Jeden Montag blickt Quotenmeter auf die Quotenhighlights und Marktanteil-Flops der zurückliegenden Woche. Diesmal steht ein Sender im Fokus, der wieder zurück zu alter Stärke will, dabei offensichtlich aber scheitert: Sat.1.
Im Monatsmarktanteil-Ranking der Privatsender verharrt Sat.1 im April weiterhin auf dem vierten Platz in der Zielgruppe. Die 6,6 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen liegen sogar hinter den 7,0 Prozent, die Das Erste im vierten Monat des Jahres einfuhr. Zwar ist es für Sat.1 eine Steigerung von 0,5 Prozent gegenüber dem Vormonat März, aber im Vergleich zu April 2021 sind es 0,4 Punkte weniger. Zur Erinnerung: Der April 2021 war der letzte Monat, der vollständig in die Ära von Kaspar Pflüger fiel, der heutige Senderchef Daniel Rosemann, der bekanntlich auch ProSieben verantwortet, übernahm dessen Position Mitte Mai. Zum Start in die neue Senderära wollte Rosemann, dass „ein neues Sat.1 mit alter Stärke strahlt“, von dieser Stärke ist bislang aber noch ausgesprochen wenig zu spüren. Geblieben sind vielmehr die alten Probleme.
Die wohl größte Baustelle des Senders ist der Vorabend, den man lange Zeit mit diversen Gameshows bespielt hatte, seit Kurzem beschränkt man sich aber wieder auf Reality-Krimis von
«Lenßen übernimmt» und
«K11 – Die neuen Fälle», die vom früheren Sendeplatz eins weiter gerutscht waren. Dies war den durchaus ordentlichen Einschaltquoten von «K11» mit bis zu über acht Prozent in der Zielgruppe noch Ende März gar nicht zuträglich. Seit der Umstellung auf 19:00 Uhr holte man im Schnitt nur noch 4,6 Prozent, am vergangenen Freitag standen gar nur noch miserable 3,0 und 2,2 Prozent zu Buche. Ein ähnliches Bild gibt «Lenßen übernimmt» ab, dessen Doppelfolge um 18:00 Uhr zuletzt nur bei weniger als fünf Prozent Marktanteil rangierte. Doch auch die Primetime gibt Grund zur Sorge.
Die Neustarts
«Liebe im Sinn» am Montag und
«Kühlschrank öffne dich!» am Donnerstag verbuchten jeweils deutlich weniger als eine Million Zuschauer insgesamt und mit 5,9 beziehungsweise 6,0 Prozent lief es in der vergangenen Woche alles andere als optimal. Hinzu kommt, dass sich
«The Voice Kids» am Freitagabend im Sinkflug befindet. Zwischen Ende März und Mitte April war die Castingshow mit zweistelligen Werten eigentlich sehr erfolgreich, zuletzt setzte es aber zweimal weniger als acht Prozent in der Zielgruppe. Am Freitag waren nur noch 7,7 Prozent drin – der drittschlechteste Wert in der Sendungsgeschichte.
Kommen wir zu den Lichtblicken im Sat.1-Programm, wir fangen allerdings klein an: Am Dienstag debütierte
«Navy CIS: Hawaii» im deutschen Free-TV. Bekanntlich haben es US-Serien, gesendet aus Unterföhring, derzeit besonders schwer (siehe «Grey’s Anatomy» bei ProSieben oder «Clarice Starling» bei Sat.1]]), dennoch verbuchte die Premiere einen akzeptablen Wert von 6,7 Prozent, was wiederum unterstreicht, in welcher Krise sich Sat.1 befindet, wenn sich dieser Wert als Erfolg verkaufen lässt. Krisenfest präsentiert sich der Sender ausschließlich am Morgen. Dort performt das
«Sat.1 Frühstücksfernsehen» weiter mit tollen Zahlen, am Mittwoch gab es mit 22,8 Prozent sogar eine neue Jahresbestleistung. Im Wochenschnitt holte die Morningshow 18,7 Prozent bei den Umworbenen. Ähnlich gut lief es auch für
«Auf Streife»,
«Auf Streife – Berlin» und
«Auf Streife – Die Spezialisten», die am Freitagnachmittag 13,7 und zweimal 11,7 Prozent einfuhren. Auch eine
«Buchstaben Battle»-Doppelfolge konnte am Vormittag mit 11,0 und 11,2 Prozent überzeugen. Warum es für «K11» am Abend dennoch so schwach lief, lässt sich möglicherweise mit der grundsätzlich eher konfus wirkenden Senderstrategie begründen, denn im Gegenprogramm von «K11 – Die neuen Fälle» ist derzeit bei Sat.1 Gold
«K11 – Kommissare im Einsatz» zu sehen, was am Freitag dazu führte, dass Sat.1 Gold in Sachen Zielgruppen-Reichweite gleichauf mit dem großen Bruder war. Sicherlich wird man sich beim Spartensender über die eingefahrenen 1,9 Prozent mehr freuen als die Verantwortlichen rund um Daniel Rosemann.
Ein Blick auf die anderen Sender
Deutlich weniger Sorgen als Sat.1 muss sich die Kölner Konkurrenz von VOX machen, die im April erstmals den dritten Platz aller Sender belegte. Im Vergleich zum Vorjahresmonat konnte der Sender mit der roten Kugel um einen halben Prozentpunkt zulegen und sicherte sich einen Zielgruppenmarktanteil von 7,3 Prozent. Nur RTL (9,6 Prozent) und ProSieben (8,9 Prozent) waren erfolgreicher. Der Erfolg geht zu einem großen Teil auf
«Die Höhle der Löwen» zurück, die Gründershow liefert auch in der vergangenen Woche wieder mit herausragenden 15,7 Prozent ab. Auch
«Sing meinen Song» feierte mit 9,9 Prozent ein gelungenes Comeback. Sehr gut schnitt auch
«TV Total» bei ProSieben am Mittwoch ab, denn die Pufpaff-Sendung holte mit 14,7 Prozent den besten Wert seit Januar. Man mag es kaum glauben, doch auch das chronisch quotenschwache
«Zervakis & Opdenhövel. Live.» profitierte davon und holte 7,5 Prozent beim werberelevanten Publikum – Jahresbestleistung. Ebenfalls einen Topwert fuhr RTLZWEIs
«Kampf der Realitystars» im Gegenprogramm ein. Die Reality-Show holte 8,4 Prozent und war mit insgesamt 1,08 Millionen Zuschauern das gefragteste Programm der Woche von RTLZWEI.
Wie lief es beim Öffentlich-Rechtlichen?
Ein ungewöhnlich schwaches Ergebnis verzeichnete das ZDF am Donnerstag, denn die Arztserie
«Doktor Ballouz» erreichte bei den Jüngeren lediglich 2,4 Prozent Sehbeteiligung – der mit Abstand schwächste Wert der im vergangenen Jahr gestarteten Reihe. Das Kuriosum der Woche hält ebenfalls das ZDF parat. Die AGF wies in der Nacht von Montag auf Dienstag zwischen 3:00 Uhr und 5:30 Uhr keine Zuschauer im Alter zwischen 14 und 49 Jahren aus. Betroffen waren die Sendungen
«Tod von Freunden»,
«Schuld nach Ferdinand von Schirach»,
«Filmgorillas»,
«Leute heute» und
«hallo deutschland». Die Marktanteile bewegten sich dennoch zwischen 0,2 und 0,9 Prozent.