Der Medienkonzern aus Unterföhring sah sich am Donnerstagabend gezwungen, seine Finanzergebnisse vorab mitzuteilen.
Die ProSiebenSat.1 Media SE teilte am späten Donnerstabend mit, dass die vorläufigen Zahlen des Konzerns einbrachen. Demzufolge ging der Umsatz um 13 Prozent auf 921 Millionen Euro zurück, im Vorjahr setzte man in den Monaten Juli, August und September noch 1,055 Milliarden Euro um. Der Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen brach sogar von 162 auf 118 Millionen Euro ein, das ist ein Abschlag von 27 Prozent.
„Die nun prognostizierte anhaltend hohe Inflation, die Energiepreiskrise und die sich daraus ergebende Konsumzurückhaltung beeinträchtigen zudem die Wachstumsaussichten des Commerce & Ventures-Segments, da ein Großteil dieser Geschäfte aufgrund ihres Fokus auf Endverbraucher:innen unmittelbar von der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung abhängig ist“, heißt es von dem in Unterföhring ansässigen Medienkonzern. Bereits im Juli berichtete das „Manager Magazin“ allerdings, dass das Investmentgeschäft vor einem Zerfall steht. Ein Beispiel: Die ProSieben-Tochter Amorelie hat zwar mit erotischen Adventskalendern große Erfolge feiern können, aber inzwischen ist der Markt mit billigen Toys geflutet. Die aktuellen Zahlen sind laut Insidern enttäuschend.
ProSiebenSat.1 spricht allerdings nicht davon, dass die rückläufigen Reichweiten sämtlicher Fernsehstationen ein Grund der Misere sind. Weder funktionieren Neustarts, noch können etablierte Programme ihre Reichweiten halten. Zwar gebe es einige Highlights wie eben die Florida TV, aber die gemessenen Zuschauerzahlen sind enttäuschend. Der Neustart «Britt – Der Talk» erreicht am Nachmittag nur etwa 60.000 junge Zuschauer.
Noch vor einigen Wochen ließ man aus Unterföhring wissen, dass das vierte Quartal gut ausfallen soll. Aufgrund des „makroökonomischen Umfelds“, sprich Inflation und Gaskriese, wird das vierte Quartal ebenfalls ein Reinfall. Man geht davon aus, dass die Werbeerlöse in der DACH-Region um rund 130 Millionen Euro geringer werden. Im Vorjahr setzte man noch 776 Millionen Euro um. Inzwischen dürfte auch zur Konzernzentrale vorgedrungen sein, dass die Monate November und Dezember 2022 ein Desaster werden.
Denn: Mit der Fußball-Weltmeisterschaft gehen die Privatsender in den Dornröschenschlaf. Gleichzeitig strahlen Das Erste und das ZDF die Spiele aus Katar aus, die dank des Winters das erfolgreichste Turnier aller Zeiten werden könnten. Unterdessen weichen die Öffentlich-Rechtlichen nicht von ihrem regulären Programm ab: Wenn also im ZDF gekickt wird, läuft im Ersten ein neuer Krimi.
Am 15. November 2022 wird die ProSiebenSat.1-Gruppe ihre exakten Zahlen vorstellen. Angesichts der Inflation, der rückläufigen Werbeerlöse und die starke Konkurrenz könnte das Medienunternehmen weiter in die Ecke gedrängt werden.