Der Sat.1-Neustart machte zum Auftakt eine schlechte Figur. Tiefstapeln ist in Unterföhring angesagt.
Stellen Sie sich vor, RTL würde bei «Wer wird Millionär?» nur die schlechtesten Bewerbungen in die Show lassen. Zahlreiche Ratefüchse würden schon nach den ersten fünf Fragen scheitern. Wieso sollte man also eine Kochshow auf den Markt werfen, in der die Kandidaten dieses Handwerk nicht beherrschen? Weil Sat.1 die Lizenz einer französischen Sendung namens «Chéri(e), c'est moi le chef!» erwarb, das für den öffentlich-rechtlichen Sender France 2 nach 150 Folgen Geschichte war. Die Einschaltquoten waren so schlecht, dass sich die kostengünstige Fernsehsendung nicht mehr für das Vorabendprogramm lohnte. Nur etwa 350.000 Franzosen verfolgten die Sendung in der Startwoche.
Im Mittelpunkt der ersten Folge der deutschen Adaption stehen die Paare Lena und Lukas, Robert, seines Zeichens Schiedsrichter und seine Dominique sowie Daniel und Claudia, die allesamt den Gewinn von 1.000 Euro mit nach Hause nehmen möchten. Bei Sat.1 stapelt man nicht nur bei den Kochkünsten niedrig, sondern auch bei den Gewinnsummen. Dann geht es schon los: Innerhalb von 45 Minuten sollen die Damen eine Entenbrust inklusive Sommerrolle zaubern. Natürlich wird – wie schon befürchtet – das Feld der Trümmer-Kochshows beackert.
Während ein paar Kanäle weiter «Das perfekte Dinner» läuft und eine Gruppe in Augsburg Spaß hat, schreien sich die Paare bei «Doppelt kocht besser» an. Das Casting ist extrem schwach ausgefallen, denn zum Auftakt hat man die größten Küchennieten gezogen. Eine Karaffe Öl – sind das jetzt schon 100 Milliliter? Der Partner verneint das. Jedes Team hat eine eigene Küche zur Verfügung, die in den knalligen Farben Rot, Gelb oder Grün eingerichtet ist. Damit der Zuschauer jederzeit weiß, wer zu welchem Team gehört, gibt es noch farbliche Schürzen. Das ist wohl – neben dem handwerklichen Niveau – der größte Unterschied zum VOX-Format. Dort lernt man fünf Kandidaten über eine Woche hinweg kennen und ist Zeuge, wie die Gruppendynamik entsteht. Bei Sat.1 hingegen wird der Zuschauer in drei bereits existierende Partnerschaften geworfen und muss sich innerhalb von 45 Minuten in diese hineinfinden, unterbrochen noch durch Kommentare von Alexander Kumptner vor dem Greenscreen. Vorabendliche Entspannung will da nicht aufkommen.
Der Clou der Sendung: Die Kochenden haben einen Buzzer, mit dem sie die Anweisenden eine Minute stumm schalten können. Dominique ist zum Auftakt etwas genervt und nutzt diesen Mechanismus, aber eigentlich ist dieses Feature unnütz. Apropos unnötig: Der Wiener Sternekoch Alexander Kumptner macht seine Sache solide, aber kann überhaupt nicht mit den Kandidaten interagieren. Scheinbar zur Not hat man ihn dann noch vor einen Greenscreen gesteckt, damit die Sendung etwas Würze bekommt. Seine Koch-Skills kommen in der Premieren-Episode nicht zum Vorschein, denn was will man auch bei der Zubereitung einer Entenbrust großartig falsch machen? «Doppelt kocht besser» bewegt sich auf den kulinarischen Kurs von Jugendlichen. Da muss man wirklich sagen, dass die Kandidaten lieber nicht ihren Freunden von der Teilnahme erzählen sollten – denn die Art und Weise, wie dort gekocht wird, ist sehr einfältig. Weitere kulinarische Basics, die diese Woche zubereitet werden, sind Käsespätzle mit Röstzwiebeln und Backfisch mit Remouladensauce – das klingt nach Werks-Casino oder Studenten-Mensa.
Der zweite Part von «Doppelt kocht besser» besteht aus neun Tellern: Immerhin müssen die drei Partner in der Blindverkostung jedes Gericht probieren und Punkte verteilen – das Ergebnis: Es zieht sich. Wer gewinnt ist ohnehin unwichtig, denn alle Gerichte haben Profikoch Kumptner nicht wirklich überzeugt. „Das Gericht von euch war, dafür das du nie kochst, sauber gekocht. Da war alles drin, was drin sein sollte“, fasste Kumptner über den Siegerteller zusammen. Obwohl der Moderator seine Kandidaten lobt, war die Punktevergabe sehr überschaubar: Er vergibt von zehn Punkten zwei Mal fünf und einmal sechs Zähler. Fraglich ist, warum der Profikoch die Kandidaten so lobt und dann sich bei den Punkten so massiv zurückhält.
Constantin Entertainment hat mit «Doppelt kocht besser» eine schwache Fernsehshow auf die Beine gestellt. Das Format war zäh, ohne Witz und natürlich standen zahlreiche Probleme vor und auf dem Herd. Und bei VOX? Da gab es als Hauptspeise ein Kartoffelsüppchen mit Garnelen und zum Nachtisch einen leckeren Kaiserschmarrn. Am Vorabend liegt der kulinarische Himmel und die Hölle nur wenige Klicks auf der Fernbedienung auseinander.
«Doppelt kocht besser» wird werktags um 19.00 Uhr in Sat.1 ausgestrahlt.