Julian Reichelt plant eigenen TV-Sender

Der ehemalige ‚Bild‘-Chef möchte ins Fernsehen und arbeitet derzeit an einem neuen Sender, um Leidenschaft und Emotion in reichweitenstarkes Fernsehen zu übersetzen, wie er in einem Podcast erklärte.

Der Staub um das Ausscheiden von Julian Reichelt hat sich noch immer nicht gelegt, denn Axel-Springer-Chef Matthias Döpfner sieht sich weiterhin großer Kritik ausgesetzt – nicht nur, aber auch wegen dessen Kurznachrichten über den ehemaligen ‚Bild‘-Chefredakteur, der erst seinen Dienst pausieren musste, um kurze Zeit später zurückzukehren, nur um im Herbst 2021 abgesägt zu werden. Damals herrschte aufgrund eines zurückgehaltenen Investigativ-Berichts von der Mediengruppe Ippen, der über den ‚Spiegel‘ und die ‚New York Times‘ an die Öffentlichkeit gelangte, Chaos in der Medienbranche. Schlussendlich stand Reichelt aber ohne Job da. Still ist es um ihn dennoch nicht, wie er nun in einem Podcast mit dem Magazin ‚Cicero‘ einmal mehr unter Beweis stellte.

Demnach arbeite er an etwas Neuem und versuche, Leidenschaft und Emotion in reichweitenstarkes Fernsehen zu übersetzen, wie im Gespräch mit ‚Cicero‘-Chefredakteur Alexander Marguier sagte. Wie genau die Pläne aussehen bleibt abzuwarten. Schon bei ‚Bild‘ trieb er die Pläne für den TV-Sender Bild TV massiv voran. Der Nachrichtensender bleibt nach dem Start im August 2021 aber weiterhin nur knapp oberhalb der Wahrnehmungsgrenze. Der Jahresmarktanteil im vergangenen Jahr belief sich auf 0,0 Prozent.

Auch auf sein Aus beim Boulevardblatt kam Reichelt zu sprechen und stellte dies in Zusammenhang mit einem „Woke-Wahnsinn“. So habe sich Springer einem „total entfesselten Woke-Wahnsinn“ unterworfen, wie Reichelt sagte. Er wertete sein Aus als „persönlich motivierte Schmutzkampagne“ gegen sich, die von politisch interessierten Kräften – dazu zähle er auch Medienmarken – dankbar aufgegriffen worden seien. Seine Gegner nannte er „woke Geisteskranke“. Reichelt fügte zudem hinzu: „Das ist quasi ironischerweise 'Die verlorene Ehre der Katharina Blum' am Beispiel des 'Bild'-Chefredakteurs.“ Dieses Statement lässt sich nur ironisch und zynisch werten, schließlich geht es in dem Werk von Heinrich Böll aus den 70er-Jahren um die öffentliche Verleumdung und Vorverurteilung einer unbescholtenen Frau durch eine Boulevardzeitung.
24.02.2022 10:35 Uhr  •  Veit-Luca Roth Kurz-URL: qmde.de/132711