Immer montags blickt Quotenmeter auf die Quoten-Highlights und Marktanteil-Flops der zurückliegenden Woche. Diesmal geht es um die Castingshow «Deutschland sucht den Superstar» und den Jury-internen Streit zwischen Katja Krasavice und Dieter Bohlen.
Es knarzt weiter kräftig im Gebälk der RTL-Sendung
«Deutschland sucht den Superstar», die in den vergangenen Wochen durchaus überraschend stabil geblieben ist, aber eine Woche vor Beginn der Live-Shows einen kleinen Dämpfer hinnehmen musste. Am Samstagabend schalteten zwar erneut mehr als zwei Millionen Zuschauer ein, mit der deutschen Fußballnationalmannschaft im Gegenprogramm entschiededen sich aber nur etwas mehr als eine halbe Million junge Zuschauer für den Castingshow-Dauerbrenner. Die Quote stürzte dementsprechend auf 9,0 Prozent – Tiefstwert der aktuellen Staffel. Das ist insofern bemerkenswert, da der Staffelschnitt im vergangenen Jahr, also ohne Dieter Bohlen in der Jury – gerade mal bei 9,4 Prozent lag und die Werte vor allem mit Voranschreiten der Staffel deutlich sanken. Teilweise kam RTL im Frühjahr 2022 nur auf 5,9 Prozent.
Mit der Jubiläumsstaffel holten die RTL-Verantwortlichen bekanntlich den vom Hof gejagten Pop-Titan zurück und mit dem Gesicht des deutschen Ablegers kamen auch die Zuschauer wieder vor die Bildschirme. Während im vergangenen Jahr nur die ersten fünf Ausgaben mehr als zwei Millionen Zuschauer holten, unterbot man in diesem Jahr erst einmal die Zwei-Millionen-Marke. Da sind jene 9,0 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe durchaus zu verschmerzen, schließlich war das ZDF an jenem Abend mit 26,7 Prozent während des Länderspiels schier übermächtig.
Das Tief dürfte ohnehin nur ein eine vorübergehende Erscheinung sein, denn am kommenden Samstag beginnen die mit Spannung erwarteten Live-Shows, die in diesem Jahr erstmals von Laura Wontorra moderiert werden. Die Spannung geht dabei weniger von den Kandidaten aus als von der Jury selbst. Denn Dieter Bohlen und Katja Krasavice hatten in den vergangenen Wochen gehörig Streit miteinander. Ausgangspunkt war die Kandidatin Jill Lange, die eins auch bei «Ex on the Beach» teilnahm. Sie wurde in den Castings von Bohlen scharf beleidigt, woraufhin RTL die Szene im linearen Fernsehen aus der Fassung rausschnitt. Bei RTL+ kursierte die Bewertung zunächst komplett. Krasavice nahm Ende Januar sogar einen Diss-Track gegen Bohlen auf. Am vergangenen Wochenende reichte es für Lange nun nicht für die Top10, woraufhin Krasavice in einem am Sonntag veröffentlichten TikTok-Video dem Reality-Sternchen ein Duett auf dem neuen Album der Rapperin anbot, das im September erscheinen soll.
Bohlen wehrte sich in der Zwischenzeit gegen Krasasavices Angriffe und erklärte beim Berliner Radio-Sender 104.6 RTL, dass RTL die Jury aussuche und dabei auch Leute, die er „zum Teil scheiße“ fände. Bei der Vorstellung der Jury klang das noch ganz anders. Im September sprach Bohlen noch von einer Familie, schließlich kenne man sich von gemeinsamen Cover-Aufnahmen einstiger Modern-Talking-Hits. „Es ist quasi wie eine Familie. Jetzt sind wir vier Leute, die sich wirklich im Vorfeld schon kannten. Wir haben zusammen Musik gemacht. […] Das ist einfach ein anderes Gefühl, als wenn man da jemanden hingesetzt hätte, den man vielleicht nicht so kennt.“
Krasavices Duett-Angebot an Jill Lange lässt die Streitereien nun neu aufleben. Inwieweit der Beef von RTL oder der Produktionsfirma UFA Show & Factual inszeniert oder getrieben ist, bleibt vorerst Spekulation. Er hat den Quoten des Casting-Schlachtschiffes offensichtlich aber eher geholfen als geschadet. Angesichts der bislang sehr guten Einschaltquoten von durchschnittlich 13,1 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen mit einer Reichweite von im Schnitt 2,22 Millionen Zuschauern ab drei Jahren ist es nach wie vor nicht ausgeschlossen, dass die als finale Staffel angekündigte 20. Ausgabe von «Deutschland sucht den Superstar» tatsächlich nicht die letzte sein wird. RTL spricht in seiner Programmvorschau über das Finale am 15. April von der „vorerst letzten Folge“, mutmaßlich dürfte das letzte Wort noch nicht gesprochen worden sein.
An anderer Stelle hat RTL aber ein Problem, denn die 13. Staffel von
«Der Bachelor» weißt große Abnutzungserscheinungen auf. Sahen die Folgen mit Dominik Stuckmann vor einem Jahr noch gut 1,90 Millionen Zuschauer, muss sich David Jackson derzeit in vier Folgen mit durchschnittlich 1,34 Millionen Menschen begnügen, die ihm bei der Liebessuche über die Schulter schauen. Auf dem Quotenmarkt verlor RTL über drei Prozentpunkte. Bereits zweimal blieb man in der Zielgruppe einstellig – das gab es in der Geschichte der Sendung (seit der Wiederbelebung 2012) noch nie. Am vergangenen Mittwoch generierte man zum zweiten Mal in dieser Staffel weniger als 600.000 junge Zuschauer, sodass nur 9,8 Prozent Marktanteil zustande kamen. Zum Vergleich: Die vierte Folge der 2022-Staffel lockte 900.000 Umworbene an und bescherte 12,2 Prozent. Fraglich, ob sich RTL aus diesem Tief erholen kann. Möglicherweise sieht das Programm im kommenden Jahr am Mittwoch anders aus.
Angesichts zahlreicher negativer Kritiken dürften auch die Verantwortlichen von RTL am Mittwochmorgen ins Staunen geraten sein.
«Miss Merkel – Ein Uckermark-Krimi» wurde nach der
«Wer wird Millionär?»-Sendung Anfang des Jahres zum erfolgreichsten RTL-Format am Dienstagabend. Der Film, den die ‚SZ‘ mit „fad bleibt fad“ abkanzelte, kam dennoch auf 13,6 Prozent in der Zielgruppe. Mit 12,2 Prozente beim Gesamtpublikum spielte man sogar in einer Liga wie die beiden
«Dünentod»-Fälle Ende Januar und Anfang Februar, die die Goldgrube „tödlicher Dienst-Tag“ erst erschloss.