Die Kritiker: «Zwischen uns die Nacht»

Am Montagabend zeigt das ZDF einen beeindruckenden neuen Eintrag des "Kleinen Fernsehspiels".

Stab

Darsteller: Laura Balzer, Aaron Altaras, Paul Boche, Daan Bremmer, Bea Brocks, Tilla Kratochwil
Drehbuch und Regie: Abini Gold
Schnitt: Quirin Grimm, Jana Briesner
Kamera: Marvin Schatz
Ton: Samuel Krupke, Roman Trost
Musik: Stefan Benz
Produzentinnen: Magdalena Wolff, Stefanie Gödicke
Das Kleine Fernsehspiel des ZDF ist seit jeher für seine nachhallenden Fernsehfilme bekannt – und so ist auch «Zwischen uns die Nacht», ein neuer Eintrag in dieser langen Reihe, ein eindringliches Filmwerk geworden, das die Grenzen des menschlichen Kampfes und der Sehnsucht nach Liebe in den sozialen Randbereichen der Gesellschaft erforscht. Unter der inspirierten Regie und dem einfühlsamen Drehbuch von Abini Gold entfaltet sich dabei eine fesselnde Geschichte, die von der herausragenden Leistung der Hauptdarstellerin Laura Balzer getragen wird. So ist vor allem auch ein intensives Porträt der Überlebenskämpfe und der Suche nach Liebe entstanden.

Die Geschichte von Marie, einer prekär beschäftigten Tankstellengehilfin, die wegen Mietschulden mit ihrem Sohn in einem Wohnwagen haust, nimmt den Zuschauer mit auf eine emotionale Achterbahnfahrt. Verkörpert wird sie dabei von Laura Balzer, die von der ersten Minute an beeindruckt und der es in diesem Film meisterhaft gelingt, Maries innere Zerrissenheit und ihren Willen, sich über ihre prekäre Lebenssituation zu erheben, zum Ausdruck zu bringen. Ihre tiefgreifende Interpretation verleiht der Figur eine ungeheure Tiefe und Authentizität. Im Laufe des Films sehen wir Marie in all ihren Facetten – von der kämpferischen Mutter bis zur verletzlichen Frau, die nach einem Funken Glück sucht.

Die Beziehung zwischen Marie und ihrem fünfjährigen Sohn Lenny wird ebenfalls auf ergreifende Weise dargestellt. Die Chemie zwischen Laura Balzer und dem jungen Nachwuchstalent ist spürbar und oftmals herzzerreißend. Ihre Szenen sind von Zärtlichkeit und Verletzlichkeit geprägt, was die emotionale Verbindung zwischen Mutter und Kind auf eine authentische Weise zeigt.

Ein herausragendes Merkmal von «Zwischen uns die Nacht» ist zudem die subtile und doch eindringliche Darstellung der sozialen Milieus. Als Marie zuerst beruflich und dann privat durch ein unverhofftes Ereignis Anschluss an die Belegschaft einer örtlichen Kirmes findet, taucht Regisseurin Abini Gold tief in die Welt der Schausteller ein und vermittelt ein feinsinniges Verständnis für ihre Lebensumstände. Die Atmosphäre auf dem Jahrmarkt, die Kameradschaft der Schausteller und die Kluft zwischen den glamourösen Zirkuslichtern und den düsteren Realitäten sind greifbar und faszinierend. Gold schafft es, das Publikum in diese Welt hineinzuziehen und eine Vielzahl von Emotionen hervorzurufen, von Euphorie bis hin zu Verzweiflung.

Die Dreiecksbeziehung zwischen Marie und den zwei Jahrmarktangestellten Erich (Aaron Altaras) und Haro (Paul Boche) ist schon bald ein weiteres Highlight des Films. Allen voran die charismatische Performance der Darsteller erzeugt dabei von Anfang an eine fesselnde Dynamik. Die Liebe, Verwirrung und Intensität der Beziehungen wird mit außerordentlichem Geschick dargestellt und lässt den Zuschauer mühelos in das emotionale Chaos der Charaktere eintauchen.

Die visuelle Gestaltung des Films verdient ebenfalls Anerkennung. Die Kameraarbeit fängt die raue Schönheit der Umgebung und die energetische Atmosphäre des Jahrmarkts auf eindrucksvolle Weise ein. Die Musik untermalt die Handlung perfekt und verstärkt die Emotionen, ohne jemals aufdringlich zu sein. So ist «Zwischen uns die Nacht» ein kraftvoller Film geworden, der durch seine außergewöhnlichen schauspielerischen Leistungen, die intensive Erzählweise und die feinfühlige Darstellung der sozialen Realitäten beeindruckt. Die Kombination aus Abini Golds talentierter Regie und dem fesselnden Spiel von Laura Balzer erzeugt eine filmische Erfahrung, die berührt und zum Nachdenken anregt. Dieses Projekt erinnert uns daran, dass selbst in den dunkelsten Zeiten des Lebens der Wunsch nach Liebe und Hoffnung unerschütterlich bleibt. «Zwischen uns die Nacht» ist damit eine emotionale Reise, die das Publikum tief berührt und noch lange nachwirkt.

Der Film «Zwischen uns die Nacht» wird am Montag, den 8. August um 23.15 Uhr ausgestrahlt.
07.08.2023 11:20 Uhr  •  Oliver Alexander Kurz-URL: qmde.de/144202