Mit drei neuen Fällen überzeugte «Vienna Blood» bereits Ende Oktober 2021 das österreichische Publikum, in Deutschland geht es ebenfalls schon im November weiter.
Während in Deutschland die zu eher späten Stunde beim ZDF ausgestrahlte erste Staffel nur mäßig erfolgreich lief, avancierte diese in unserem Nachbarland Österreich schnell zum Hit und wird heute bis nach Australien vermarktet. Auch die drei neuesten Fälle des ungleichen Duos erreichten beim ORF im Schnitt überzeugende 26 Prozent Marktanteil, weshalb noch vor der Ausstrahlung in Deutschland eine Fortsetzung beauftragt wurde, die 2022 gedreht werden soll.
Was die neuen Fälle von Oskar Rheinhardt (Juergen Maurer) und Max Liebermann (Matthew Beard) betrifft, so bleibt sich die Serie weitestgehend treu, im Guten wie im Schlechten. Die Serie steht und fällt mit seinen beiden Protagonisten, die daher wenig überraschend in Staffel zwei noch mehr Screentime einnehmen und jegliche Nebencharaktere zu Statisten degradieren. Ohne das charismatische Zusammenspiel des grummeligen Polizisten Rheinhardt und des etwas spießig-prätentiösen Psychoanalytikers Liebermann würde das Konstrukt von Vienna Blood nämlich recht schnell wie ein Kartenhaus in sich zusammenfallen. Während Staffel eins noch den Eindruck eines intendierten übergeordneten Erzählstrangs machte, konzentrieren sich die Autoren in Staffel zwei ganz auf den Fall der Woche. So wurde beispielsweise die Rolle der in Staffel eins als Patientin und zukünftige „Love Interest“ für Liebermann eingeführten Chemikerin Amelia Lydgate stark reduziert und gar klammheimlich Jessica De Gouw, die die Figur noch in Staffel eins verkörperte, in der aktuellen Staffel durch Lucy Griffiths ersetzt.
Problematisch wird «Vienna Blood» immer dann, wenn es sich der Zuschauer herausnimmt, sich von den beiden Protagonisten und den historischen Wiener Schauplätzen zu lösen und der Handlung weitere Beachtung zukommen lässt. Die Fälle an sich hinterlassen leider einen stets äußerst konstruierten Beigeschmack, die nicht darauf bauen, dass die Zuschauerschaft selbst versuchen könnte, sich Gedanken über den möglichen Mörder zu machen. Stattdessen werden die Fälle immer in den letzten Minuten des jeweiligen Fernsehfilms, mit relativ aus der Luft gegriffenen Hinweisen aufgelöst. Dies mag beim Publikum zwar für Aussagen, wie „darauf wäre ich ja nie gekommen“ sorgen, die Ermittler wären es allerdings auch nicht, wenn die Autoren ihnen die Worte, die den Fall letztlich auflösen, nicht in den Mund gelegt hätten. Diese Konstruiertheit des Storytellings dürfte auch der Tatsache verschuldet sein, dass sich die Autoren von den Romanen der Liebermann Reihe, auf denen die Verfilmungen beruhen, höchstens bestimmte Themen, wie den Tod eines Priesters herausnehmen und dann daraus eigenständige Stories schreiben, die mit der Buchvorlage nichts mehr zu tun haben.
«Vienna Blood» kommt mit Staffel zwei weiter von der Intention einer Serie ab und erinnert im Fernsehfilmformat teilweise an einen historischen «Tatort». Die Serie eignet sich aufgrund des sympathisch gecasteten Duos Juergen Maurer und Mattew Beard sowie des historischen Settings trotz der erzählerischen Schwächen durchaus zur leichten Berieselung am Sonntagabend, die Handlung bleibt aber genauso wenig in Erinnerung, wie die eines beliebigen Tatorts.
In Deutschland wird das ZDF die neuen Folgen von «Vienna Blood» ab dem 21. November um 22:15 Uhr ausstrahlen. Österreicher, die die Folgen bei der Erstausstrahlung verpasst haben, können diese schon jetzt in der Mediathek des ORF nachholen.