Seit über zwei Jahren ist Daniel Rosemann Chef des Senders. Die abgelaufene Season war nicht wirklich erfolgreich, der große Wurf sind die Neuerungen auch nicht.
Zuletzt hat Sat.1 wieder zahlreiche Programmpläne umwerfen müssen, weil Show-Wiederholungen nicht fruchteten. Und auch das Programm, das man bei den Screenforce Days vorstellte, war nicht gerade ein großer Wurf. Im Grunde gab Sat.1 grünes Licht für die Fortsetzung zahlreicher Fernsehshows, in denen Promi- oder normale Kandidaten singen, improvisieren, backen, kochen oder Fragen beantworten. Der größte Erfolg war ausgerechnet
«Das 1% Quiz», das von einer übersichtlichen Laufzeit von nur zwei Stunden profitierte.
Der Vorabendneustart «Volles Haus! Sat.1 Live» startete unter ungünstigen Bedingungen, dabei waren die Überlegungen gar nicht so schlecht. Mit Doku-Soaps den Vorabend zu befüllen, war eigentlich keine schlechte Idee – dies allerdings im Rahmen eines dreistündigen Magazins umzusetzen, war keine gute Wahl. Immerhin möchte der Zuschauer ein wenig Struktur haben. Schließlich weiß man bei der Konkurrenz genau, wann die VIP-News kommen und wo die Nachrichten laufen. Eine dreistündige Fernsehshow, die man als „Alles kann, nichts muss“-Sensation verkauft, klingt ziemlich anstrengend. Bei der „Alles-in-einer-Show“ war bislang alles drin außer gute Quoten.
Das Vorabendprogramm könnte mit
«Die Landarztpraxis» und
«Das Küstenkommissariat» zwei interessante Serien bekommen. Besonders die 60 Folgen umfassende Serie mit Caroline Frier als Dr. Sarah König könnte punkten. George Clooney kämpfte in den 90er-Jahren gegen ein unterfinanziertes System, solche Probleme in Krankenhäusern gibt es in Deutschland nicht. Man könnte aber bei den mangelnden Ärzten auf dem Land beginnen, die fehlenden Fachärzte zu einem Thema machen und mit anderen Themenfeldern wie Transsexualität in einer kleinen Gemeinde am Schliersee punkten. Hoffentlich macht filmpool nicht eine fiktionale Version von «Klinik am Südring» daraus, in der Patienten literweise Blödsinn konsumieren, um ihren Körper zu beeinflussen und dann in dieser Laiendarsteller-Soap landen.
Apropos Daytime: Sat.1 hat über viele Jahre Laiendarsteller-Sendungen wie «Auf Streife» und Co. ausgestrahlt. Hält man an den Sparplänen fest und wird auch in den kommenden Jahren – wie Kabel Eins und ProSieben – die Formate in Dauerschleife wiederholen. Neue Folgen sind bislang nicht angekündigt und beim Produktionsstart hätte man womöglich erst im kommenden Jahr neue Folgen. Vielleicht wartet aber Sat.1 noch ein paar Wochen ab und holt sich eine neue Fernsehrichterin, denn RTL generiert beim Gesamtpublikum mit der Neuauflage des «Strafgerichts» tolle Reichweiten. Zuweilen reicht es sogar in der Zielgruppe für beeindruckende Werte.
Man hätte auch einfach das Budget von «Volles Haus!» in die systematische Verlängerung des «Frühstücksfernsehen» stecken können. Warum nicht bis 13.00 Uhr eine Magazin-Sendung aus der gleichen Kulisse, in der man die anvisierte Frau ab 40 mit lebenswichtigen Dingen konfrontiert. Wieso könnte Britt Hagedorn nicht mit vier weiteren Frauen darüber sprechen, ob das Ehegatten-Splitting noch zeitgemäß ist oder ob man sich als Durchschnittsverdienerin die Versorgung der Eltern in einem Heim leisten kann.
Ein weiteres Problem ist die Programmierung am Donnerstagabend: Warum senden sowohl Sat.1 als auch Kabel Eins und ProSieben ihre eigenproduzierten Aushängeschilder am Donnerstag gefolgt von jeweils einem eigenen Magazin. Gibt es irgendwelche Forschungsergebnisse, dass gerade der Donnerstag bei Magazinen besonders nachgefragt wird und hat man Angst, dass man gegen «Extra», «Stern TV» oder «Spiegel TV» von RTL nicht ankommen könnte?
Was ist eigentlich mit Luke Mockridge? Sat.1 hat bereits zwei Mal seine Comedy-Show ausgestrahlt, aber an einer Fortsetzung der Zusammenarbeit scheint das Interesse zu fehlen. Ob eine weitere Reality-Show wie
«Stranded on Honeymoon Island» Sat.1 zum Höheflieger macht, ist fraglich.
«Kiwis große Partynacht» soll nur vier Mal pro Jahr laufen und
«The Floor» bietet auf den ersten Blick nichts außer die Verwendung des «5 Golden Rings»-LED-Boden, den man in Deutschland auch für «Joko und Klaas gegen ProSieben» nutzt.
Die zuletzt umgesetzte Einführung des Sat.1-Familienabends am Samstag ist hingegen sinnvoll und bietet eine gute Abwechslung zum sonst recht actionreichen Programm der Privatsender. Unglücklich ist hingegen, dass man bei Sat.1 erst versuchte den Samstag mit «Unsere kleine Farm» und dann mit «Baywatch» zu befüllen. Es gibt doch so viele Serien, die man ausstrahlen kann, dass Einzel- oder Doppelfolgen ausreichen. Stattdessen wird der Zuschauer mit ellenlangen Marathons abgespeist.
Sat.1 hat noch zahlreiche Baustellen. Vor allem ist die Auswahl an diversen Shows wie die unzähligen Wiederholungen wie «111» ziemlich oft vorhanden. Dabei befinden sich in den Archiven der Sendergruppe zahlreiche interessante Werke, die man am Vormittag am Wochenende wiederholen könnte.