Emily Kusche: ‚«Sløborn» stellt eine Pandemie weitaus dramatischer dar‘
Die Schauspielerin ist das Gesicht der Serie «Sløborn». Im Gespräch mit Quotenmeter spricht Kusche über die Corona-Pandemie.
Hallo Frau Kusche, seit einigen Wochen ist die zweite Staffel der Serie «Sløborn» in der Mediathek vom ZDF zu sehen. Haben Sie die Serie dort auch schon entdeckt?
Ja! Wir haben tatsächlich direkt am 7. Januar in kleiner Runde, unter anderem mit Christian Alvart und Adrian Grünewald, die ganze Staffel zusammen geschaut, um so ein bisschen das Gefühl von einer Mini-Premiere zu haben.
Am 21. Februar 2022 strahlt das ZDF die Serie auch am späten Montag- und Dienstagabend aus. Freuen Sie sich, dass Ihr Format auch beim großen ZDF zu sehen ist?
Auf jeden Fall freue ich mich. Man erreicht so natürlich auch nochmal eine ganz andere Zielgruppe und es stolpern eventuell mehr Menschen über die Serie.
Neueste Statistiken zeigen, dass Das Erste und das ZDF deutlich an Zuschauern seit Beginn der Pandemie gewonnen haben. Wie nutzen Sie die Öffentlich-Rechtlichen?
Ich persönlich schaue eher weniger lineares Fernsehen. Dafür finde ich jedoch die Mediatheken der Öffentlich-Rechtlichen sehr interessant und denke, dass diese vor allem von der jungen Generation noch sehr unterschätzt werden. Man findet dort tolle Filme und auch Serien, die auf jeden Fall sehenswert sind.
Die Produktion von «Sløborn» begann schon vor der Pandemie. Wie haben Sie sich beim Beginn der Corona-Welle gefühlt? Hatten Sie bestimmte Erwartungen, weil sie ja in einer Katastrophen-Serie mitspielen?
Durch den direkten Vergleich mit der Serie habe ich tatsächlich schnell Angst bekommen und die Lage sehr ernst genommen. Mir war bewusst, dass «Sløborn» das Thema nochmal weitaus dramatischer darstellt, dennoch war ich durch «Sløborn» viel sensibilisierter für die Situation und die Folgen. Zudem habe ich auch damit gerechnet, dass es leider zu Eskalationen und einer Spaltung in der Gesellschaft kommen wird, was andere vielleicht nicht direkt erwartet hätten.
«Sløborn» handelt von einer verhängnisvollen Taubengrippe, bei der zahlreiche Bewohner einer fiktiven deutschen Nordseeinsel bei Dänemark verstorben sind. Sie sind die Hauptdarstellerin, was müssen Sie durchleben?
Da weiß ich gar nicht, wo ich anfangen soll. Mein Charakter muss sehr viel durchleben, obwohl sie ja auch noch ein Kind ist. Jede Herausforderung wird immer wieder durch ein weiteres, neues Problem in den Schatten gestellt. War anfangs noch die Trennung von Evelins Eltern ihre größte Sorge, kommen plötzlich eine Schwangerschaft und ein lebensgefährlicher Virus dazu. Evelin wird infiziert, muss ihre Familie vor einer Evakuierung retten und kämpft eigentlich durchgängig um ihr Leben. Auch in der zweiten Staffel werden die Herausforderungen nicht weniger. Evelin beweist aber, was für ein unglaublich starker, mutiger und verantwortungsbewusster Mensch sie ist und tut alles dafür, um sich und ihre Mitmenschen - vor allem ihre Brüder - zu retten.
Gab es eigentlich vor der Produktion der zweiten Staffel die Überlegung, das Projekt erst einmal ad acta zu legen?
Leider ist es ja so, dass die Entscheidung für eine Fortsetzung häufig damit zusammenhängt, wie gut eine Show ankommt und wie viele Menschen sie am Ende schauen. Erst die Abrufe entscheiden, ob eine Fortsetzung finanziell überhaupt in Frage käme. Grundsätzlich war «Sløborn» direkt für mehrere Staffeln angelegt und ich persönlich bin sehr froh, dass die erste Staffel so gut lief und wir nun sehen, wie es weiter geht.
Zahlreiche Serien blenden die Corona-Pandemie aus. Sie sind Teil einer Pandemie-Serie. Gab es Freunde und Kollegen, die Ihnen mitteilten, dass Sie während Corona keine Lust hätten, die Serie zu sehen?
Tatsächlich war eine meiner größten Ängste, dass die Leute sich die Serie nicht anschauen werden, weil sie von der ganzen Alltagsituation und den Nachrichten schon genug genervt sind. Hier war es allerding gut, dass «Sløborn» ziemlich zu Beginn der Pandemie ausgestrahlt wurde und daher das Thema noch frisch und interessant war. Es gab dennoch einige Freunde von mir, denen die Serie etwas Angst gemacht hat, und sie nicht wissen wollten, was alles in so einer Pandemie passieren kann.
Sie arbeiteten mit «Sløborn»-Produzent und -Regisseur Christian Alvart bereits beim Tschiller-«Tatort» und auch bei «Dogs of Berlin» (Netflix) zusammen. Verfolgen Sie die Arbeit von Alvart?
Ja, Christian ist ein großes Vorbild für mich und ich bin sehr dankbar, dass ich mehr als einmal mit ihm zusammenarbeiten durfte. Er hat gefühlt jeden Film auf der Welt gesehen und bringt so eine immens große Bandbreite an Film-Wissen mit, dass ich jedes Mal von seinen Arbeiten beeindruckt bin. Ich weiß, dass da noch viele weitere spannende Projekte von ihm kommen und freue mich sehr darauf, wenn sich unsere Wege noch einmal kreuzen.
Vielen Dank für das Gespräch!