Guido Reinhardt: ‚Haben mit einer Buddy-Crime-Comedy einen anderen Ansatz gewählt‘

Der UFA-Produzent, der auch für die tägliche Serie «Unter Uns» verantwortlich ist, spricht mit Quotenmeter über die Tonalität der Reihe «Balko Teneriffa». Außerdem sind Vorabendserien ein Thema.

Hallo Herr Reinhardt! Sie sind seit fast 30 Jahren bei der UFA. Auf welche bewegte Zeit können Sie zurückschauen?
Ich freue mich sehr und bin stolz, dass ich seit Oktober 1994, also seit knapp 28 Jahren, für die UFA in unterschiedlichen Bereichen und Funktionen tätig bin. Die Welt hat sich seitdem ständig verändert und auch die UFA ist nicht stehen geblieben, sondern setzt immer wieder neue und zeitgemäße Schwerpunkte, die ich mit meinen Kolleg:innen mitgestalten kann. Das ist spannend, fordernd und großartig zugleich. Das ist mein Antrieb und meine Motivation.

Vor vier Jahren entwickelten Sie die Vorabendserie «Freundinnen – Jetzt erst recht». Ein weiterer Versuch das Genre auszuweiten, schlug bei RTL fehl. Welche Lehren haben Sie daraus gezogen?
Die einzige Lehre, die ich aus diesem konkreten Fall gezogen habe, war zu analysieren, was nach über 100 Folgen die Erfolgsfaktoren aber eben auch Fehleinschätzungen waren, um daraus zu lernen und dann das nächste Formt zu entwickeln. So entstand dann die Serie «Rampensau», auf die ich bis heute sehr stolz bin.

Sie sind sozusagen der Mastermind hinter vielen täglichen Formaten. Warum hat eigentlich bei der privaten Konkurrenz kein Format außer «Verliebt in Berlin» funktioniert?
Ich kenne in Deutschland einige hervorragende Kolleg:innen, die mindestens die gleiche Erfahrung in diesem Bereich haben, wenn man nur an Petra Kolle denkt, die seit Jahren erfolgreich «GZSZ» für die UFA produziert. Ich würde sagen, dass wir voneinander lernen. Nach der zweiten Staffel von «Verliebt in Berlin» gab es immer wieder Ansätze und Erfolge bei privaten Sendern, beispielsweise mit der Serie «Anna und die Liebe» oder «Alles was zählt». Letztere gibt es bis heute.

Sie sind auch der Produzent hinter «Unter Uns». Die Serie feierte gerade mit der Eventwoche, in der Larissa Marolt mitspielte, Erfolge. Wie viel Aufwand verbirgt sich hinter so einer besonderen Produktion. Vor welchen Herausforderungen steht man, um eine langlaufende Serie immer wieder spannend und sehenswert für die Zuschauer:innen zu halten?
Den inhaltlichen Kern, also die Marke zu bewahren und gleichzeitig sanft zu modernisieren und weiterzuentwickeln erfordert sehr viel Ausdauer, Motivation und besonders Teamwork. Das funktioniert ähnlich wie bei einer Fußballmannschaft…

Jetzt kommt die Rückkehr von «Balko» zu RTL und dem Streamingdienst RTL+. Wie schwer war es Jochen Horst und Ludger Pistor von einer Rückkehr zu überzeugen?
Von Tag eins an waren beide in die Idee involviert, «Balko» wieder auf den Bildschirm zu bringen. Und ich verrate kein Geheimnis, dass sie auch von Anfang an von dem Neuansatz überzeugt waren.

Wieso konnten Sie denn Leo P. Ard und Michael Illner nicht mehr für die Bücher engagieren? Gerade Herr Ard schreibt mit «Der Staatsanwalt», «Ein starkes Team», «Maria Brand» und dem «Erzgebirgskrimi» einen Quotenhit nach dem anderen…
Da wir uns, in Absprache mit RTL, in der Tonalität in Richtung einer Buddy-Crime-Comedy bewegen wollten, haben wir einen ersten konzeptionellen Schritt mit Robert Dannenberg und Stefan Scheich unternommen. Dennoch habe ich beide «Balko»-Originalautoren vorab über die Inhalte informiert und gefragt, ob sie sich perspektivisch engagieren wollen. Es liegt sogar bereits ein Vorschlag für einen Film vor. Beide Autoren, sie sagen es ja gerade, haben allerdings auch selbst sehr viele Projekte.

Wie muss man «Balko» heute erzählen? Welche Unterschiede gibt es zur ursprünglichen Serie?
Ich kann nichts darüber sagen, wie es erzählt werden muss. Ich kann nur sagen, dass wir mit der etwas veränderten Tonalität einer Buddy-Crime-Comedy einen anderen Ansatz gewählt haben. Das Programm wird dadurch selbstironischer und humoriger. Die Unterhaltung mit kleinen Seitenhieben steht im Vordergrund, wissend, dass Humor nicht einfach zu erzählen und auch immer eine Geschmacksfrage ist.

Die Dreharbeiten des ersten «Balko Teneriffa»-Filmes mit dem Titel „Doppelt hält besser“ fanden auf Teneriffa statt. Unter welchem Hygiene-Konzept ist der erste Film entstanden?
Wir haben die strengen deutschen Infektionsschutzverordnungen sehr konsequent auch bei dieser Produktion angewandt. Tägliches Testen aller Personen vor und hinter der Kamera, sowie Maskenpflicht, Abstand und ein Crew-Hotel haben es uns ermöglicht, ohne einen einzigen positiven Fall den Film zu produzieren.

Zu guter Letzt: Über welchen Reboot einer Fernsehserie würden Sie sich ebenfalls freuen?
Es sind bereits wunderbare Stoffe in Planung, aber wenn ich an amerikanische Serien Hits der 80er-Jahre denke, dann wäre «Vegas» mit Robert Urich eine Überlegung wert. Beispielsweise mit einem diversen Cast in Dubai. Kinderserien wie «Luzie, der Schrecken der Straße» – was wäre das wohl heute? Ebenfalls würde ich mich über einen Reboot aus dem Genre „Abenteuer“ freuen. «Indiana Jones» ist hier ein gutes Beispiel für die elegante Weiterführung bis heute und ich bin ebenfalls gespannt auf «Lost City» mit Sandra Bullock und Channing Tatum.

«Balko: Teneriffa» ist bei RTL+ zu sehen und läuft am Donnerstag, den 24. März, bei RTL.
23.03.2022 12:48 Uhr  •  Fabian Riedner Kurz-URL: qmde.de/133200