Ultralativ – kritische Video-Essays zu relevanten Themen in der Medienwelt
Als „Stimme der Vernunft im YouTube-Wahnsinn“ wurde der Kanal bezeichnet, der medienkritisch und mit viel Satire die Onlinewelt unter die Lupe nimmt.
Der Kanal Ultralativ behandelt in meist unter zehn Minuten mit übersichtlichen Veranschaulichungen hochrelevante und komplexe Sachverhalte und wirft dabei oftmals einen kritischen Blick auf verschiedene Medien. Die Video-Essays beschäftigen sich beispielsweise mit dem EU-Urheberrecht, der Vorbildfunktion von Influencern oder den Machtverhältnissen auf YouTube. Inzwischen haben 310.000 Millionen Interessierte den Kanal abonniert.
Gegründet wurde der Kanal Anfang 2016 von Fynn Kröger aus Reesdorf (*07. August 1995) und Paul Schulte aus Kiel (*25. März 1996). Die beiden lernten sich in der 10. Klasse kennen, nachdem Kröger auf die Schule von Schulte wechselte und die beiden nebeneinandergesetzt wurden. Die Idee für Videos in diese medienkritische Richtung kam den beiden durch die private Nutzung durch YouTube. Es fehlte ihnen jemand, der erklärt, warum manche Teile der Plattform so schädlich sind und auf welche Weise die Zuschauer manipuliert werden können. Außerdem interessieren sich die beiden für Konzepte wie Framing, Priming oder das Internet als Wirtschaftssystem. Somit übernahmen sie selbst diese Rolle, um andere über fragwürdige Sachverhalte aufzuklären.
Der Name „Ultralativ“ stammt ursprünglich von dem Poetry-Slammer Jan Philopp Zymny und ist ein Neologismus, welcher die Steigerung des Superlativs beschreibt. Inzwischen ist Paul Schulte kein Mitglied mehr und Fynn Kröger leitet den Kanal allein. Zu Beginn gingen die YouTuber oftmals konkret auf verschiedene Größen der Plattform ein, unter anderem mit Thumbnailanalysen von Sami Slimani, KsFreak oder den Lochis und setzten sich damit stets sachlich und eloquent, aber auch satirisch auseinander. Früher gab es eine „Wochenschau“, welche die wichtigsten und unwichtigsten Trends auf YouTube genauer unter die Lupe nahm. Die meisten Videos enden mit dem Satz „…und das ist furchtbar schade.“
Längst beschäftigt sich der Kanal nicht mehr nur mit dem Vorgehen auf YouTube, stattdessen erfolgen auch kritische Blicke auf Gaming-Plattformen wie MineCraft und Plattformen wie Facebook, Instagram, Snapchat oder TikTok dürfen ebenfalls nicht fehlen. Auch die Upload-Filter für YouTube, die von der EU beschlossen wurden, waren und sind noch immer ein großes Thema. Ultralativ erklärt, wie es wäre, wenn es ein Social Scoring System gäbe oder wie App-Bewertungen manipuliert werden.
Zuletzt wollte sich Kröger einen genaueren Überblick über die Vernetzungen der Kanäle auf YouTube machen und führte eine Netzwerkanalyse durch, um die Beziehungen zwischen den Akteuren innerhalb YouTubes deutlich zu machen. Anhand von Kanälen, die Verschwörungstheorien verbreiten, stellte er die Platzierung dieser Kanäle in einem Cluster am Rande fest, welches stark untereinander, aber kaum mit anderen Kanälen verbunden ist. Kröger bezeichnete dies als „Echokammer“, einem sozialen Raum, in dem die Meinung nur gespiegelt wird.
Für die ausführlich recherchierten Videos, die dem Publikum leicht verständlich aufbereitet werden, wurde der Kanal 2019 mit dem Grimme Online Award in der Kategorie Wissen und Kultur ausgezeichnet. Die Mischung aus Satire, Sarkasmus und Kritik macht den Kanal bis heute so erfolgreich.
13.02.2022 12:01 Uhr
• Laura Friedrich
Kurz-URL: qmde.de/132443