Chris Licht bringt CNN auf Kurs

Der Nachrichtensender von Warner Bros. Discovery soll mehr exklusive Nachrichten bringen und weniger Meinungsmache betreiben.

Das Image von CNN wurde in den letzten Jahren durch leidenschaftliche On-Air-Persönlichkeiten wie Don Lemon oder Brianna Keilar verkörpert. Heutzutage wird es vielleicht am besten von Reportern wie Jamie Gangel oder Kaitlan Collins repräsentiert.

"CNN scheint sich wieder mehr auf reine Nachrichten zu konzentrieren und sich von der unverhohlenen Meinungsmache seiner Moderatoren zu entfernen, die in den letzten Jahren das Programm geprägt hat", sagt Mark Feldstein, Vorsitzender der Abteilung für Rundfunkjournalismus an der University of Maryland und ehemaliger CNN-Korrespondent zum Branchenmagazin ‚Variety‘. Zu den jüngsten «First on CNN»-Storys gehören Berichte über den Generalinspekteur des Heimatschutzministeriums, der den Secret Service aufforderte, die Nachforschungen über fehlende Texte im Zusammenhang mit dem Aufstand vom 6. Januar einzustellen, sowie über den Weggang des Pressesprechers von First Lady Jill Biden aus dem Weißen Haus.

So scheint sich CNN eine Scheibe von CBS News abzuschneiden, wo Co-Präsident Neeraj Khemlani neues Blut in Form von Korrespondenten wie Robert Costa, der früher für die ‚Washington Post‘ arbeitete, und Scott MacFarlane, der bei WRC, dem NBC-Sender in Washington, D.C., tätig war, in die Reihen bringt. Die Mission von CBS News in den letzten Monaten war es, große Scoops und "Gets" zu landen. Die CBS-Abendnachrichten-Moderatorin Norah O'Donnell beispielsweise hat vor kurzem ein Exklusivinterview mit Dr. Caitlin Bernard geführt, der Ärztin aus Indiana, die ein zehnjähriges Vergewaltigungsopfer behandelte, indem sie Abtreibungsdienste anbot. Im März arbeitete Costa mit Bob Woodward von der ‚Washington Post‘ zusammen, um zu enthüllen, dass Ginni Thomas, die Ehefrau von Richter Clarence Thomas am Obersten Gerichtshof, dem damaligen Stabschef des Weißen Hauses, Mark Meadows, eine SMS schrieb und ihn aufforderte, die Ergebnisse der Präsidentschaftswahlen 2020 anzufechten.

Der neue Chef von CNN kennt sich mit CBS News aus. Er hat dort mehrere Jahre lang gearbeitet, und das mit beachtlichem Erfolg. Chris Licht hat die Morgennachrichten von CBS auf Vordermann gebracht, indem er der Nachrichtensendung, die in den Einschaltquoten stets auf dem dritten Platz lag, neue Aufmerksamkeit verschaffte.
07.08.2022 11:05 Uhr  •  Fabian Riedner Kurz-URL: qmde.de/136030