Die Kommissare Eisner und Fellner entdecken in diesem «Tatort» aus Österreich neue Facetten aneinander und ermitteln in einem kaltblütigen Mord.
Stab
Darsteller: Harald Krassnitzer, Adele Neuhauser, Christina Scherrer, Valentin Postlmayr, Marlene Hauser, Rainer Egger
Musik: Kreisky
Kamera: Ioan Gavriel
Drehbuch: Stefan Hafner und Thomas Weingartner
Regie: Evi RomenWas ist das für eine Welt, in der ein Radfahrer einfach so aus heiterem Himmel abgestochen wird? Diese Frage stellt sich auch der Zuschauer bei dem neuen «Tatort»-Fall aus Österreich, als direkt in den ersten Szenen ein erfolgreicher IT-Mitarbeiter im Treppenhaus seiner Wohnung aus heiterem Himmel blutig ermordet wird.
Der Fall um den Mord an Marlon Unger (Felix Oitzinger) gestaltet sich dabei von Anfang an als äußerst komplex und undurchsichtig und wird vom Drehbuch von Stefan Hafner und Thomas Weingartner zum Anlass genommen, tief in die persönlichen Lebensumstände des Opfers vorzudringen. Denn je mehr die Ermittler Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) und Bibi Fellner (Adele Neuhauser) über den IT-Experten Unger und dessen Umfeld in Erfahrung bringen, desto mehr widersprüchliche Informationen kommen ans Licht. Die einen sagen, Marlon sei ein charmanter Kollege gewesen, und noch dazu überaus erfolgreich. Doch wurde er wirklich von all seinen Mitmenschen bedingungslos geliebt? Oder steckte hinter dieser Fassade ein skrupelloser und egoistischer Mensch, der mit seinen Gefühlen nicht im Reinen war und mit bodenlosem Ehrgeiz um jeden Preis vorankommen wollte – wie es in der Welt der IT-Beratung ja mitunter auch Usus und gern gesehen ist? Die Spannungen innerhalb des IT-Unternehmens sowie zwischen Marlon und seinen Kollegen werfen immer mehr Fragen auf – genauso wie sein schwieriges Verhältnis zu seiner noch relativ jung schwer an Demenz erkrankten Mutter und den von ihr pausenlos traktierten Altenpflegern.
Doch nicht nur der Fall an sich will die Zuschauer hinter die Kulissen einer abgeschotteten Welt zu einem Mann mit reichlich seelischen Abgründen führen. Auch die Dynamik zwischen den Ermittlern und ihre persönlichen Konflikte offenbaren in dieser Folge einen bisher selten gesehenen Tiefgang in dieser Reihe. Das gilt für Moritz Eisner und Bibi Fellner wie auch für die junge Kollegin Meret Schande (Christina Scherrer), die plötzlich vor großen Herausforderungen steht, als sie in den Mittelpunkt der Ermittlungen gerät. Wie stark ist sie eigentlich in den Fall verwickelt? – Eine Frage, die sie zunehmend belastet und ihr Handeln zu bestimmen beginnt.
Dabei können die schauspielerischen Leistungen in diesem «Tatort» durchweg überzeugen. Harald Krassnitzer und Adele Neuhauser geben einmal mehr das eingespielte Ermittler-Duo, das neue Facetten aneinander entdeckt, während auch Christina Scherrer als Meret Schande eindrucksvoll zeigt, wie eine junge Polizistin mit einer komplizierten beruflichen und privaten Situation umzugehen weiß und in dieser Zwickmühle viel Tiefgang gewinnt. Daneben überzeugt ein spannender und komplexer Fall, der nicht nur durch seine Handlung, sondern auch durch seine gut entwickelten Charaktere gefällt. Die oftmals ziemlich innovative Kameraarbeit ist dabei ebenfalls gelungen und trägt zu einer atmosphärisch dichten Inszenierung bei.
Der Film «Tatort – Was ist das für eine Welt?» ist am Sonntag, den 26. Februar um 20.15 Uhr im Ersten zu sehen.