Claudia Eisinger: ‚Sie ist eine Person mit narzisstischen Zügen‘

Am Mittwoch ist Eisinger in «Wolfswinkel» zu sehen, in der sich einen gescheiterten Daily-Soap-Star spielt.

Hallo Frau Eisinger, Sie haben bei «Wolfswinkel» eine spannende Rolle übernommen. Sie verkörpern eine Figur, die rechte Parolen äußert.
Lydia merkt schnell, wo in dem Dörfchen der wunde Punkt ist: Es ist die Jugend und es ist das Thema Heimat und Zugehörigkeit. Hier sieht sie ihr Publikum und ihre Plattform – und sie nimmt sozusagen in Kauf, dass sie sich auf eine Gesinnung einlässt, die gar nicht ihre eigene ist. Aber weil sie innerlich gebrochen ist und Aufmerksamkeit braucht, nutzt sie diese Thematik, um sich selbst wiederaufzubauen. Es hätte wohl auch ein völlig anderes Thema sein können.

Ihr Charakter ist vielschichtig angelegt, Sie verkörpern einen ehemaligen Daily-Soap-Star.
Genau, Lydia hat eine Vorgeschichte. Sie ist eine gescheiterte Daily-Soap-Darstellerin aus Berlin und an den Status einer B-Prominenz gewöhnt. Danach ist sie aus ihrem langjährigen Engagement rausgeflogen und hatte einen Zusammenbruch, ihr gewohntes Leben ist in sich zusammengefallen. Sie kehrt nach Wolfswinkel zurück, weil sie unter anderem kein Geld mehr hat. Ich würde auch behaupten, dass sie eine Person mit narzisstischen Zügen ist. Lydia braucht die Aufmerksamkeit und Bestätigung von außen wie die Luft zum Atmen.

Ruth Olshan hat gemeinsam mit Scarlett Kleint und Alfred Roesler-Kleint das Drehbuch verfasst. Waren Sie von dem Projekt sofort überzeugt?
Meine Rolle Lydia hat mir zunächst einige Rätsel aufgeworfen, weil mir ihre Motive nicht ganz klar waren. Ich habe mir ähnliche Fragen gestellt, wie sie wahrscheinlich im Laufe des Films auch für die Zuschauerinnen und Zuschauer aufkommen werden, nämlich vor allem: Welche Motive hatte sie? Wie kommt sie darauf, solche Behauptungen zu äußern und so eine Welle loszutreten? Das waren auch meine Fragen im ersten Gespräch mit Regisseurin Ruth Olshan.

Sie spielen auch mit Lisa Maria Koroll zusammen, die in den vergangenen Jahren eine beachtliche Karriere hinlegen konnte.
Die Zusammenarbeit mit dem gesamten Ensemble war ein großes Geschenk, alle sind so wunderbare Kollegen!

Viele Zuschauer kennen Sie aus dem «Masuren-Krimi», der im Ersten Top-Werte holt. Warum ist die Reihe so erfolgreich? Könnte die Beliebtheit dieses Donnerstags-Krimis auch damit zusammenhängen, dass meist aus kleineren Gegenden erzählt wird?
Was die Reihe «Masuren-Krimi» besonders macht, sind stark angelegte Hauptfiguren mit jeweils sehr eigenen Geschichten. Viktoria Wex ist eine fachlich geniale, aber traumatisierte und sozial eher sperrige Figur mit einer ganz eigenen Agenda, den Mord an ihrem Ehemann aufzuklären, während Leon Pawlak, der ansässige Polizist eine pubertierende Tochter großzieht und ebenfalls eine nicht gradlinige Vergangenheit aufzuweisen hat. In gewisser Weise sind die Kriminalfälle immer mit dem horizontalen Strang verwoben und dadurch aufgeladen. Außerdem bietet Masuren dem Ganzen eine visuell sehr reizvolle, mystische Umgebung.

Für RTL+ und HBO Max übernahmen Sie eine Rolle in der Serie «Zwei Seiten des Abgrundes». Gibt es schon Neuigkeiten über die Veröffentlichung?
«Zwei Seiten des Abgrunds» startet am 8. Mai zeitgleich auf der Plattformen: RTL+, Warner TV Serie und international auf HBO Max.

Vielen Dank für Ihre Zeit!

«Wolfswinkel» ist am Mittwoch, den 29. März, um 20.15 Uhr im Ersten zu sehen.
28.03.2023 12:04 Uhr  •  Fabian Riedner Kurz-URL: qmde.de/141053