Carsten Löding, Redaktionsleiter «NDR Info 21:45», und Thomas Berbner, Redaktionsleiter ARD-Zulieferung, legten am Dienstag ihren Bericht über die Vorwürfe im NDR Landesfunkhaus Schleswig-Holstein vor. Intendant Knuth hatte die Prüfung in Auftrag gegeben.
Der NDR möchte schnell klar Schiff machen und die Vorwürfe, die im Landesfunkhaus Schleswig-Holstein gegen die Chefetage erhoben wurde, ausräumen. Vor wenigen Wochen warfen mehrere NDR-Redakteure der Senderleitung vor politisch Einfluss auf die Berichterstattung zu nehmen („politischer Filter“), die Führungskräfte seien „Pressesprecher der Ministerien“. Außerdem herrsche in Kiel ein „Klima der Angst“ (
Quotenmeter berichtete). Nun hat eine interne Aufarbeitung stattgefunden, deren Ergebnisse am Dienstag veröffentlicht wurden. NDR-Intendant Joachim Knuth hatte die beiden Journalisten Carsten Löding, Redaktionsleiter der Hauptnachrichtensendung «NDR Info 21:45», und Thomas Berbner, Redaktionsleiter ARD-Zulieferung, damit beauftragt.
Im Mittelpunkt der Aufarbeitung standen Vorwürfe zu einer Recherche über Verschickungskinder und der Rolle des DRK, zu einem abgesagten Interview mit dem früheren schleswig-holsteinischen Innenminister Hans-Joachim Grote und der pauschale Vorwurf, die NDR-Berichterstattung aus Kiel sei nicht unabhängig. Löding und Berbner erklärten in ihrem Abschlussbericht, dass sie keine Belege für einen „politischen Filter“ im Landesfunkhaus Schleswig-Holstein fanden. Darüber hinaus gab es im Ergebnis der Prüfung bei der Recherche zu Verschickungskindern und der Rolle des DRK keine journalistisch unbegründeten Eingriffe durch die Redaktionsleitung, es wurden keine journalistischen Prinzipien verletzt. Gleichzeitig identifizierten sie in einigen Bereichen des Landesfunkhauses Schleswig-Holstein ein Redaktionsklima, das in Teilen von mangelnder Kommunikation und fehlendem Vertrauen geprägt ist. Trotz der fehlenden Belege über einen „politischen Filter“ soll es dem Bericht zufolge nicht heißen, „dass es nicht einzelne Entscheidungen zu tagespolitischen Fragen gab, die wir kritisieren“. Ein so pauschaler Vorwurf müsse aber in einer genaueren Analyse der Berichterstattung der vergangenen Jahre vertiefend untersucht werden.
Das Team arbeitete unabhängig und führte vom 6. September an 66 persönliche ausführliche Gespräche, telefonische Befragungen und Videoschalten und wertete sechs schriftliche Stellungnahmen aus.
„Wir haben im Landesfunkhaus Schleswig-Holstein keine Belege für einen angeblichen 'politischen Filter' gefunden. Es gab einzelne Entscheidungen, die auch wir im Nachhinein kritisch sehen. Aber selbst in der Redaktion hat eine große Mehrheit mit diesem Begriff gar nichts anfangen können. Die Debatte dazu hat das Redaktionsklima im Landesfunkhaus schwer belastet“, erklärt Thomas Berbner. „Wir habe viele Gespräche geführt, um die strittigen Sachverhalte aufzuklären. Die Kolleginnen und Kollegen haben uns großes Vertrauen entgegengebracht, wir konnten dadurch feststellen, dass das wesentliche Problem in Teilen des Landesfunkhauses ein gestörtes Redaktionsklima ist“, so Carsten Löding.
„Diese interne Aufarbeitung liefert keine Hinweise darauf, dass im Landesfunkhaus Schleswig-Holstein journalistische Prinzipien verletzt wurden. Sie zeigt, dass die erhobenen Vorwürfe in Teilen haltlos sind. Sie zeigt aber auch, dass wir dringend einen kulturellen Wandel in Führung und redaktionellem Miteinander brauchen, um Vertrauen zurückzugewinnen“, räumt NDR-Intendant Knuth ein. Der NDR eigene Prüfbericht ist unabhängig von der noch ausstehenden externen Aufarbeitung des Sachverhalts, die vom NDR Landesrundfunkrat Schleswig-Holstein beauftragt ist.
Update:
Inzwischen hat sich auch die Vorsitzende des Landesrundfunkrates Schleswig-Holstein, Laura Pooth, zum Abschlussbericht der internen Überprüfung der Vorgänge und Vorwürfe im NDR Landesfunkhaus Schleswig-Holstein geäußert. In einer Mitteilung sagt sie: „Es ist ein wichtiger Schritt, dass erste Ergebnisse vorliegen. Die Mitglieder des Landesrundfunkrates werden sich den Bericht nun im Detail ansehen. Das Gremium nimmt allerdings mit Sorge zur Kenntnis, dass das Arbeitsklima in Teilen des Funkhauses stark gestört ist. Zwar konnten die beiden prüfenden Journalisten keine Belege für einen 'politischen Filter' finden, gleichzeitig stellten sie aber fest, dass der pauschale Vorwurf in einer genaueren Analyse der Berichterstattung der vergangenen Jahre vertiefend untersucht werden müsse. In diesem Zusammenhang kommt der anstehenden Untersuchung des Prüf- und Beratungsunternehmens Deloitte eine besondere Bedeutung zu. Gerade vor diesem Hintergrund halte ich einen Blick von außen und eine umfassende externe Analyse nach wie vor für sehr wichtig und geboten, um verloren gegangenen Vertrauen wiederherzustellen."