Der Micky-Maus-Konzern schlittert immer tiefer in die Krise: Die Blockbuster laufen schlecht, die internationalen Lizenzverkäufe gehen zurück. Immerhin wird die gesamte Film- und Fernsehsparte von ABC profitabel gehalten.
Der Walt Disney Konzern hat am Mittwoch die Zahlen für das zweite Quartal 2023 bekannt gegeben. In den Monaten April, Mai und Juni 2023 erwirtschaftete das Unternehmen einen Umsatz von 22,330 Milliarden US-Dollar, was einem Plus von vier Prozent entspricht (Vorjahresergebnis: 21,504 Milliarden US-Dollar). Das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen rutschte auf 134 Millionen Verlust ab (2. Quartal 2022: 2,119 Milliarden US-Dollar). Deutlich verbessert hat sich der Free Cash Flow: Statt 187 Millionen US-Dollar verdiente das Unternehmen nun 1,637 Milliarden US-Dollar. Disney hat den Mittelzufluss auch bitter nötig, denn das Unternehmen sitzt auf einem riesigen Schuldenberg von zuletzt rund 45 Milliarden US-Dollar. So erfreulichen die Gewinne sind, so enttäuschend sind die einzelnen Sparten.
Die linearen Fernsehsender leiden unter der Zuschauerabwanderung. Waren es im Vorjahreszeitraum noch 7,189 Milliarden US-Dollar, so sind es nun nur noch 6,690 Milliarden US-Dollar. 5,494 Milliarden US-Dollar (-4%) wurden in den Vereinigten Staaten von Amerika erwirtschaftet, das internationale Geschäft verlor 20 Prozent und brachte 1,196 Milliarden US-Dollar ein. Während Sender wie der Disney Channel rund 87 Millionen US-Dollar Verlust machten, kamen die amerikanischen Sender wie die Gelddruckmaschine ABC auf 1,780 Milliarden US-Dollar. Trotz roter Zahlen sind die weltweiten Sender aber keine Verlustbringer, immerhin refinanzieren sich die amerikanischen Serien quer.
Disney mischt inzwischen die Einspielergebnisse mit den Lizenzeinnahmen, um die Bilanz zu schönen. 2,082 Milliarden US-Dollar wurden mit Kinofilmen, aber auch mit Verwertungsrechten an Blockbustern, Fox-Filmen und dem Verkauf von Fernsehserien an Sender eingenommen. Damit konnte zwar das Vorjahresergebnis gehalten werden, aber es wurden nur 243 Millionen Dollar weniger eingenommen. Schlimmer noch: In der Neunmonatsbilanz verbrannte Disney in dieser Sparte 505 Millionen US-Dollar, die gesamte Film- und Fernsehsparte wird derzeit unter dem Strich von ABC und den lokalen Sendern aufgefangen. Disney-Chef Bob Iger glaubt dagegen, sich von den linearen Sendern abkoppeln zu können.
Mit seinen zahlreichen Streaming-Diensten setzte der Micky-Maus-Konzern im abgelaufenen Quartal 5,525 Milliarden US-Dollar um (Vorjahreszeitraum: 5,058 Milliarden), die Verluste halbierten sich auf 512 Millionen US-Dollar. Disney+ verlor in den USA und Kanada 300.000 Abonnenten und kommt aktuell auf 46,0 Millionen. International erreichte Disney+ (ohne Hotstar) 59,7 Mio. zahlende Kunden (+1,1 Mio.) und zählt nun 105,7 Mio. Kunden. Der indische Anbieter Hotstar verlor nach einem Strategiewechsel ein Viertel seiner Abonnenten. Nur noch 40,4 Mio. (-12,5 Mio.) Haushalte sind zahlungswillig. Disney+ Hotstar ist eine riesige Verlustgrube, das Management hat Milliarden in dem Markt verbrannt.
Der amerikanische Sportsender ESPN verliert von 25,3 auf 25,2 Millionen Abonnenten. Hulu gewinnt 300.000 Abonnenten im klassischen Streaming-Abo. Die besonders lukrative Hulu-Sparte mit Live-TV ging um zwei Prozent auf 4,3 Millionen Kundenbeziehungen zurück. Diese Kundengruppe zahlte im Schnitt 91,80 Dollar pro Monat, normale Hulu-Kunden 12,39 Dollar. ESPN brachte 5,45 US-Dollar ein, das amerikanische Disney+ 7,31 US-Dollar. Die internationale Version erwirtschaftete 6,01 US-Dollar pro Kundenbeziehung, das indische Disney+ Hotstar ist mit 0,59 US-Dollar ein großes Verlustgeschäft.
Das Parks & Experience-Geschäft erwirtschaftete in den Monaten April, Mai und Juni 2023 8,326 Milliarden US-Dollar, davon blieben 2,425 Milliarden US-Dollar hängen. Im Inland wurden 5,649 Milliarden US-Dollar umgesetzt, mit weltweiten Konsumgütern wie T-Shirts und Spielfiguren 1,145 Milliarden US-Dollar. Damit verdiente Disney 561 Millionen US-Dollar.
"Unsere Ergebnisse in diesem Quartal spiegeln wider, was wir durch den beispiellosen Wandel erreicht haben, den wir bei Disney durchführen, um das Unternehmen umzustrukturieren, die Effizienz zu verbessern und die Kreativität wieder in den Mittelpunkt unseres Geschäfts zu stellen", sagte Disney-CEO Bob Iger. "In den acht Monaten seit meiner Rückkehr haben diese wichtigen Veränderungen zu einem kosteneffizienteren, koordinierteren und gestrafften Ansatz für unser Geschäft geführt, der uns auf den Weg gebracht hat, unser ursprüngliches Ziel von Einsparungen in Höhe von 5,5 Milliarden US-Dollar zu übertreffen und unser Betriebsergebnis im Direktvertrieb in nur drei Quartalen um rund 1 Milliarde US-Dollar zu verbessern. Auch wenn es noch viel zu tun gibt, bin ich angesichts der geleisteten Arbeit, des Teams, das wir jetzt haben, und des Fundaments von Disney, das aus kreativer Exzellenz und beliebten Marken und Franchises besteht, unglaublich zuversichtlich, was den langfristigen Kurs von Disney angeht."