Sommerprogramm in Sat.1 mit «Kühlschrank öffne dich!». Bedeutete die Teilwiederholung automatisch schlechte Quoten?
Wie sehr liegt einem Sender eigentlich sein Publikum am Herzen? Im Sommer 2023 entsteht bei Sat.1 zuweilen der Eindruck, dass sich die Programmplaner aufgegeben hätten und nach dem Motto ‚Irgendwas ist besser als Testbild‘ vorgehen. Im Juni und Juli setzte man am Mittwochabend auf die Kochsendung
«Kühlschrank öffne dich!», die bereits bei der Erstausstrahlung nur wenig erfolgreich war und im Frühjahr 2022 eine durchschnittliche Reichweite von 0,93 Millionen Zuschauern verzeichnete. Mit Marktanteilen von 3,4 Prozent bei allen und 5,9 Prozent in der Zielgruppe war eigentlich klar: Das Publikum fand das Format mit Alexander Kumptner nur wenig erquicklich.
Das hielt Sat.1 aber nicht davon ab, die Sendung in diesem Jahr aus dem Archiv zu kramen und fünf von sechs Folgen zu wiederholen. Am 21. Juni kombinierte man das Programm noch mit der einst erfolglosen Vorabendsendung «Doppelt kocht besser», was zumindest ein wenig Abwechslung bot, doch nach einer desaströsen Leistung verabschiedete man sich auch von dieser Strategie und sendete einfach den gesamten Abend über bis an den Rand der Quotenaufzeichnung die Kühlschrank-Show. Das ging zumindest auf dem 20:15-Uhr-Slot einigermaßen gut. Die erste Folge sahen 0,67 Millionen Zuschauer, was einem schwachen Marktanteil von 3,3 Prozent entsprach. In der Zielgruppe standen nur 0,25 Millionen 14- bis 49-Jährige zu Buche, die aufgrund des generell fehlenden Interesses am linearen Fernsehen für akzeptable 6,0 Prozent sorgten. «Doppelt kocht besser» ging im Übrigen mit 2,6 und 2,3 Prozent völlig unter.
Am 28. Juni standen dementsprechend zwei «Kühlschrank öffne dich!»-Ausgaben auf dem Programm, wobei die 20:15-Uhr-Ausgabe konstant blieb. Es schalteten 0,65 Millionen den Bällchensender ein, darunter 0,27 Millionen Umworbene. Die Marktanteile lagen bis 22:40 Uhr bei 3,0 respektive 6,5 Prozent. Danach brachen die Werte völlig ein. Die Reichweite sank auf 0,28 Millionen, was einen Marktanteil von 2,5 Prozent nach sich zog. Mit 0,07 Millionen 14- bis 49-Jährigen waren nur noch 3,1 Prozent drin. Damit war der Kochabend aber noch nicht vorbei, denn um 0:51 Uhr wiederholte Sat.1 die 20:15-Uhr-Folge und ernte miserable 1,6 Prozent.
Statt an der Dreifachbelastung etwas zu ändern, setzte Sat.1 nach einer durch die U21-EM ausgelösten Pause die Ausstrahlung fort. Am 12. Juli zählte die AGF 0,76 Millionen Zuschauer und 3,5 Prozent Marktanteil. Erneut standen 0,27 Millionen jüngere Seher auf dem Papier, die diesmal 6,0 Prozent generierten. Auch auf dem späteren Sendeplatz wurden erneut 0,07 Millionen Zuschauer und 3,1 Prozent gemessen. Insgesamt blieben nur 0,25 Millionen dran, bei 2,4 Prozent lag der Marktanteil. Die nächtliche Wiederholung verfolgten ab 0:56 Uhr keine jungen Zuschauer und nur 40.000 Menschen ab drei Jahren. Marktanteile von 1,4 und 0,7 Prozent bedeuteten ein Armutszeugnis.
Die Ausstrahlung der drei 20:15-Uhr- und der beiden 22:40-Uhr-Folgen folgten im Schnitt somit 0,52 Millionen Zuschauer, darunter 0,19 Millionen 14- bis 49-Jährige. Die Marktanteile waren zumindest zur besten Sendezeit keine Katastrophe, was sich aber auf dem späteren Sendeplatz änderte. Im Schnitt kam man auf 2,9 Prozent bei allen und 4,9 Prozent in der klassischen Zielgruppe. Das Mittwochs-Programm im Hochsommer bestand bei Sat.1 aus viereinhalb Stunden «Frühstücksfernsehen», einer achtstündigen Scripted-Reality-Schiene, die am Nachmittag von zwei Stunden «Volles Haus!» unterbrochen wurde, sowie sechs Stunden der Kochshow «Kühlschrank öffne dich!». Bei so wenig Liebe für das eigene Programm sollte man sich eher nicht die Frage stellen, wann Sat.1 in alter Stärke strahlt.