Das Jüngste Quoten-Gericht: «Volles Haus!» – Schönreden wird nicht helfen!

Immer montags blickt Quotenmeter auf die Quoten-Highlights und Marktanteil-Flops der zurückliegenden Woche. Diesmal steht der neue Nachmittag von Sat.1 im Fokus. Und ein geglückter Sendeplatzwechsel.

„Die neue Sat.1-Nachmittagsshow «Volles Haus!» hat am ersten Sendetag mehr als 2,3 Millionen Zuschauer:innen (Nettoreichweite) erreicht. Das ist ein schöner Wert, mit dem wir zum Start sehr zufrieden sind", erklärte Sat.1-Sprecher Christoph Körfer gegenüber der Münchner ‚Abendzeitung‘ am vergangenen Dienstag. Zur Erinnerung: In der Nettoreichweite werden alle Zuschauer miteingerechnet, die mindestens eine Minute der jeweiligen Sendung am Stück gesehen haben. Dass die Sendergruppe aus Unterföhring immer wieder häufiger auf die weniger harten Zahlen der Nettoreichweiten zurückgreift, um Ergebnisse schöner zu reden, als sie tatsächlich waren, ist an dieser Stelle bereits vor exakt einem Monat erörtert worden. Die Sender-Kommunikation kommt in diesem Fall aber einem schlechten Witz gleich.

Die Arbeitsgemeinschaft Fernsehforschung (AGF), bei der die ProSiebenSat.1 Media SE neben ARD, Discovery Communications Deutschland, Mediengruppe RTL Deutschland, Sky Deutschland, Sport1, Viacom, WeltN24 und ZDF Gesellschafter ist, wies hingegen eine gänzlich andere, wesentlich unschönere Wahrheit für «Volles Haus! Sat.1 Live» aus. Am vergangenen Montag belief sich die Sehbeteiligung, also die durchschnittliche Nutzung der Sendung, auf 0,34 Millionen Zuschauer ab drei Jahren. Hatten also fast zwei Millionen Zuschauer nach wenigen Minuten also keine Lust mehr auf die dreistündige Sendung? Sollte ein Sender mit diesem Ergebnis wirklich zufrieden sein?

Das Problem: In den darauffolgenden Tagen stieg die Reichweite nicht an – im Gegenteil. Am Dienstag bezifferte die AGF die Sehbeteiligung auf 0,22 Millionen, am Mittwoch standen 0,28 Millionen zu Buche, während die Werte am Donnerstag und Freitag auf 0,25 und 0,22 Millionen sanken. Auch aus Quotensicht lieferte «Volles Haus!» eine Debütwoche zum Vergessen: Mit 3,5 Prozent Martkanteil bei den 14- bis 49-Jährigen feierte man am Premierentag den „Höhe“-Punkt der Woche. Die darauffolgenden Tage bescherten dem Bällchensender 3,2 und 2,7 Prozent, ehe das Ergebnis am Donnerstag auf 3,0 Prozentpunkte stieg. Der Freitag war mit 2,7 Prozent erneut ein trauriger Tiefpunkt.

Immerhin lässt sich an diesen Werten aus Sat.1-Sicht nichts schönreden, was Körfer gegenüber der ‚AZ‘ sogar noch schlechter darstellte. Der Sendersprecher bezog sich auf die Zuschauergruppe der 14- bis 59-Jährigen und räumte ein: „Den Marktanteil in der Sat.1-Relevanz-Zielgruppe der 14- bis 59-jährigen Zuschauer:innen von 3,3 Prozent werden wir weiter ausbauen.“ Die erste Woche gab jedoch keinen Anlass für eine Verbesserung. Auf dem Gesamtmarkt rutschte das Quotenergebnis von 2,3 Prozent (Montag) auf 1,5 Prozent (Freitag). Oder wie es ein Twitter-User in Anspielung auf ein Werbeplakat für «Volles Haus!» formulierte: „Nach den Quoten zu urteilen haben beide den Fernseher mitsamt Fernbedienung in den Müll geworfen.“



In Unterföhring ist nicht alles schlecht
Doch in Unterföhring läuft derzeit nicht alles schlecht, denn bei ProSieben funktionierte zuletzt der Sendeplatz-Wechsel von «Wer stiehlt mir die Show?» von Dienstag auf Sonntag. Trotz erheblicher Konkurrenz des «Tatorts» aus Münster, den 13,46 Millionen Zuschauer verfolgten, sank das Interesse an der von Joko Winterscheidt moderierten Quizshow nur marginal. Während den Staffelauftakt – ebenfalls von Winterscheidt moderiert – 1,52 Millionen Zuschauer sahen, kam man in Woche drei auf eine Sehbeteiligung von 1,59 Millionen.

Die erste Sendung, die von einer Wildcard-Gewinnerin moderiert wurde, verbuchte übrigens 1,84 Millionen Zuschauer. Auch die Einschaltquoten blieben gegen den überaus starken «Tatort: MagicMom», der insgesamt 40,7 und bei den 14- bis 49-Jährigen 33,5 Prozent einfuhr, stabil. «WSMDS» sicherte sich in Woche eins 5,9 Prozent, am gestrigen Tag standen 6,0 Prozent zu Buche. Helenas Show holte 7,1 Prozent beim Gesamtpublikum. In der Zielgruppe stehen für die fünfte Staffel bislang 17,0, 19,4 und 17,4 Prozent auf dem Papier. Im vergangenen Winter waren zwar bis zu 24,1 Prozent drin, doch die bisherigen Ergebnisse am deutlich umkämpfteren Sonntagabend sind sehr zufriedenstellend.
06.03.2023 15:00 Uhr  •  Veit-Luca Roth Kurz-URL: qmde.de/140684