In einer toxischen Beziehung kommt es zum Äußersten, und die sächsische Polizei ist mittendrin.
Stab
Darsteller: Karin Hanczewski, Cornelia Gröschel, Martin Brambach, Christian Bayer, Amelie Kiefer, Katharina Behrens
Musik: Jasmin Reuter, Martin Glos und Christian Ziegler
Kamera: Jakob Beurle
Drehbuch: Christoph Busche und Anne Zohra Berrached
Regie: Anne Zohra BerrachedDrüben in den USA ist gerade ein heiß erwartetes Urteil gesprochen worden. Die amerikanische Schauspielerin Amber Heard muss Schadenersatz an ihren Ex-Mann Johnny Depp bezahlen, weil sie ihn in einem Artikel in der Washington Post verleumdet hat, in dem sie damals behauptete, er sei ihr gegenüber gewalttätig gewesen. Im Prozess war so einiges über das Zusammenleben der Eheleute ans Licht gekommen, die eine durch und durch toxische Beziehung geführt zu haben scheinen. Am Schluss waren beide am Ende und erlitten im Bild der Öffentlichkeit einen großen Schaden.
Toxisch ist auch die Beziehung, der der neue «Tatort» aus Sachsen auf den Grund geht. Kommissarin Karin Gorniak (Karin Hanczewski) will eigentlich gerade mit ihrer Kollegin (Cornelia Gröschel) Geburtstag feiern, als ihr Chef (Martin Brambach) anruft: Sie müssen unbedingt schnell zu einer Villa fahren, wo ein Mann seine Frau als vermisst gemeldet hat. Dort angekommen, finden sie ein dunkles kaltes Haus vor, und jede Menge Blut im Schlafzimmer. Der Mann wirkt aufgelöst, aber irgendetwas stimmt mit ihm nicht: Toxisch sei er, ist sich Karin Gorniak sicher, und er habe bestimmt auch etwas mit dem Verschwinden seiner Frau zu tun, einer Psychologin, die viele Follower auf Youtube hat, wo sie einem Millionenpublikum von einem glücklichen Leben vorschwärmt. Das klingt für den behäbigen Chef von Karin Gorniak nicht nach einer Ehefrau, die Opfer ihres toxischen Mannes geworden ist.
Aber diese Zeichen können trügen, klärt Gorniak auf, die in Kindheitstagen schlimme Erfahrungen mit gewalttätigen und übergriffigen Männern machen musste. Das hat sie vielleicht besonders für einen Fall wie diesen sensibilisiert und ihr sehr filigrane Antennen dafür gegeben, wenn wahrscheinlich etwas faul ist.
Es dauert ein bisschen, bis sich dieser Film entschieden hat, dieses Thema auch wirklich so zu erzählen. Denn zumindest in den ersten Minuten wirkt «Das kalte Haus» eher wie ein dunkles Kammerspiel, in dem sich die Kommissarinnen auf Spurensuche vor Ort begehen, mit minimaler Unterstützung ihres Chefs am Telefon. Erst relativ spät wendet sich dann das Blatt, und der Film wird zum Portrait einer zerstörten Beziehung und eines übergriffigen kriminellen Mannes, das dann aber zu oft danach aussieht, als hätten sich die Autoren seine Handlungsweisen, Ideen und Motivationen aus den zahlreichen Presseberichten über toxische Männer zusammengeklaubt. Für einen wirklich überzeugenden Film hätte es eines höheren Grades an Individualität und künstlerischer Gestaltung bedürft – denn so wirkt «Tatort – Das kalte Haus» leider zu oft wie ein sehr bemühter Aufklärungsfilm.
Der Film «Tatort – Das kalte Haus» ist am Montag, den 6. Juni um 20.15 Uhr im Ersten zu sehen.