Die Graphic Novel handelt von der Geschichte eines Mannes im Nachkriegsdeutschland, der homosexuell ist.
Homosexualität wurde bis 1994 geächtet und unter Strafe gestellt. Trotzdem gab es viele Menschen, die sich zum anderen Geschlecht hingezogen gefühlt haben. Einer dieser Menschen war Karl Kling. Seine Geschichte wurde von Matthias Lehmann aufgeschrieben und in Form einer Graphic Novel veröffentlicht.
"Parallel" erzählt die Geschichte eines Mannes, der im Nachkriegsdeutschland der 1950er Jahre heiratete und eine Tochter bekam. Nach außen hin schien alles perfekt, doch Karl fühlte sich zu Männern hingezogen. Der Autor Matthias Lehmann zeigt in beeindruckenden Bildern, wie schwer das Leben lange Zeit in Deutschland war, wenn man nicht der heterosexuellen Norm entsprach. Karl Kling lebte ein Doppelleben. Nach außen hin versuchte er durch die Gründung seiner eigenen Familie den bürgerlichen Ansprüchen zu genügen. Seine Sexualität lebte er heimlich aus.
Die Geschichte wird ab dem Zeitpunkt erzählt, als Karl Kling in Rente geht. Kling schreibt seiner Tochter, zu der er seit Jahren keinen Kontakt mehr hat. Der Brief ist ein Versuch, seiner Tochter Hella ihren Vater vorzustellen. Die Leser*innen erfahren im Rückblick über Karls Liebe zu Männern, aber auch zu seinen gescheiterten Ehen und familiären Beziehungen, die ziemlich zerrüttet waren. In der Zeit der letzten Kriegsjahre bis in die 80er Jahre werden die Bemühungen von Karl Kling aufgezeigt, die er unternahm, um ein "normales" Leben zu führen. Um gesellschaftlich anerkannt zu sein, ging Karl Kling Kompromisse ein. Über seine Homosexualität konnte er nur mit wenigen Menschen sprechen. Sogar in der Familie herrscht Schweigen über seine Gefühle zu Männern.
Auch heute noch ist das Thema aktuell. Viele Menschen trauen sich noch immer nicht, offen mit ihrer Sexualität umzugehen. "Parallel" erzählt von der jahrzehntelangen Sehnsucht, ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Kling und die Menschen an seiner Seite zahlen dafür alle einen hohen Preis. Die Geschichte beschreibt die emotionale Reise eines Mannes, der zwei Leben führt. Eines, das er leben muss und eines, das er leben möchte. Dabei werden verschiedene Emotionen bei den Lesern hervorgerufen. Die Story lässt Raum zum Mitfiebern, aber auch zum Nachdenken.
Karl Kling nahm sein Geheimnis um seine Liebe zu Männern mit ins Grab. Für Matthias Lehmann war klar, dass er die Geschichte so detailgetreu wie möglich erzählen wollte. Er versuchte, sich in jemanden hineinzuversetzen, dessen Lebensinhalt wegbrach. In solchen Situationen fangen Menschen an, über ihr gesamtes Leben nachzudenken. In Karl Klings Fall war es der Eintritt in die Rente. Um "Parallel" zu veröffentlichen, gab Matthias Lehmann sich Mühe, über diese Zeit zu berichten.