Thomas Clemens: ‚Wie in einem Science-Fiction-Film‘
Das Medienmagazin Quotenmeter hat mit dem Österreicher Clemens unter anderem über das berufliche Reisen in der Pandemie gesprochen.
Herr Thomas Clemens. Sie verkörpern bei «SOKO Köln» den Pathologen Dr. Philip Kraft. Beschreiben Sie doch einmal Ihre Figur, die Sie seit Jahren verkörpern.
Philip Kraft ist fachlich sicher hervorragend, aber dadurch, dass er in seinem Alltag überwiegend mit Toten zu tun hat, ist er im Umgang mit Lebenden zum Teil nicht ganz so geschickt. Das fängt damit an, dass er schon mal zu viel redet, wenn er endlich die Gelegenheit bekommt und geht bis dahin, dass er immer wieder ungefragt Tipps zu den Ermittlungen gibt. Vermutlich wäre er auch gerne mehr im Team unterwegs und - ganz wichtig! - er würde so gerne endlich seine Traumfrau treffen!
Bereits Mitte Oktober steht Dr. Kraft im Mittelpunkt der Serie, denn dann wird das Thema Dating in der Generation Ü40 angesprochen. Muss man sich dafür heute noch schämen?
Eine Schande, wenn man sich dafür jemals schämen musste! Sicher, es gab (oder gibt) vielleicht einen gewissen Druck, speziell von älteren Generationen. So: „Na, und wann kommst du unter die Haube?“ … Schrecklich. Im besten Fall gut gemeint. 😀
Keiner, der andere kennenlernen möchte, sollte sich schämen müssen! Zu keinem Zeitpunkt. Das ist doch ein menschliches Grundbedürfnis!
Ihre Stationen sind die österreichische Hauptstadt Wien und die deutsche Fernseh-„Hauptstadt“ Köln. Wie war die Pendelei beim ersten Corona-Lockdown?
Schrecklich! Völlig verwaiste Bahnhöfe und Flughäfen. Gespenstisch! Wie in einem düsteren Science-Fiction-Film! Auch sehr anstrengend war das! Mittlerweile ist es wieder ein ganzes Stück weit besser bzw. es sind alle ein bisschen in die Anforderungen reingewachsen. Die diffuse Angst hat bei den meisten Menschen zum Glück nachgelassen. Wir wissen jetzt im Allgemeinen viel besser, wie wir mit dem Virus umgehen, wie wir uns schützen können. Das macht vieles leichter.
Ich bleibe aber nach wie vor vorsichtig.
Wie traten in die Fußstapfen Ihres Vaters, er war auch Schauspieler. Hat er Sie oftmals ans Set mitgenommen?
Nein, mein Vater hat mich nie ans Set mitgenommen und ins Theater fast nie. Er wollte nicht, dass ich so ein „Theaterkind“ werde, glaube ich. Und er hat mich auf jeden Fall nicht aktiv beeinflusst bei meiner Berufswahl.
Manchmal hat er mich ins Tonstudio zu Aufnahmen mitgenommen. Das war spannend und aufregend für mich. Und ich war natürlich sehr stolz auf meinen Vater!
Sie standen schon für viele Filme und Serien vor der Kamera. Gibt es Projekte, die Sie nicht missen wollen?
Andersherum geantwortet: Es gibt zum Glück nur ganz wenige Projekte, bei denen ich im Nachhinein gedacht habe: Das hättest du mal besser nicht gemacht. 😀
«SOKO Köln» ist ein wöchentlicher Garant für gute Quoten, die Aufmerksamkeit ist riesig. Sie waren aber auch bei der TVNow-Produktion «M – Eine Stadt sucht einen Mörder» vor der Kamera, die hierzulande bislang nur im Pay-TV lief. Wie war die Wahrnehmung in diesem Bereich?
Wenn es um David Schalko geht, kann ich keine wirklich objektive Antwort geben. Dafür bin ich ein viel zu großer Fan von ihm. Da ist meine Wahrnehmung sicherlich selektiv.
Wie die Zuschauerzahlen bei TV Now waren weiß ich ehrlich gesagt nicht, ich finde aber, dass Schalkos Produktionen generell einem großen Publikum zugänglich gemacht werden sollten. Er hat ja nicht nur den Anspruch, gut zu unterhalten. Obwohl er das auch tut! Sogar sehr gut! Bei Schalko geht es aber immer auch um unsere Gesellschaft. Wie wir uns entwickeln und was gewisse Entwicklungen mit uns machen.
Wir haben «M» 2018 gedreht. Schauen Sie sich die politische Landschaft heute an…
Interessanterweise strahlte der österreichische Fernsehsender ORF eins den Mehrteiler im Februar 2019 aus. Wie war das Feedback in Österreich?
Abgesehen von ein paar Stimmen, die David Schalkos Serie 1:1 mit der historischen Vorlage verglichen haben - was man eigentlich nicht tun sollte - und dementsprechend enttäuscht waren, habe ich überwiegend sehr positives Feedback zu «M» gehört.
Sie sind schon seit 16 Jahren bei «SOKO Köln» dabei, zahlreiche Kollegen haben den Dienst quittiert. Wie lange wollen Sie noch an Bord bleiben? Oder machen Sie sich über Ihre Zukunft keine Sorgen?
Die Rolle des Dr. Philip Kraft ist ja bei weitem nicht so stark präsent, wie die der Kommissarinnen und Kommissare. Insofern verstehe ich das schon, dass die bei ihrem Pensum irgendwann aufhören bzw. eine Abwechslung brauchen.
Zumindest seit ich dabei bin hat ja niemand aufgehört, weil es so furchtbar bei der «SOKO Köln» ist. Ganz im Gegenteil! Ich habe im Laufe der Jahre Freunde da gefunden und jedes Mal, wenn ich ans Set komme, hat es was von Berufs-Familie. Sehr schön ist das für mich!
Insofern bleibe ich der «SOKO Köln» fürs Erste gerne erhalten. Und Sorgen um meine berufliche Zukunft mache ich mir erst dann, wenn’s angebracht ist…
Vielen Dank für das Gespräch.
Die neue «SOKO Köln»-Staffel ist ab Dienstag, den 21. September, um 18.00 Uhr im ZDF zu sehen.