Das System BILD wird von der jungen Produktionsfirma TRZ Media erklärt. Pia Stendera und Lena von Holt sind als Moderatorinnen unterwegs.
Ist die MeeToo-Debatte, die seit 2017 und dem Skandal um Harry Weinstein weltweit geführt wird, nicht eigentlich langsam am Ende? Mitnichten: Im Podcast
«Boys Club» lenken die Macherinnen Pia Stendera und Lena von Holt die Aufmerksamkeit der Zuhörerenden genau auf diese Problematik. Und zwar nicht abstrakt, sondern vor dem Hintergrund des bekannt gewordenen Machtmissbrauchs im renommierten Axel-Springer-Verlag. Genau genommen heißt der investigative Podcast deshalb auch «Boys Club - Macht und Missbrauch bei Axel Springer».
Der Verlag ist der mächtigste deutsche Medienkonzern und die dort erscheinende BILD-Zeitung mit ihren berüchtigten Skandal-Schlagzeilen gilt als meinungsbildend für Millionen Menschen. Doch derzeit ist der Verlag selbst in genau diese Schlagzeilen geraten - die Tatsache, dass der ehemalige Chefredakteur Julian Reichelt sexuell motivierte Beziehungen zu jungen Mitarbeiterinnen gehabt haben soll, überschattet das Medienunternehmen. Doch was ist wirklich passiert? Reicht es, den mutmaßlichen Täter zu verurteilen? Stendera und von Holt sind überzeugt, dass auch das System dahinter untersucht werden muss. Gemeinsam mit ihrem Team haben die beiden Frauen es gewagt, einen Blick hinter die Kulissen des Konzerns zu werfen.
Entstanden ist ein Podcast, in dem Menschen davon erzählen, wie sie selbst den Machtmissbrauch im Axel-Springer-Verlag erlebt haben. Schonungslos und ehrlich zeigt «Boys Club», dass es sich nicht um Einzelfälle handelt, sondern um einen systematischen Machtmissbrauch, in den viele Mitarbeiterinnen ganz einfach hineingeschlittert sind. So wird zum Beispiel von einer jungen Frau berichtet, die drastisch abgenommen hat, um ihren Vorgesetzten besser zu gefallen. Wer dem Podcast nur wenige Minuten zuhört, erfährt, wie lange Reichelt gedeckt wurde, damit Erkenntnisse über den Machtmissbrauch gar nicht an die Öffentlichkeit gelangten. Die BILD-Redaktion wird als sehr hierarchisch organisiert beschrieben - wer "oben" ist, hat nicht nur das Sagen in seinem Ressort, sondern auch die Möglichkeit, Druck auszuüben und Ängste zu schüren. All dies wird in dem Podcast «Boys Club - Macht und Missbrauch bei Axel Springer» thematisiert.
Es handelt sich um einen achtteiligen Podcast bei Spotify, dessen erste Folge am 17. April erschienen ist. Jeden Montag erscheinen zwei Folgen. In der ersten Folge berichten Pia Stendera und Lena von Holt, wie schwierig es war, jemanden zu finden, der mit ihnen über den Springer-Konzern sprechen wollte. In der zweiten Folge geht es um die Frage, wie es überhaupt möglich war, dass Reichelt seine Macht im Konzern über die Jahre immer weiter ausbauen konnte. Zwei ehemalige BILD-Mitarbeiterinnen berichten über ihren Weg in der Zeitungsredaktion und über ihre Entscheidung, ob sie das Spiel mitspielen oder lieber gehen.