Pierre Kiwitt: ‚Augen zu und durch… Einfach machen‘
Am Donnerstagabend ist der erste von zwei neuen «Der Zürich-Krimi» im Ersten zu sehen. Quotenmeter hat mit Hauptdarsteller Kiwitt unter anderem über seine Zeit in Brasilien gesprochen.
Sie kehren als Marco Furrer in «Der Zürich-Krimi» zurück. Die Zuschauerzahlen sind sehr gut, woran könnte das liegen?
Natürlich an mir! (lacht) Oder weil auf den anderen Sendern nichts gscheid’s läuft… (lacht)
Kleiner Scherz!
Nein, …ich glaube die Geschichten sind einfach sehr schön gestrickt und originell. Die Produktion entwickelt ganz feinfühlig und setzt die Themen gut in Zürich ein. Die Regie, meist von Roland Suso Richter, aber auch von den Gast RegisseurInnen gut erzählt, im Einklang mit unseren Kameramännern und Frauen die tollen Bilder schaffen.
Und dann ist, natürlich, unser Christian Kohlund, der unglaublich Charismatisch ist und dem man gerne zuschaut. Genauso wie meiner großartigen Kollegin Paule Klink, und überhaupt es ist ein schönes Zusammenspiel mit den anderen Kollegen Suzi Banzhaf, Yves Wüthrich, Robert Hungerbühler… Und nicht zuletzt ist auch die Auswahl der GastKollegen, getroffen von der Casting Direktorin Mai Seck, sehr divers und hochwertig…
Vielleicht kommt das alles zum Tragen und es gefällt daher vielen Zuschauern. Uns freut natürlich sehr, wenn wir so viele Zuschauer erreichen können.
Sie verkörpern Hauptmann Marco Furrer, der den nächsten Schritt im Leben gehe möchte und mit Dominique zusammenziehen will. Das bedeutet doch eigentlich recht viel Stress? Kommt es somit zu neuen Konflikten?
„Wenn man merkt, dass man mit einem Menschen den Rest seines Lebens verbringen möchte, dann möchte man, dass der Rest des Lebens sobald wie möglich beginnt…“ Um ein Zitat aus «Harry und Sally» zu nehmen. Was dann kommt weiß man erst immer hinterher…. So ist es auch bei dieser Geschichte…
Außerdem wirft Bochert Ihrer Figur vor, sie sei oft zu negativ. Können Sie dies bestätigen?
Der eine sieht es so, der andere so… Meine Rolle als Polizist hat ganz klare Vorschriften, den Furrer Folge zu leisten hat… Das bringt mit sich, dass Furrer die Sachen sehr neutral, realistisch betrachtet, … Natürlich hat er, aber auch ein gewisses Gespür für den nicht so geraden Weg… Da lässt und verlässt er sich, auch wenn es schwer zuzugeben ist, gerne auf Borchert, den er ja schon zu schätzen gelernt hat und gerne den ungeraden Weg geht. So sind sie ein gutes Gespann.
Der «Zürich-Krimi» und seine ähnlichen Krimi-Reihen fahren seit Jahren tolle Reichweiten ein. Sehen Sie sich und Ihre Kollegen als Pendant zum «Tatort»?
Der eine Krimi läuft am Donnerstag, der andere am Sonntag… und ganz viele andere laufen davor und danach (lacht). Ich vergleiche uns ehrlich gesagt nicht. Ich freu mich, wenn wir viele Menschen begeistern können und Ihnen eine schöne Geschichte erzählen können… Um so mehr um so besser.
Vor rund 20 Jahren hatten Sie Ihre erste TV-Rolle: «Mädchen Nr.1» für ProSieben. Der Sender lässt heute kaum noch fiktionale Formate produzieren. Ist das dank Netflix & Co. verschmerzbar?
Darüber habe ich noch gar nicht nach gedacht… Stimmt… Kann ich aber nur schwer beantworten, ich hatte das große Glück viel im Ausland und für wechselhafte Sender und Produktionen zu drehen, dadurch war ich nie so Heimat gebunden. Das war anfänglich gar nicht so gewollt, sehr mühsam und abenteuerlich, aber rückwirkend betrachtet habe ich so unglaublich tolle Momente und Geschichten erleben dürfen, verschiedene Menschen und Kulturen kennen gelernt.
Sie bekamen eine Rolle in der brasilianischen Serie «Eterna Magia» beim TV-Sender Globo. Haben Sie die Zeit genossen?
Der Brasilien-Aufenthalt war eben einer dieser Momente… Ich sprach damals eigentlich kein Wort portugiesisch und bekam durch ein Casting die Rolle angeboten… Ich habe also beim Lernen des Textes die Sprache und Kultur gelernt. Viele erklärten mich, in Deutschland, bevor es losging, für verrückt, aber es war eine der tollsten Erfahrungen meines Lebens. Und siehe da, der Kreis hat sich letztes Jahr geschlossen, als ich für die Mini-Serie «Cuba Libre» (Netflix) wieder auf portugiesisch spielen durfte.
Wie lernt man in kurzer Zeit eine Sprache wie portugiesisch?
Ich gebe zu, dass man als Franzose und Deutscher gewisse Töne schon kennt… englisch kann man heutzutage auch ein bisschen und dann konnte ich zwei Jahre schulspanisch, aber tatsächlich ist portugiesisch schon ein ganz eigenes Ding. Ich habe eine eigene Technik entwickelt mit der es dann ganz gut und schnell ging. Diese konnte ich kürzlich auch bei einer russischen Rolle anwenden.
Generell ist es bei Sprachen, wie bei so vielem im Leben gilt: Augen zu und durch… Einfach machen … Keine Angst, keine Scheu vor Fehlern… dann lernt man.
Sie standen für ein paar Monate auch für «ֿSturm der Liebe» vor der Kamera. Wie unterscheiden sich die Dreharbeiten dieser Serien?
Um genau zu sein waren es zehn Tage, aber da wurde so viel in einem Tag gedreht, dass es einem wie Monate vorkam... (lacht). Es war eine sehr schöne Zeit, ich hatte wunderbare KollegenInnen… die mich begleitet haben, und durch ihre Routine unterstützt haben… Es war damals ein kleiner Kulturschock, ich kam am Vortag direkt von einem zweimonatigem Dreh, eines spanischen Kinofilms, aus Galizien mitten zurück in die Heimat, ins wunderschöne bayerische Grünwald.
Unterscheiden tun sich die brasilianische und deutsche Telenovelas insofern, dass in Brasilien die Telenovelas Einzelstücke sind, da gibt es keine Fortsetzungen, wohin gegen der «Sturm» zum Beispiel ja schon „ewig“ läuft…mit wechselnder Belegschaft. Und auch die Zuschauerzahl … in Brasilien hatten wir im Schnitt 50- 60 Millionen Zuschauer pro Abend…
Für die Serie «Charité» verkörperten Sie Claus Schenk Graf von Stauffenberg. War die Rolle ein persönliches Highlight Ihrer Karriere?
Es war tatsächlich ein kleines Highlight, aber vor allem, weil ich mich gefreut hatte die geschätzte Casting Direktorin Nina Haun, und den ebenso geschätzten Anno Saul von meinem Spiel zu überzeugen. Außerdem war, und bin immer noch, ein großer Fan von den Projekten der UFA. Ich sprach, aber allerdings damals für den Franzosen Jung vor, nur fiel die Entscheidung auf den Kollegen. Letztlich wollte man mich aber trotzdem unbedingt an Bord haben und schlug mir den Stauffenberg vor… Was mich wegen der Wichtigkeit der Persönlichkeit, und den bereits besagten Gründen, die ja noch immer galten, ebenso begeisterte.
Ich stell grad fest, irgendwie ist jedes nächste Projekt, eine neue Herausforderung und das neue Highlight.
Auf welche Rolle / Highlight können wir uns dann als nächstes freuen?
Es kommt jetzt erst mal die portugiesische Serie auf Netflix, «Cuba Libre». Ich spiele dort ein Schweizer Diplomaten, der für die CIA während der Kuba-Krise arbeitet, und Szenen einer Ehe mit der Tochter des damaligen Polizeichefs der portugiesischen Diktatur, die er geheiratet hat, durchlebt, bis sie eines Tages spurlos verschwindet, und er sich auf die Suche nach ihr begibt…
Und dann kommt «Das Boot». bzw. es läuft ja schon die ganze Zeit auf Sky/Wow. Die 3. Staffel, in der ich, nach Staffel 1 wieder auftauche, kam diesen Sommer raus, zeitgleich, ich darf es schon verraten, drehten wir Staffel vier. Die Staffel ist nun in den letzten Zügen, und, ja, darauf freu ich mich schon sehr weil die Geschichte richtig Fahrt aufnimmt… mehr darf ich aber noch nicht sagen… Man kann sich ja schon zum einstimmen, die vorherigen Teile ansehen… …
Vielen Dank für das Interview.