Stasi-Arbeit: ARD-Sportkoordinator fliegt vom Schirm

Entscheidung in letzter Minute: ARD-Sportkoordinator Hagen Boßdorf wird während der bereits am Freitag beginnenden Olympischen Winterspiele in Turin und der Tour de France im Sommer nicht auf dem Bildschirm präsent sein. Dies gab die ARD am Dienstag bekannt.

Die Intendantin und Intendanten der ARD-Landesrundfunkanstalten haben in ihrer internen Sitzung in Köln die Ergebnisse des Gutachtens des Forschungsverbundes SED-Staat der FU Berlin und eine hierzu vorliegende persönliche Stellungnahme von Hagen Boßdorf ausführlich diskutiert. Hierbei wurde laut ARD-Angaben festgestellt, dass die von Boßdorf bei seiner Berufung zum Koordinator Sport im Jahr 2002 erteilten Auskünfte unvollständig waren. Dies haben die Intendantin und die Intendanten ausdrücklich missbilligt.

Boßdorf erklärt daraufhin sein Bedauern, dass die ARD durch ihn in die Diskussion über seine Vergangenheit geraten sei. Er habe sich für seine abqualifizierenden Äußerungen gegenüber der Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR, Marianne Birthler, zwischenzeitlich entschuldigt. Daraufhin habe Boßdorf den ARD-Vorsitzenden gebeten, ihn von seinen Aufgaben im Rahmen der Berichterstattung bei den Olympischen Winterspielen in Turin und der kommenden Tour de France zu entbinden,um der ARD weitere öffentliche Diskussionen zu ersparen. Die ARD habe diesem Wunsch stattgegeben.

ARD-Programmdirektor Dr. Günter Struve sei von den Intendanten beauftragt worden, arbeitsrechtliche Konsequenzen zu ergreifen. An eine vorzeitige Beendigung des mit
Hagen Boßdorf bis 31. März 2007 bestehenden Vertragsverhältnisses ist beim derzeitigen Erkenntnisstand jedoch nicht gedacht, hieß es.
07.02.2006 17:34 Uhr  •  Alexander Krei  •  Quelle: ARD Kurz-URL: qmde.de/13134