Joscha Kiefer: ‚In und um Freiburg zu drehen, ist ein Traum‘
Der Schauspieler kommt aus dem badischen Müllheim und ist nach «SOKO München» wieder in die Heimat gezogen. Wir sprachen mit ihm über Kunst und Ausflugsziele.
Am 6. April 2022 wird der Film «Breisgau – Nehmen und Geben» im ZDF ausgestrahlt. Womit müssen sich die Freiburger Kommissare Tanja Wilken und Dennis Danzeisen dieses Mal auseinandersetzen?
Aus der Dreisam wird halbtot ein Mann geborgen. Gemeinsam mit meiner Kollegin Tanja Wilken, gespielt von Katharina Nesytowa, nehme ich die Ermittlungen auf. Wir werden mit einem berüchtigten Kunstdieb konfrontiert sowie mit der Vergangenheit meiner Familie, die ja eine verschworene und berüchtigte Freiburger Polizeifamilie ist. Mein Onkel wird verdächtigt, den Mann aus dem Fluss niedergeschlagen zu haben. Meine Kollegin ist von der Schuld meines Onkels, der früher Polizist war und heute das familiäre Stammlokal "Bullenstall" betreibt, überzeugt. Ich glaube an seine Unschuld. Es wird spannend.
Ihr Onkel steht im Fadenkreuz der Ermittlungen. Sie sind davon überzeugt dass er unschuldig ist. Was macht Ihre Rolle, Dennis Danzeisen, da so sicher?
Zum einen geht es bei den Danzeisens darum, dass Blut dicker ist als alles andere und mit Sicherheit dicker als Wasser. Daniel hat Dennis mit groß gezogen, seine Ansichten und sein Sinn für Gerechtigkeit waren für ihn immer ein Vorbild. Eine erstrebenswerte Weltanschauung. Das letzte Hemd würde Daniel für Bedürftige geben. Dennis kann sich einfach nicht vorstellen, dass ausgerechnet dieser Mann, sein Onkel, so etwas getan haben soll. Vielleicht "will" er es sich auch einfach nicht vorstellen.
Der erste «Breisgau»-Krimi debütierte vor 7,27 Millionen Zuschauern. Hoffen Sie auf eine ähnlich starke Beteiligung?
Die Quote vom ersten Breisgau-Krimi hat uns wirklich alle umgehauen. Man hofft natürlich immer auf gute Quoten, keine Frage, aber was da passiert ist, das war der Wahnsinn. Diesmal haben wir das Bayern-Spiel in der Champions League gegen uns. Das macht es natürlich nicht einfacher, aber wir hoffen natürlich auch diesmal, dass viele einschalten.
Die Produktion beschäftigt sich auch mit einem Kunstdieb. Beschäftigen Sie sich selbst auch mit Kunst?
Meine Frau Kristina Dörfer malt unglaublich tolle Bilder. Sie ist eben Künstlerin, viel mehr als ich es jemals sein könnte. Da geht es dann von morgens bis abends um Leinwandgrößen, Aquarell, Acryl und Mischplatten. Also ja, ich beschäftige mich tatsächlich mit Kunst. Gerhard Richter ist mein Lieblingsmaler. Das letzte Mal im Museum... im Deutschen Museum in München. Das ist aber schon ein paar Jahre her.
Sie selbst stammen aus dem badischen Müllheim. Wie war es, vor der Haustür zu drehen?
In und um Freiburg zu drehen, ist ein Traum. Die Leute sind ehrlich und freundlich. Die Landschaft ist der Wahnsinn und das Wetter das beste in ganz Deutschland. Und was die Familie angeht... Ich habe ja zehn Jahre bei der «Soko München» immer meine Familie um mich gehabt. Ich glaube, mittlerweile sind sie ganz froh, wenn ich mal ein paar Wochen nicht zuhause bin. *lacht*
Inzwischen leben Sie mit Ihrer Familie zwischen Freiburg und Colmar in Frankreich. Warum haben Sie sich – entgegen vieler Kollegen – entschieden, nicht in Berlin, Hamburg, Köln oder München zu leben?
Ich lebte in Berlin (sogar zweimal), in München und auch in Köln. Nach der «SOKO», haben wir uns überlegt, wie es weitergeht, und da war uns relativ schnell klar, dass wir für die Kinder nicht immer dem nächsten Job hinterherziehen können. Du kannst die Kids nicht alle zwei Jahre aus ihrem Umfeld reißen, nur weil du irgendwo anders drehst. Du brauchst eine Base. Da meine Familie hier unten wohnt, meine Mutter und mein Bruder mit seiner Familie in der Nähe sind, war uns klar, wir ziehen hierher.
Welche Orte in und um Freiburg muss man gesehen haben?
Den Kaiserstuhl und die Umgebung, durch die kleinen Gassen in Freiburg schlendern und es sich gut gehen lassen. In eine „Straußi“ einkehren auf einen Wein und Flammkuchen, vielleicht auch einen Zwiebelkuchen. Mal kurz nach Frankreich rüber in die bunten Gassen von Colmar oder nach Basel und die Kunstszene entdecken. Ich sollte Reiseführer werden.
Warum auch nicht? Sind Sie eigentlich auch Lokalpatriot und Fan des SC Freiburg?
Ich finde den Verein toll. Aber vor allem den Trainer, Christian Streich ist das beste Beispiel für einen Badener. Er sagt einfach das, was er denkt und es ist ihm egal, wie es bei anderen ankommt. Der Verein hat eine große Tradition, und im Vergleich zu anderen, werden hier nicht sofort die Trainer entlassen, wenn es mal ein paar Spiele nicht läuft. Man geht hier zusammen durch Höhen und Tiefen. Hält zusammen.
Sie gehörten über 400 Episoden zum Ensemble der Serie «Verbotene Liebe». Haben Sie zu dieser Zeit Vorabendserien für sich entdeckt?
Nein, das eine hat nichts mit dem anderen zu tun. «Verbotene Liebe» ist lange her, es war eine schöne Zeit. Damals hab‘ ich viel gelernt, über das Geschäft und das Schauspiel.
Vor zwei Jahren gab es bei RTL+ ein Comeback von «Verbotene Liebe». Haben Sie die Serie verfolgt?
Nein, leider überhaupt nicht. Ein Freund von mir, Jo Weil, hat damals mitgespielt und regelmäßig was davon gepostet. Das war das Einzige was ich mitbekommen habe.
Im Anschluss an die Soap waren Sie bei «SOKO München» Hauptdarsteller. Wie hat Ihnen die Zeit gefallen?
Die Zeit bei der «SOKO München» war wahrscheinlich die schönste und prägendste, die ich bisher hatte. Ich bin zweimal Vater geworden, habe geheiratet und mit einem tollen Team gearbeitet. Die Jungs und Mädels von der «SOKO» waren meine zweite Familie. Es war toll.
Wurde Ihnen eigentlich seitens ZDF mitgeteilt, warum die UFA-Produktion «SOKO München» eingestellt wurde?
Es wurde uns mitgeteilt, dass es für einen Sendeplatz zu viele SOKOs gab, und da man etwas Neuem eine Chance geben wollte, musste die älteste SOKO weichen. So ist das eben manchmal. Es ist auch gar nicht schlimm. So ist das Leben. Es muss Veränderungen geben. Sonst herrscht Stillstand.
Vielen Dank!
«Breisgau – Nehmen und Geben» wird am Mittwoch, den 6. April, im ZDF ausgestrahlt.