Barnaby Metschurat: ‚Der Spirit von «KDD» lebt weiter‘
Am Samstag ist Metschurat in einer neuen Ausgabe des «Ostfriesland»-Krimis zu sehen. Quotenmeter sprach mit dem Schauspieler unter anderem über «KDD» und «Drinnen».
Ich verfolge schon lange Ihre Karriere. Erstmals habe ich Sie in «KDD – Kriminaldauerdienst» gesehen. Können Sie mir auf die Sprünge helfen, welchen Charakter Sie damals verkörpert haben?
Ich habe Leo Falkenstein gespielt, Sohn aus reichem Haus mit Samariter-Komplex. Und vor allem durfte ich das an der Seite von Manfred Zapatka tun, den ich sehr schätze.
«Kriminaldauerdienst» galt 2007 als bahnbrechende Fernsehserie, weil die Struktur der Episoden nicht typisch ZDF-like waren. Leider war schon nach 30 Folgen Schluss. Warum wurde die Serie beendet? Stoff gibt es doch genügend?
Und ob! Stoffe gab und gibt es genügend. Und genau darin liegt die Antwort. Die Serie war Initialzündung für die meisten Mitwirkenden vor und hinter der Kamera für neue Projekte. Der Spirit von «KDD» lebt also weiter.
Sie spielten neben Götz Schubert, Saskia Vester, Melika Foroutan, Jördis Triebel und natürlich Jürgen Vogel. Ein toller Cast, den man heute fast so gar nicht vorfindet? Oder fiel das Casting eher zufällig so aus?
Vergessen sie Edin Hasanovic nicht! Es wurde sehr bedacht gecastet. Nessi Nesslauer und Kathrin Breininger wussten genau, wonach sie suchten. Aber ich denke, das geschieht in anderen Projekten heute genauso. Bei uns war einfach das Schöne, dass mehrere Newcomer tolle Karrieren gemacht haben.
Am 2. April 2022 strahlt das ZDF den sechsten «Ostfriesland»-Krimi aus. Worauf können wir uns in diesem Fall freuen?
In «Ostfriesensühne» geht es um Alles für Ann-Kathrin Klaasen. Es ist eine Art „Finale“. Ihr Trauma kommt zum Ausbruch und viele lose Fäden werden zusammen geführt. Es gibt wieder wahnsinnige Mörder, irre Taten und viel stimmungsvolles Ostfriesland. Sebastian Ko hat einen Mega-Action-Krimi inszeniert.
Sie verkörpern Kommissar Rupert. Wie hat sich Ihre Figur in den vergangenen Episoden entwickelt?
Sagen wir mal so. Rupert und ich verschmelzen allmählich. Ich liebe es diese Figur zu spielen. Es hat einige Folgen gebraucht, die passende Mischung aus Sensibilität und Selbstüberschätzung auszuloten. Man lässt mir in diesen Film wahnsinnig freie Hand, den Typen zu entdecken und reicht mir immer wieder tolle Ideen zum Austoben. Dafür bin ich sehr dankbar. Wir haben da einen Level an Humor erreicht, der mir vollkommen liegt. Aber grundsätzlich kann man sagen, dass Rupert im Laufe der Serie nahbarer für den Zuschauer wird. Nicht jedoch für seine Kolleginnen...
Die Einschaltquoten der «Ostfriesland»-Krimis sind sehr hoch. Schon drei Mal waren mehr als sieben Million Menschen dabei. Das ZDF hat bereits zwei weitere Filme geordert. Eine Ehre in der heutigen Zeit?
Offenbar macht Schiwago sehr viel richtig. Dass die Filme ein so großes Publikum finden, liegt ja nicht an mir, sondern daran wie sie produziert werden und wie das ZDF sie wertschätzt. Ich freue mich sehr über das große Interesse!
Klaus-Peter Wolf hat schon 15 Romane geschrieben plus zwei Solo-Ausflüge für Ihre Figur. Gibt es schon Absprachen, dass diese Projekte alle umgesetzt werden?
Klaus Peter ist wirklich sehr fleißig. Er kann einfach nicht anders. Er sprudelt voll Ideen. Und auch die Rupert-Romane sind ihm richtig gut gelungen. Sie handeln von einer wahnwitzigen Reise durch Mafia-Deutschland und Rupert ist der Crash-Pilot. Es wäre ein Traum, wenn daraus mal Filme werden. Oder eine Mini-Serie. Ich vertraue da den Produzenten von Schiwago, dass sie mir schon Bescheid geben, wenn's losgeht.
Lesen Sie eigentlich selbst die Romane von Wolf?
Ich lass sie mir immer von Klaus Peter persönlich vorlesen. Das kann übrigens jeder. Als Hörbuch.
Mit der bildundtonfabrik drehten Sie zu Beginn der Corona-Pandemie die Serie «Drinnen – Im Internet sind alle gleich». Wie blicken Sie rückwirkend auf das Projekt? Bahnbrechend? Oder doch eher zu schnell produziert?
Lutz Heineking und die BTF waren wach wie immer und sind die Welle gesurft. Sie sind Kreative mit Killer-Instinkt. Die Produktion war in dem Sinne Pionier-Arbeit und sehr herausfordernd für alle. Das Ergebnis ist ein wahres und lustiges Portrait seiner Zeit.
«Drinnen» ist eine Reaktion auf die Pandemie. Wie fanden die Vorbereitungen und Absprachen für die Serie statt?
Es wurden vorinstallierte Laptops verschickt mit denen wir uns aufgenommen haben und zu den anderen Kontakt gehalten haben. Die Skripte waren immer kurz vor den DT fertig und wurden dann guerillamässig interpretiert und durchimprovisiert. Lavinia hat eine eindrucksvolle Arbeit geleistet. Sie hat nicht nur eine überzeugende Performance abgeliefert, sondern gleichzeitig auch noch alles eingerichtet. Von der Technik über die Ausstattung, Kostüm, einfach alles. Es durfte ja niemand zu einem und helfen...
Wie haben Sie die erste Welle der Pandemie erlebt? Hatten Sie Verständnis, dass so lange Theater und Kinos geschlossen waren?
Niemand von uns hatte Erfahrung mit einer Pandemie. Verständnis ist in so einer außerordentlichen Situation das allerwichtigste. Wir sind heutzutage in Westeuropa nicht wirklich gewohnt auf etwas zu verzichten. Plötzlich mussten wir mit Angst und Leid und Einschränkungen leben, die für andere Menschen auf der Welt z.T. leider viel alltäglicher sind. Das war nicht leicht. Aber ich hoffe, dass wir aus dem erfahrenen lernen und bewusster mit der Gegenwart und der Zukunft umgehen.
Vielen Dank für Ihre Zeit!