Keine leichte Kost: In dem neuen Roman von Steven Uhly steht ein pädophiler Priester im Mittelpunkt.
Auch wenn der Autor Steven Uhly es sich nicht gerade leicht macht mit seinem neuen Roman: Der neue Roman von Steven Uhly ist sehr intensiv und eindrucksvoll. Er ist von den ersten Zeilen an super interessant, reflektiert und ebenso spannend wie ein Krimi.
In dem Roman "Die Summe des Ganzen" geht es um einen pädophilen Priester. Der Priester Padre Roque de Guzmán wohnt am Stadtrand von Madrid und verzeiht die kleinen Sünden seiner Schützlinge. Soweit ist bis hierhin noch alles normal, bis ein bisher fremder Mann den Priester besucht. Erst beim dritten Besuch gelingt es dem Mann, dem Priester von seinen pädophilen Neigungen zu einem Schüler, denen er Nachhilfe gibt, zu berichten. Noch hat der Täter nichts getan, was strafbar für ihn wäre, doch allein der Gedanke an den 10-jährigen Nachhilfeschüler ist bereits Sünde. Trotz all dem empfindet er für den Nachhilfeschüler auch Mitleid, wie der Priester nach unzähligen Beichten erfährt. Auch wenn es dem Priester schwerfällt, möchte er dem Mann mit reinem Herzen zuhören. Der Priester kann den Mann außerdem sehr gut verstehen, denn auch in ihm schlummert eine pädophile Neigung. Aus diesem Grund hat er sich hinter der Kirchendoktrin zum eigenen Schutz isoliert. Der Mann ist im Laufe der Zeit so verzweifelt, dass er nach Schlupflöchern sucht. Ist es denn keine Liebe? Lange wurde doch immer gepredigt, die Versuchung ist in Ordnung, solange man sich von Gott leiten lässt?
Aber wieso genau erzählt Uhly die Geschichte aus der Sicht des Täters und nicht aus der Sicht des Opfers? Möchte er damit zeigen, dass Täter auch ein Herz haben? Nein, Steven Uhly beschreibt es selbst als bequemeren Weg, eine solche Geschichte aus Sicht des Opfers zu erzählen. Es ist leichter, mit Opfern mitzufühlen, als Täter zu verstehen. Uhly hat aber gar kein Bedürfnis dazu, es sich so leicht zu machen. Er hat Freude an der Herausforderung und nimmt diese auch gerne an.