Rundschau: «Blockbuster» bei Netflix: Ein Oxymoron!

Außerdem blickt Quotenmeter darauf, was die Kollegen von der „Zeit“ über «Ze Networks» schreiben.

«Blockbuster» (seit 3. November bei Netflix)
In der letzten Blockbuster-Videothek kämpft ein engagierter Manager trotz Konkurrenz und Zweifeln darum, seinen Laden offen zu halten und es der Belegschaft recht zu machen.

Variety: “Es gibt Varianten von «Blockbuster», die vielleicht besser funktioniert hätten, zumindest erzählerisch. Man hätte den Blockbuster-Laden der Serie an die Realität anpassen können (vielleicht könnte man versuchen, nur DVDs von Titeln auszuleihen, die nicht im Streaming-Angebot enthalten sind, und es käme zu Unannehmlichkeiten usw.). Man hätte den Schauplatz 2022 aufgeben und in der Vergangenheit spielen können, auch wenn diese jüngeren Datums ist (die späten achtziger Jahre wären gut!). Noch besser wäre es gewesen, einen Hauch von Selbstbewusstsein für den ironischen Platz, den die Serie in ihrem Netzwerk einnimmt, zu zeigen. So aber bleibt Netflix' «Blockbuster» so zwiespältig wie das inhärente Oxymoron, das die Phrase "Netflix' 'Blockbuster'" darstellt.“



«Naked» (seit 17. Oktober in der arte-Mediathek)
Was heißt es, als Mädchen oder Junge geboren zu werden, als Mann oder Frau zu leben oder sich dazwischen oder auf der falschen Seite zu fühlen? Wie bestimmt Geschlecht unser Leben? Unterschiedlichste Menschen öffnen Türen und Herzen, renommierte Forschende erörtern, wie die Geschlechterbrille die Menschheit und Gesellschaften weltweit geprägt hat.

Süddeutsche: “Vier Jahre wurde an der umfassenden Dokumentation gearbeitet. Ausgangspunkt dafür war die "Me Too"-Bewegung und die Frage, was sich dadurch zwischen den Geschlechtern verändert hat. Spoiler: Individuell einiges, strukturell zu wenig. Am Ende gibt die fantastische Doku-Reihe viele Antworten. Sie sind zum Teil kontrovers, kommentieren durch den humorvollen Schnitt und bleiben dann einfach nebeneinanderstehen. So zeigt «Naked», wie der Gender-Diskurs eigentlich laufen sollte: respektvoll und vielfältig.“



«Das Netz – Spiel ab Abgrund» (seit 21. Oktober in der ARD Mediathek)
Die Strafverteidigerin Lea Brandstätter (Birgit Minichmayr) muss miterleben, wie ihr Freund, der erfolgreiche Fußballscout David Winter (Itay Tiran), bei einem Unfall stirbt. Lea würde Davids Tod gerne in Ruhe betrauern, hätte es nicht den Anschein gehabt, David wäre vor jemandem auf der Flucht gewesen. Hinzu kommt dieses seltsame Aufeinandertreffen mit dem Hooligan Marcel Fork (Max von der Groeben). Marcel hat am gleichen Tag seinen besten Freund verloren, erstochen von Fremden, im Fußballstadion. Nur ein paar Meter entfernt von Davids Unfall. Gibt es einen Zusammenhang? Lea und Marcel bilden mit Leas Mentorin Christina (Eva Mattes) ein ungleiches Trio, das gemeinsam herausfinden will, wer wirklich hinter den Todesfällen steckt. Dabei geraten sie immer tiefer in eine Welt der skrupellosen Gier und Macht. Die Spur führt hinauf bis in die höchsten Kreise – zum Präsident der World Football Association (WFA): Jean Leco (Raymond Thiry).

Süddeutsche: “Wer sich drauf einlässt, den packt der Sog eines Actionthrillers, der «Das Netz» in erster Linie ist. Wer sich allerdings im Fußballbetrieb ein bisschen auskennt, dem kommt zum Beispiel Jean Leco in seiner ausgestellten Ruchlosigkeit viel zu platt vor. (…) Hier - und also an ganz entscheidender Stelle - kann der aufwendige Thriller nicht mithalten mit den Hinterhältigkeiten im echten Fußball.“



«Ze Network» (seit 1. November bei RTL+)
David Hasselhoffs neue Hauptrolle in einem Theaterstück in Deutschland katapultiert ihn ins Zentrum einer internationalen Agenten-Verschwörung. Wo ist er da reingeraten? Was hat Henry Hübchen damit zu tun? Und ist das wirklich real - oder droht David seinen Verstand zu verlieren?

Die Zeit: “Ständig hat Hasselhoff in «Ze Network» vor Erschöpfung Tagträume und Filmrisse, die sein Umfeld als sicheren Indikator dafür wertet, dass er, der jahrelang mit seiner Alkoholsucht kämpfte, wieder zu trinken begonnen hat. Dass er mit seinen Sekundenschlafvisionen am Ende die gesamte Mission retten wird; dass der von seinen Arthouse-Kollegen bemitleidete Entertainmentonkel also zum Helden aufsteigt, ist ein wundervoller Kommentar zu all den ironischen Kommentaren auf den Verlauf seiner Karriere.“



«Lopez vs. Lopez» (seit 4. November bei NBC)
Eine Familienkomödie aus der Arbeiterklasse, in der es um Dysfunktion, Wiedervereinigung und all den Schmerz und die Freude dazwischen geht.

Variety: “ Im Großen und Ganzen drückt Mayans Material in den ersten beiden Episoden - außer wenn sie mit ihren Eltern über ihr Sexleben spricht, was einfach nur seltsam ist - allgemeine Gefühle aus, mit denen ich als Millennial sympathisiere, zum Teil wegen der Macht der Indoktrination. Das ist ein Stoff, der mir schon buchstäblich tausendfach begegnet ist. Wieder einmal erkennt die Serie lediglich einen Trend in unserer Gesellschaft an und überlässt es uns, den Witz zu vervollständigen.“

04.11.2022 10:50 Uhr  •  Fabian Riedner Kurz-URL: qmde.de/137993