Nach drei Jahren Pause kehrt das Reality-Format nach Murwillumbah zurück. Doch die Reichweiten von jenseits der sieben Millionen kommen nicht mehr zurück.
In dem australischen Dorf Murwillumbah rund 130 Kilometer südlich von Brisbane ist die Hölle los. Nach dem Ende der Corona-Pandemie reisen wieder zahlreiche Fernsehteams in das 9.812-Einwohner-Dörfchen in New South Wales. Immerhin drehen nicht nur die britischen Kollegen in Dungay, sondern auch ITV Germany – sowie zahlreiche Teams der vielen Beiträge für «Punkt 12» und den Specials. Es wird also wieder gemütlich in Australien und die Kollegen können sich nach drei Jahren wieder auf die Einwohner freuen.
Doch «Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!» musste in den vergangenen Jahren zahlreiche Federn lassen. Ein Hauptaugenmerk, aber nicht der entscheidende, war die Tiny-House-Version im Januar 2021 in Köln. Mit jeweils drei Kandidaten, die nur drei Tage aufeinander leben, war das Dschungel-Gefühl passé, noch heute sagen viele, RTL hätte lieber ein «Winterdorf der Stars» kreieren sollen. Stattdessen purzelten die Reichweiten und die Verantwortlichen suchten nach einer Corona-Lösung. Die war mit Südafrika gefunden, denn die Australier blieben 2022 in ihrem eigenen Land. Doch so wirklich gut kam die Idee nicht an.
Das mag einfach daran liegen, dass sich seit der Corona-Pandemie die Zahl der Reality-Shows massiv erhöht hat. Wir blicken zurück: Kurz nach dem Start der Corona-Pandemie brachte Netflix die Serie «Too Hot to Handle» auf den Markt, danach folgten weitere Produktionen wie «The Circle», «Love Is Blind» und «Love on the Spectrum». Die Verantwortlichen bei RTL haben in den vergangenen Wochen auch zahlreiche neue Projekte auf den Markt geworfen. Beispielsweise «Dubai Diaries» mit Simon Desue, «Make Love Fake Love» mit Yeliz Koc und neue Staffeln von «Bachelor in Paradise», «Are You The One?» und «Temptation Island VIP». Außerdem werden seit Jahren auch schon die zahlreichen britischen und amerikanischen Ableger der hiesigen Formate ins RTL+-Programm gehievt.
Obwohl Reality-Shows nur eine kurze Zeit beim Publikum beliebt sind, werden diese Programme äußerst gerne für das Publikum produziert. Scheinbar ist das Programm so günstig, dass man damit auch rein österreichische Versionen produzieren kann. «Das Sommerhaus der Stars» ist in der Alpenversion bei ATV und Joyn als «Forsthaus Rampensau» gelaufen. «Tinderreisen» begleitet paarungswillige Singles und «Teenager werden Mütter» bestätigt den Titel.
Muss man sich auf die neue Staffel von «Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!» freuen? Mitnichten, denn die Auswahl der Prominenten wird immer belangloser. Mit Tessa Bergmeier, Jana Pallaske, Cosimo Citiolo, Gigi Birofio, Papis Loveday, Claudia Effenberg und Cecilia Asoro hat man sogenannte Format-Hopper, die bislang nur mit ihrer eigenen Präsenz Karriere machen wollten. Verena Kerth wurde eingekauft, damit sie über den FC-Bayern-Chef Oliver Kahn auspackt und Influencerin Jolina Mennen soll für das junge Publikum herhalten. Lucas Cordalis vervollständigt die Katzenberger-Familie um einen weiteren Part. Kein ehemaliger Sportler, kein aktiver Schauspieler. Schon jetzt könnte man meinen, die neue Staffel müsste mit zahlreichen Schatztruhen-Spielen aufgewertet werden. Denn: Die Teilnehmer verbindet recht wenig, mit Ausnahme, dass sie schon in zahlreichen Fernsehshows zu Gast waren.
Man könnte meinen, dass der Dschungel an seine Grenzen gerät. Vielleicht wäre die Corona-Pandemie auch ein guter Zeitpunkt gewesen eine Zäsur zu machen und das Thema für beendet zu erklären. Immerhin gibt es mit Sicherheit auch spannende und neue Projekte, die das RTL-Programm eines Tages prägen könnten. Gute Quoten werden RTL zwar erneut sicher sein, doch sieben bis acht Millionen Zuschauer wie noch vor knapp zehn Jahren werden es nicht mehr werden. Dafür hat man auch selbst gesorgt.
«Ich bin ein Star – Holt mich hier raus» ist ab Freitag, den 13. Januar 2023, um 21.30 Uhr bei RTL zu sehen.