«Diese Ochsenknechts» reden viel…

…Aber sagen fast gar nichts. Weshalb das Reality-Format unbedingt einen wie Robert Geiss benötigt.

Der Schauspieler Uwe Ochsenknecht ist vielen Deutschen bekannt. Der in Biblis geborene Bühnenheld wirkte bislang in über 175 Film- und Fernsehproduktionen mit. Dazu gehört beispielsweise der Blockbuster «Das Boot» oder eben auch die «Die wilden Kerle»-Reihe. Seit einigen Jahren unterhält er Millionen Fernsehzuschauer in «Familie Bundschuh» im ZDF und «Die Drei von der Müllabfuhr» im Ersten.

Während Ochsenknecht seit Jahren mit seiner langjährigen Lebensgefährten Kirsten Viebrock zurückgezogen lebt, haben seine Ex-Frau und seine Kinder zwar einen Hang zur Schauspielerei, aber auch zum Privatfernsehen. Natascha Ochsenknecht, das Oberhaupt der Fernsehfamilie, besuchte zahlreiche Spielshows und war bei «Ich bin ein Star – Holt mich hier raus» und «Promi Big Brother». Nachdem Familie Kardashian den NBC-Kontrakt nicht verlängert hatte, suchte Sky einen Ersatz und schickt seit dem vergangenen Jahr die bunt verteilte Familie auf die Fernsehschirme.

Inzwischen gibt es zwei Staffeln von «Diese Ochsenknechts» beim Pay-TV-Fernsehsender Sky, der von sehr guten Aufrufzahlen schwärmt. Doch ein wirklicher Kardashians-Ersatz sind die Deutschen nicht. Das beginnt schon mit der Thematik, dass Tochter Cheyenne und Partner Nino im Stress sind. In zwei Monaten werden sie heiraten und müssen noch zahlreiche Überlegungen treffen. Doch so wirklich kommt die Doku-Soap nicht in Fahrt, denn bei Cheyenne und Nino passiert im Grunde der 45-minütigen Episode fast nichts. Sie fahren nach Österreich, um Blumen für die Trauung auszutauschen. Der aufmerksame Zuschauer wird schon wissen: Die Trauung soll das Highlight der Season werden, was man auch aufgrund der überlangen Vorschau vor der ersten Episode erahnen kann. Das zukünftige Ehepaar hat bereits eine Tochter, die im Jahr 2021 geboren wurde. Schön: Das Baby wurde in allen Aufnahmen verpixelt. Der Konflikt der beiden besteht darin, ob Nino Sifkovits einen Doppelnahmen annehmen möchte – oder eben nicht (er will nicht!). Richtiges Konfliktpotenzial, allerdings auch nur für eine Minute.

Nach Ausstrahlung der Hochzeitsfolge fragten sich die Zuschauer, warum Uwe nicht seine Tochter zum Alter führte und ob er überhaupt anwesend war. Via Instagram teilte Cheyenne mit, dass er da war. Vielleicht hatte er einfach keine Lust in der Sky-Reality-Soap dabei zu sein.

Im Verlaufe von «Die Ochsenknechts» bekommen wir auch wieder Jimi Blue zu sehen. Dieser besucht seine Freundin, die Rennfahrerin Laura-Marie Geissler auf der Rennstrecke. Die Doku wechselt ins italienische Misano, in der die beiden in der Boxen-Gasse stehen und über das Auto diskutieren. Geissler sagt noch, sie möchte schon bald in der DTM fahren. Ob sie das schaffte, muss man selbst bei Google erfragen (Spoiler: Vorerst nicht!). Ansonsten redet sich Jimi Blue den Mund wässrig, dass er ein Liebesdrama hinter sich hat. Aber er wolle dazu auch nichts mehr sagen. Also muss der Zuschauer auch hier zum Smartphone greifen: Es war der Reality-Star Yeliz Koç, mit der er eine gemeinsame Tochter hat. Auch hier hält sich der Erkenntnisgewinn sehr in Grenzen.

Wir wechseln den Ort: In Berlin steigt Wilson Gonzales Ochsenknecht in den Zug, um nach Tschechien zu fahren. In Prag darf er in mehreren Episoden der Sky-Serie «Das Boot» eine Nebenrolle ausführen. Während der Dreharbeiten erzählt er ausführlich, dass der Film seines Vaters mit vier Oscar-Nominierungen der erfolgreichste deutsche Oscar-Film aller Zeiten war. Blöd nur, dass man zwischen der Ausstrahlung und den Nominierungen vier Wochen Zeit hatte, diese Tatsache als überholt darzustellen. Nachdem also Wilson in Prag aussteigt und froh ist, dass er hier nicht erkannt werde, wird er natürlich sofort von einem Passanten angesprochen. Die Unterhaltung ist schon ein wenig peinlich, weil der Passant zwar Ochsenknecht-Junior erkennt, aber noch wissen will, ob er der jüngere oder der ältere Bruder sei. Der Fernsehzuschauer kennt zwar die Ochsenknechts, aber abseits von oberflächlichen Nachrichten hört das Wissen dann aber auch.



Und was macht Mutti Natascha? Die möchte mit 58 Jahren wieder modeln. Sie stand, wie die gebürtigere Düsseldorferin mitteilte, bereits auf der Bühne der Fashion Week in London oder verkaufte ihre Kollektionen bei Channel21, aber kann sie an frühere Erfolge anknüpfen? Vielleicht sollte jemanden der Ex von Uwe mitteilen, dass sie als Designerin in den Hintergrund treten sollte. Jedoch ist «Diese Ochsenknechts» konfliktarm, es werden einfach nur harmlose Dinge dokumentiert. Das ist teilweise so austauschbar, dass man sich fragt, ob hier die Akteure der Schauspielerfamilie vor der Kamera stehen oder eine x-beliebige Familie aus einem deutschen Haushalt.

Vielleicht benötigt diese Sendung auch einfach einen guten Produzenten. Bereits vor Jahren hat Robert Geiss («Die Geissen») die Umsetzung seiner Sendung selbst in die Hand genommen und weiß, wie man Reality-Fernsehen inszenieren muss. Mit ihm würde ein Staffelauftakt nicht so lahm ausfallen, wie das, was Sky da präsentierte. Im Winter soll von B28 Produktion und The Concept Company mit «Unser Hof» eine vierteilige Serie über Cheyenne und ihre Familie in Österreich kommen. Ob es eine weitere Runde mit «Diese Ochsenknechts» gibt, ist noch nicht überliefert, denn der Inhalt kann dann endgültig als Baldrian-Ersatz genommen werden.

«Diese Ochsenknechts» kann bei Sky und WOW gestreamt werden.
09.04.2023 12:17 Uhr  •  Fabian Riedner Kurz-URL: qmde.de/141234