei den jungen Studenten beliebte Dr. Bill Dobson (Jay Duplass), der seelisch gerade in einem tiefen Loch steckt: Seine Frau ist kürzlich verstorben, und seine Tochter ist kurz darauf ans andere Ende des Landes gezogen, um ihrerseits nun eine Universität zu besuchen. Auch wenn er morgens noch verkatert aus seinem Haus torkelt und mit seinem E-Roller dank des Restalkohols in einer verschneiten Buschschneise landet, ist nie eine Studentin weit, um ihn mit zur Uni zu nehmen, wo er dann über den Tod in der Moderne und die Verquickung von Absurdismus und Faschismus doziert – um mit seiner Vorführung des Hitlergrußes prompt einen Skandal auszulösen.
«Die Professorin» ist also ein Blick hinter die Kulissen einer kleinen, überalterten und unmordernen amerikanischen Elite-Universität, die in der heutigen Zeit ankommen soll, wo Fernlernen und eine gewisse Serviceorientiertheit des Bildungsbetriebs eigentlich schon länger Normalität sein müssten. Zudem sind Hochschulen – vielleicht aufgrund der Jugend der Studierendenschaft – immer auch politisch aufgeladene Orte, weshalb jede Provokation des Lehrkörpers dankbar aufgenommen und rasch zum nächsten Skandal aufgebauscht wird.
Bei all den Universitätsgeschichten kommt bei dieser Netflix-Serie aber auch das Privatleben der Figuren nicht zu kurz – und hier wird der Blick hinter die Kulissen schließlich perfekt, denn bei aller Erhabenheit der edlen Akademiker führt uns «Die Professorin» auch in ihre Schlafzimmer und den alltäglichen Umgang mit ihren Familien, die sowohl aus besserwisserischen Eltern als auch schutzbedürftigen Kindern bestehen. Vor dem ganz normalen Wahnsinn des Alltags ist eben auch eine Englischprofessorin nicht gefeit – auch wenn die wenigsten von ihnen auch im Pyjama noch so elegant aussehen dürften wie Sandra Oh.
Der Streaming-Dienst Netflix strahlt «Die Professorin» aus.