Viel war geschrieben worden über das neue RTL, mit dem «Supertalent» zeigte sich die neue Senderstrategie auf dem prominenten Samstagabend-Sendeplatz. Wie lief es für die runderneuerte Castingshow?
Im Frühjahr trennten sich die Wege von RTL und Musikproduzent Dieter Bohlen etwas überraschend, stand der Pop-Titan doch für fast zwei Jahrzehnte Erfolg mit den Castingshows «Deutschland sucht den Superstar» und «Das Supertalent». Familienfreundlicher wollte RTL werden, weniger Hans Dampf in allen Gassen. Deswegen sanierte man beide Formate und stellte im Sommer zwei komplett neue Jurys für die beiden Formate vor. Beim
«Supertalent» sollte Lukas Podolski der neue Star am Jury-Tisch werden, doch dieser Plan durchkreuzte eine Corona-Erkrankung des Fußballweltmeisters, weshalb er nach dem ersten Drehtag die Show verlassen musste. Die Ehrlich Brothers – ursprünglich als Gast-Juroren vorgesehen – wurden als feste Mitglieder etabliert, die an der Seite von Michael Michalski und Chantal Janzen Platz nahmen. Ergänzt wurde das Quartett in jeder Folge von einem anderen Gastjuroren.
In Folge eins am 2. Oktober waren dies Motsi Mabuse und Riccardo Simonetti, da Janzen wie Podolski kurzfristig in Quarantäne weilte. Die von Lola Weippert und Chris Tall moderierte Auftaktshow verfolgten immerhin 2,28 Millionen Zuschauer ab drei Jahren, was solide 8,8 Prozent des Gesamtmarktes entsprach. In der Zielgruppe waren mit 0,87 Millionen 14- bis 49-Jährigen gute 14,6 Prozent möglich. Trotz der für RTL guten Quoten, war bereits zum Anfang zu erahnen, dass der Anteil Bohlens am Erfolg der Sendung größer war als man das bei den RTL-Verantwortlichen gerne gehabt hätte. 2020 sahen die erste Folge knapp eine Million Zuschauer mehr, was in der Zielgruppe zu 17,1 Prozent führte.
In Woche zwei – diesmal mit Janzen neben Mabuse, Michalski und dem Magier-Duo in der Jury – sank das Interesse bereits erheblich. Nur noch 1,77 Millionen Zuschauer schalteten den Kölner Sender ein, 0,53 Millionen waren im werberelevanten Alter. Die Markanteile fielen mit 6,9 Prozent bei allen und 9,4 Prozent bei den Umworbenen klar unterdurchschnittlich aus. Richtig groß wurden die Probleme aber erst ab Woche drei, denn dann startete ProSieben im Gegenprogramm seine Erfolgsshow «The Masked Singer». Während man sich in Unterföhring über 24,1 Prozent freuen durfte, setzte es in Köln miserable 6,1 Prozent in der Zielgruppe. Die Reichweiten stürzten auf 1,35 respektive 1,35 Millionen. Insgesamt wurde ein Marktanteil von 4,8 Prozent erzielt.
Bis Ende November standen noch vier weitere Vorrunden-Castings auf dem Plan. Nach Andrea Kiewel in Woche drei waren Yvonne Catterfeld, Kaya Yanar, ein weiteres Mal Riccardo Simonetti und Sophia Thomalla Teil der Jury. Am 23. Oktober sahen 1,47 Millionen Menschen zu, was die Quoten etwas auf 5,4 Prozent bei allen und 9,0 Prozent bei den Jüngeren steigen ließ. Der Aufwind war allerdings schnell verflogen, denn am 30. Oktober sanken die Werte auf 5,0 und 7,1 Prozent. Auch die Reichweite landete wieder bei 1,35 Millionen. Am 6. November kam es dann zum Super-GAU, der nicht nur dem «Supertalent» geschuldet war, sondern auch dem überragenden Erfolg von «Wetten, dass…?» im ZDF. Dennoch lief es für RTL furchtbar. Während ProSieben zumindest die absoluten Zuschauerzahlen auf einem annehmbaren Niveau hielt, gelang RTL noch nicht einmal dies – und das obwohl Lukas Podolski in dieser Folge zum ersten Mal in der Jury saß, es war die Sendung des ersten Aufzeichnungstages. Nur 0,78 Millionen Zuschauer ab drei Jahren interessierten sich für die Castingshow. 0,26 Millionen stammten aus der Zielgruppe, die Quoten brachen auf ein uferlos miserables Niveau von 2,4 beziehungsweise 2,9 Prozent ein.
Beim letzten Casting stabilisierte man sich auf dem gewohnt schwachen Niveau von 7,6 Prozent Marktanteil in der umworbenen Gruppe. 1,45 Millionen Zuschauer belegten 5,2 Prozent des Gesamtmarktes. Nach einer Woche Pause stand am 27. November das erste Live-Halbfinale an, mit dabei war dann auch Lukas Podolski. Die fast dreistündige Show verbuchte ein 1,34-millionköpfiges Publikum, wovon 0,53 Millionen aus der Zielgruppe stammten. Die Einschaltquoten bewegten sich nun bei 4,8 Prozent insgesamt und 8,1 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen. im zweiten Halbfinale fehlten die Ehrlich Brothers, weswegen Thomas Gottschalk verpflichtet wurde. Dies half der Sendung jedoch gar nicht und die Marktanteile stürzten auf 4,4 und 5,7 Prozent. Die Reichweite belief sich auf 1,18 Millionen. Am 11. Dezember ging die Show vor 1,30 Millionen Sehern sang- und klanglos zu Ende. Nach 4,8 Prozent bei allen Sehern und 6,5 Prozent bei den Umworbenen dürfte RTL froh gewesen sein, dass das Quotenleiden endlich ein Ende hatte.
Im Durchschnitt erreichte die 15. «Das Supertalent»-Staffel nur 1,43 Millionen Zuschauer ab drei Jahren, was einem Marktanteil von dürftigen 5,3 Prozent entsprach. In der Zielgruppe sicherte man sich mit 0,50 Millionen 14- bis 49-Jährigen miserable 7,7 Prozent. Zum Vergleich: 2020 holte die Castingshow mit Dieter Bohlen im Mittel eine Reichweite von 2,95 Millionen Zuschauern und 9,6 Prozent. Auch in der Zielgruppe waren die Werte deutlich überlegen: Mit 1,13 Millionen Jüngeren standen 13,6 Prozent zu Buche. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass «Das Supertalent» seit Jahren auf dem absteigenden Ast ist.