«Quiztaxi»: Neue Reifen, alte Lackierung

Mit Ausnahme eines neuen Fahrzeuges hat sich beim «Quiz Taxi» so gut wie gar nichts geändert. Aber immerhin ist die schrille Show in hochauflösendem HD zu sehen, falls man dafür bezahlt.

Zwischen 2006 und 2008 hat IdtV Deutschland basierend auf einer internationalen Idee ein Taxi durch Köln fahren lassen. Die Taxi-Besteller werden demnach überrascht und können mit Thomas Hackenberg durch die Innenstadt fahren und deutlich sparen: Denn den Fahrpreis müssen sie nicht bezahlen, stattdessen können die Teilnehmer eine Gewinnsumme mit nach Hause nehmen.

Zum Auftakt der neuen Folge sieht der Zuschauer keinen Renault Espace mehr, sondern stattdessen bekam man Produktionshilfe von Volkswagen. Ein Wolfsburg-Nummernschild macht schon den Zuschauern klar, dass man für die Produktion noch nicht einmal einen Wagen mieten musste. Stattdessen erfreut man sich, wie schick der neue VW T7 ist. Das neue «Quiz Taxi» ist in der Tat moderner, denn mit den zahlreichen Leuchtmittel oder Glasdach wird die trübe Ausstattung ein wenig besser in Szene gesetzt.

Gleich zu Beginn von Quizrunde eins nehmen Anja, Thomas und Tochter Katharina bei Thomas Hackenberger Platz, die ins Schwimmbad wollen. Mit der nächsten Einstellung kommt schon eine markante Einzelheit der Sendung vor. Schließlich wir die Familie scheinbar von ihrem Zuhause abgeholt und möchte zum Kölner Zollstockbad. Mit Hilfe von Google Maps lässt sich der Wohnort der Familie ausfindig machen. Die Fahrt beginnt, in der Hackenberg natürlich die Fahrt von fünf auf acht Kilometer verlängert.

Das Dreierteam muss als erste Frage beantworten, welches Gelenk Oberschenkel und Unterschenkel verbindet. Die Inflation macht auch bei Kabel Eins keinen Halt, in der Originalversion bekamen die Teilnehmer noch 50 Euro für eine richtige Antwort, hier startet man nun mit lächerlichen 25 Euro. Mit der Beantwortung einer Frage ertönt nicht nur eine Standard-Wave von einer klingenden Kasse im Hintergrund – wie es schon in der Originalsendung vor 15 Jahren der Fall war –, sondern der Innenraum verfärbt sich bei einer richtigen Antwort auch noch grün.

Sobald man in der zweiten Runde ist, wird um 50 Euro gespielt – früher waren das noch 100 Euro. Bei Kabel Eins muss der Gürtel eben enger geschnallt werden. Mit der Frage nach dem Vogel des Jahres 2023 bekommen die Zuschauer erstmals in dieser Staffel einen Countdown präsentiert, der ab sofort noch sehr häufig zum Einsatz kommen wird. Bei der Rote-Ampel-Challenge soll man mindestens fünf der elf Sahara-Staaten nennen, um weitere 250 Euro zu erhalten. Gegen Ende des Spiels beantwortet Hackenberg auch keine Fragen mehr, sondern lässt das Auto nur noch in rot oder grün aufleuchten. Dazu kommt bei jeder Frage ein Countdown, dessen Komposition vermutlich noch aus dem Jahr 2006 stammt.

Es wird auch nicht besser, wenn man die Geschwister Aaliyan und Terry in die Goebenstraße 9 fährt. Dort erklingt der Countdown bereits nach wenigen Sekunden, die Mitspieler ordnen Bremerhaven dem Land Nordrhein-Westfalen zu. Das wird ein günstiges Spiel für Hackenbergs Team. Das Herauspiepsen der Adresse wäre eigentlich ein Gebot der obersten Stunde, schließlich sind diese Daten für immer bei Joyn abrufbar. Es kann doch schon den einen oder anderen verrückten Zuschauer geben, der dann mal in Köln persönlich vorbeischaut.

Zeitweise hat das «Quiz Taxi» wieder Performance-Probleme, denn das Format kann sich nicht zwischen Quiz- und Talk-Show entscheiden. Zum Teil werden zu kurz Informationen der Mitfahrer abgefragt, zum anderen versucht Hackenberg möglichst schnell die Fragen abzuhaken. Dabei besteht ein zeitlicher Druck nicht unbedingt. Damit konnte die Familie, die recht viel wusste, zahlreiche Euros einsammeln und am Ende noch mit der Bonus-Frage auf 1.600 Euro erhöhen. Man muss Moderator Hackenberg eines auch attestieren, dass er kein Günther Jauch ist: hektisch, mal zu laut, manchmal, fehlt einfach das Feingefühl. Die erste Familie spricht von Kultivieren beim Anbauen von Pflanzen, da möchte Hackenberg ausholen und sagen, die Fahrt sei ja beendet (man stehe vor dem Schwimmbad) und er müsse jetzt leider die Antwort einloggen – die richtig war. Dabei war sich die Familie mit der Antwort recht sicher. Das ist doch alles so halbgar.

Alles in allem erfindet sich das «Quiz Taxi» nicht neu. Nur die Konkurrenzsituation hat sich deutlich verändert: Früher nahm man solche Formate mit den ersten Festplatten-Receivern auf, hatte man vielleicht nur 30 Kanäle im Kabelfernsehen und das mobile Internet steckte in den Kinderschuhen. Das Format ist altbacken, viel zu schrill für den Kabel-Eins-Vorabend und wird nach einem ersten Hype schon wieder in die Versenkung verschwinden. Zumindest läuft die Sendung in Einzelfolgen, früher hatte man bis zu eine Stunde platziert. Dann lieber «Gefragt – Gejagt» im Ersten, während die Kids im Wohnzimmer TikTok schauen.

«Quiz Taxi» ist werktags um 18.55 Uhr zu sehen.
05.09.2023 11:33 Uhr  •  Fabian Riedner Kurz-URL: qmde.de/144914