«Black Panther: Wakanda Forever» - Wenn Helden sterben
Nach dem Tod des Schauspielers Chadwick Boseman musste die Story komplett verändert werden. Der Spielfilm hat dennoch gute Momente.
Seit Bestehen des Marvel Cinematic Universe mussten schon einige Helden ihren Abschied geben. Iron Man, der das Franchise 2008 einläutete, etwa starb in «Avengers: Endgame» den Opfertod, Captain America legte im gleichen Film sein unzerstörbares Schild nieder. Natürlich freuen sich ihre Darsteller Robert Downey Jr. (Iron Man) und Chris Evans (Captain America) noch des Lebens. Anders sieht es aus, wenn unerwartet der Hauptdarsteller stirbt und für das Weiterleben der Figur eine Lösung gefunden werden muss. Chadwick Boseman, der als Black Panther 2016 in «The First Avenger: Civil War» eingeführt wurde und zwei Jahre später seinen eigenen «Black Panther»-Film bekam, starb am 28. August 2019 mit erst 43 Jahren an Krebs. Da waren die Vorbereitungen für eine Fortsetzung bereits voll im Gange. So muss «Black Panther: Wakanda Forever» jetzt tatsächlich ohne seinen Titelhelden auskommen, was so nur möglich war, weil Regisseur Ryan Coogler («Creed») schon vor dem Tod von Chadwick Boseman spekulierte, einen Film zu drehen, in dem die weiblichen Figuren aus dem fiktiven afrikanischen Königreich Wakanda in den Vordergrund rücken. Da sich Coogler auch am Drehbuch beteiligte, war es dann wohl nur noch ein kleiner Schritt, den schwarzen Panther fast ganz aus der Story zu streichen. Daher beginnt der zweiten Teil erst einmal ohne heroischem Marvel-Logo, sondern mit einer würdigen Beerdigungsszene für den Black Panther.
Kampf der Welten
Wakanda trauert um seinen toten König T‘Challa alias Black Panther. Dessen Mutter Ramonda (Angela Bassett) wird zur neuen Herrscherin ausgerufen, die etliche Angreifer abwehren muss. Alle sind hinter dem scheinbar nur in Wakanda abbaubaren Edelmetall Vibranium her. Vibranium verhalf Wakanda einst dazu, im Geheimen das technisch fortschrittlichste Land der Welt zu werden. Nun wollen andere Staaten etwas vom Vibranium abhaben, und zwar für Massenvernichtungswaffen, was Königin Ramonda nicht zulassen kann. Aus den Tiefen des Meeres droht plötzlich jedoch noch eine weitere Gefahr. König Namor (Tenoch Huerta) vom Unterwasservolk der Talocan entführt Prinzessin Shuri (Letitia Wright), die Schwester des Toten Black Panther, um somit eine Allianz mit Wakanda gegen den Rest der Welt zu erzwingen. Shuri kann aber befreit werden, womit es auf dem offenen Meer zu einer riesigen Schlacht zwischen Wakanda und Talocan kommt. Shuri muss sich dabei ihrem Schicksal stellen. Noch einmal konfrontiert sie sich mit ihrer Trauer und Wut, was ihr zu einer neuen Erkenntnis verhilft.
Neubesetzung des Black Panther
Natürlich wurde nach dem Tod von Chadwick Boseman überlegt, ob und wie man Black Panther doch noch am Leben lassen beziehungsweise ihn ins Leben zurückholen könnte. Gerade die Fantasy-Welt bietet dahingehend unendliche Möglichkeiten. Eine Neubesetzung mit einem Black Panther aus einem Paralleluniversum stand dabei gewiss genauso zur Diskussion wie ein quasi computeranimierter Chadwick Boseman. Coogler entschied sich aber für einen ganz anderen Weg, der erst im letzten Drittel des Films zum Tragen kommt, sich dann aber umso richtiger anfühlt. Fakt ist also: Black Panther kehrt zurück, aber wie und mit wem, soll hier aus Spannungsgründen nicht verraten werden. Leider gelingt es bis zum letzten Drittel tatsächlich nicht, die Lücke ‚Black Panther‘ auszufüllen. Es entpuppt sich ein Heldenepos, dem aber der Held fehlt, der das Publikum durch die Geschichte führt. Stattdessen gibt es die von Coogler bereits im Vorfeld angekündigte Armada von Heldinnen. Nicht nur Wakandas Königsfamilie mit Letitia Wright («Tod auf dem Nil») als Prinzessin und Angela Bassett («Tina - What‘s Love Got to Do with it?») als Queen treten damit in die erste Reihe, sondern auch eine Elitetruppe von glatzköpfigen Kriegerinnen, zu denen die auch die deutsche Schauspielerin Florence Kasumba («Tatort») gehört, die inzwischen auch in Hollywood hoch im Kurs steht.
Verwässert und aufgeblasen
Bei so viel afrikanischer Frauenpower, wie wir sie erst kürzlich auch in «The Woman King» im Kino erleben durften, geben die Männer ein gewollt schwächliches Bild ab. Der athletische Gegenspieler Tenoch Huerta («The Forever Purge») macht als mächtiger Namor mit kleinen Flügeln an den Knöcheln eine eher lächerliche Figur, Martin Freeman («Der Hobbit») hat als CIA-Agent Everett K. Ross dermaßen belanglose Auftritte, dass es mehr Sinn gemacht hätte, ihn ganz aus der Story zu nehmen. Damit sind wir aber auch schon beim großen Manko dieses Films. «Black Panther: Wakanda Forever» ist mit 162 Minuten schlichtweg zu lang und wird mit nicht enden wollenden Special Effects-Einschlägen im wahrsten Sinne des Wortes überflutet. Da sollen Fans wieder mit einer wuchtigen computeranimierten Künstlichkeit überwältigt werden. Etwa wenn sich die Krieger des Unterwasservolkes an Walen hängend durchs Meer gleiten, oder Namor, der mit so viel Superkraft ausgestattet ist, dass er permanent durch die Lüfte springt. Heutzutage lässt ist ein solcher Budenzauber aber kaum noch eindrucksvoll verkaufen, sondern ist inzwischen zum Standard eines jeden Superhelden-Films geworden. So verwässern die gewiss wieder aufwändig am Computer animierten Actionszenen die unnötig aufgeblasene Handlung. Das ist letztlich dann doch wieder nur typisches Popcorn-Kino, das einen hungrig entlässt.
Fazit: Den verstorbenen ‚Black Panther‘- Darsteller Chadwick Boseman vermisst man trotz des würdigen Abschieds schmerzlich. Das schafft jedoch Platz für das weibliche Ensemble, dem man trotzdem gern zuschaut. Manche Handlungsstränge sind jedoch unnötig, und die Special-Effects-Gewitter sind irgendwann ermüdend.
«Black Panther: Wakanda Forever» ist im Kino zu sehen und demnächst bei Disney+ verfügbar.
23.11.2022 11:35 Uhr
• Markus Tschiedert
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