Borowski ist ans Krankenbett gefesselt, muss aber die Ermittlungen leiten. Irgendjemand hat den erfahrenen Kommissar niedergeschlagen.
Stab
Darsteller: Axel Milberg, Almila Bagriacik, Caroline Cousin, Roger Bonjour, Sophie von Kessel, Alexandra Finder
Musik: Lorenz Dangel
Kamera: Sten Mende
Drehbuch: Eva Zahn und Volker A. Zahn
Regie: Friederike Jehn
Klaus Borowski (Axel Milberg) ist niedergeschlagen worden. Er wird mit einer schweren Kopfverletzung vor einer Klinik aufgefunden. Irgendjemand muss ihn dort abgelegt haben, um ihm das Leben zu retten. Das gesamte Team befindet sich in einer Schockstarre. Schon eine der ersten Szenen des neuen «Tatorts», in dem es der erfahrene Ermittler offensichtlich mit einer großen Wut zu tun bekommt, zeigt den Zuschauern somit deutlich, dass dieser Fall ihm alles abverlangen wird.
Der Film zeichnet sich dabei durch eine sehr beklemmende Atmosphäre aus – denn Klaus Borowski führt diesmal die Ermittlungen vom Krankenbett aus, in einer Klinik, in der er allzu oft unerbetenen Besuch von einer Mitpatientin bekommt, die bei ihm nachts am Fenster raucht. Hinzu kommen all die komatösen Phantasien, von denen er in seinen Träumen heimgesucht wird, und die ihm immer wieder dieselbe Frage stellen: Wer hat ihm das angetan und ihm vermutlich eiskalt nach dem Leben getrachtet? Die Frage nach dem Motiv für die Attacke auf Borowski bleibt lange Zeit ungeklärt, und auch der Zuschauer hat an diesen Stellen einiges zum Rätseln, da die Spannung sehr lange erhalten bleibt.
Dabei kommt es in diesem Film auf die Darstellung der Figuren besonders an. Axel Milberg kann in der Rolle des Kommissars Borowski sein gesamtes Feingefühl nutzen, um sie einmal von einer anderen, verletzlicheren Seite zu beleuchten. Diese Zerrissenheit und Verletzlichkeit sind jederzeit spürbar, und doch bleibt dieser Borowski natürlich auch in einer Ausnahmesituation ein erfahrener Ermittler, der sich nicht aus der Ruhe bringen lässt. Auch Almila Bagriacik als Mila Sahin überzeugt durch ihre sensible und zugleich entschlossene Art, die diesen Film um eine feinfühlige Facette bereichert.
Gleichzeitig geht es in diesem Fall um Gewalt: Ein junges Mädchen hat, anscheinend in einer Ausnahmesituation, eine Passantin unter einen LKW geworfen und floh schnellen Schrittes vor der erschrockenen Menschenmenge. Gleichzeitig erhält Borowski in der Klinik seltsame Anrufe von einem Kind, das offensichtlich von seiner Schwester entführt wurde. Ein Unheil droht, und der kranke Borowski muss es aufhalten. Dabei zeigt der Film auf eindrückliche Weise, welche Folgen derartige Gewalteskalationen nach sich ziehen können.
Dabei kann auch die sehr präzise Inszenierung durchwegs überzeugen. Die Bilder sind oft ungewöhnlich und lassen den Zuschauer tief in die Psyche der Figuren eintauchen. Die gekonnte Kameraarbeit unterstützt die beklemmende Atmosphäre des Films mit starker künstlerischer Wirkmächtigkeit. So ist «Borowski und die große Wut» einmal ein «Tatort» von der anderen Sorte, der durch seine komplexe Handlung, die gelungenen Figurenzeichnungen und die gesellschaftlichen Themen überzeugt. Die Spannung bleibt bis zum Schluss erhalten, und die ungewöhnliche Erzählweise macht den Film zu einem besonderen Erlebnis.
Der Film «Tatort – Borowski und die große Wut» wird am Sonntag, den 7. Mai um 20.15 Uhr im Ersten ausgestrahlt.