Dominique Moro: 'Spielsucht ist eine gefährliche Krankheit'
UFA Serial Drama möchte bei «GZSZ» auf das Thema Spielsucht aufmerksam machen. Quotenmeter sprach mit Produzentin Dominique Moro über die Recherche zum Thema und wie man mit Spielsüchtigen in Kontakt gekommen ist.
Hallo Frau Moro! Vor wenigen Wochen feierte «Gute Zeiten, schlechte Zeiten» den 30. Geburtstag. Die Serie ist eine Konstante im täglichen Fernsehen. Sind Sie froh, dass es immer noch Zuschauer gibt, die täglich linear einschalten?
Natürlich! Rituale helfen, insbesondere in schwierigen Zeiten, den Tag zu strukturieren und für Ablenkung zu sorgen. «GZSZ» ist für viele ein solches Ritual. Wir freuen uns über jede:n, die/der um 19:40 RTL einschaltet.
Gleichzeitig werden die ehemals der Zielgruppe angehörigen Zuschauer ja immer fitter. Mein Vater ist jetzt jenseits der 60, ist sportlich, kaufkräftig und mit Streamingdiensten bestens ausgerüstet. Interessieren Sie sich als Produzentin noch für die 14- bis 49-Jährigen?
Wir haben alle Altersstrukturen gleichermaßen im Blick. Uns interessiert die gesamte Gesellschaft, was sich auch in der Zusammensetzung unseres Casts und in den Geschichten wiederfindet.
Wie zufrieden sind Sie mit den aktuellen Abrufzahlen von «Gute Zeiten, schlechte Zeiten» bei RTL+? Wie gut liefen die Spin-offs? Bekommen Sie von den Kollegen die Zahlen überhaupt vorgelegt?
Wir sind sowohl mit den Abrufzahlen von «GZSZ» bei RTL+, wie auch den Erfolgen der Spin-Offs, sehr zufrieden. Wir freuen uns aber vor allem, dass wir immer wieder den Nerv der Zuschauer:innen treffen und somit für viele Menschen das oben geschilderte Ritual geworden sind.
«Gute Zeiten, schlechte Zeiten» widmet sich einem schweren Thema: Glücksspiele. Wie haben Sie und Ihr Team sich in die Materie eingelesen?
Recherche ist bei sozial-relevanten Themen das A und O. Wir haben bei dem Thema Spielsucht beispielsweise sehr eng mit der Landesfachstelle Glücksspielsucht in NRW zusammengearbeitet und kooperieren mit dem Drogenbeauftragten der Bundesregierung, Burkhard Blienert.
Abhängige verzocken schnell mehrere zehntausend Euro, wie tief fällt die Figur Tobias in der Serie?
Tobias, gespielt von Jan Kittmann, verspielt neben seinen Ersparnissen auch sein Eigenheim. Er fällt sehr tief und verletzt dabei Menschen, denen er etwas bedeutet. Spielsucht ist eine gefährliche Krankheit, die Betroffene gleichermaßen finanziell wie sozial ruinieren kann.
Schauspieler Jan Kittmann erklärte, Sie haben gemeinsam mit Betroffenen und Angehörigen gesprochen. Wo findet man die Glückspielsüchtigen, die darüber reden wollen?
Die Landesfachstelle Glücksspielsucht in NRW hat uns tatkräftig dabei unterstützt, gesprächsbereite Betroffene und Suchtberater zu finden. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung bietet zudem eine kostenfreie Telefonberatung zur Glücksspielsucht an (Telefon: 0800 1 37 27 00) und bietet gezielte Auskunft und Aufklärung über Glücksspielsucht, Informationen und Beratung zu bestehenden Hilfsangeboten vor Ort und konkrete Beratung bei persönlichen Problemen und schwierigen Lebenssituationen, die durch Glücksspielsucht oder problematisches Glücksspielverhalten entstanden sind.
Im Vergleich zu Alkohol und Drogen ist das Thema Glückspiel noch recht verharmlost worden, oder?
Es gibt neben Suchtkrankheiten diverse sozial-relevante Tabu-Themen, die wir bei «GZSZ» bereits behandelt haben: Häusliche Gewalt, stille Geburt und Rassismus sind nur einige davon. Mit dieser Geschichte haben wir uns entschieden, die Gefahren der Glücksspielsucht und des problematischen Glücksspielverhalten sichtbarer zu machen. Auch in Zukunft können sich unsere Zuschauer:innen auf spannende und emotionale Stories freuen.
Die Bundesregierung plant die Legalisierung von Cannabis. Planen Sie in ein paar Monaten dazu auch eine Geschichte, da man davon ebenfalls sehr abhängig werden kann?
Derzeit ist eine solche Geschichte nicht geplant.
Frau Moro, vielen Dank für das Gespräch!
Am 30. August ab 20:15 Uhr wird Schauspieler Jan Kittmann mit der Suchtberaterin Dipl. Pädagogin Kathrin Rosenberg (Landesfachstelle Glücksspielsucht) auf dem GZSZ-Instagram-Kanal live gehen und mit ihr über das Thema Glücksspielsucht sprechen. Die User sind eingeladen, Fragen zu stellen und dem Talk zu folgen.
Für weitere Informationen gibt es die Internetseite der Landesfachstelle Glücksspielsucht (www.gluecksspielsucht-nrw.de). Auf dieser Seite finden Interessierte zusätzlich das Hilfetelefon Glücksspielsucht (https://www.gluecksspielsucht-nrw.de/infoline/) und die Onlineberatung (www.ausgezockt.de).
Sie leiden unter Spielsucht und suchen Hilfe? Wenden Sie sich an die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung unter der kostenfreien Telefonnummer 0800 - 1 37 27 00 !