«The Equalizer 3»: Die 3 steht für drei Action-Szenen
Düstere Momente und sehr viele Klischees. So ein richtiger Action-Spielfilm ist der finale Part nicht wirklich.
Sony Pictures lässt sich von seinen vier Mitbewerbern inspirieren und setzt noch einen dritten «The Equalizer» obendrauf. Bereits mit dem zweiten Teil konnten Regisseur Antoine Fuqua und Denzel Washington nur knapp die Produktions- und Marketingkosten wieder reinholen. Fünf Jahre nach der Premiere ist der dritte Action-Thriller nun in Deutschland und in den Vereinigten Staaten von Amerika angelaufen.
Die Handlung beginnt auf einem Weingut in Sizilien, wo der Kriminalbeamte Lorenzo Vitale mit seinem Sohn angefahren kommt. Die Landschaft wird mit einem schönen Drohnenflug eingefangen und die erste Szene von «The Equalizer 3» zeigt einen verängstigten Mann, der rauchend vor dem alten Gebäude wartet. Vitale läuft durch das Haus und findet zahlreiche brutal ermordete Handlanger vor. Im Keller sitzt der ehemalige DIA-Agent Robert McCall, der von zwei Leibwächtern beschützt wird. Einer von Ihnen hält eine Waffe an McCalls Kopf. Wie sollte es auch anders kommen, innerhalb von wenigen Sekunden schaltete der ehemalige US-Agent gleich mehrere Kämpfer aus. Diese Kampfszenen machen richtig Spaß, Robert Richardson kann diese Bilder toll einfangen, die von Conrad Buff entsprechend gut zusammengeschnitten werden.
Doch beim Verlassen des Hauses wird McCall von Vitales Sohn in den Rücken geschossen, der ehemalige Agent verzichtet darauf den Jungen zu erschießen. Es ist schließlich amerikanisches Popcorn-Entertainment, da sterben keine Kinder und Babys. McCall schnappt sich sein Auto, nachdem der Selbstmord fehlschlug, und fährt auf das Festland. Warum er kurzzeitig sein Leben beenden wollte, statt in ein Krankenhaus zu fahren, ist überhaupt nicht schlüssig.
An der Straßenseite findet ihn der örtliche Carabiniere Gio Bonucci und fährt McCall nicht etwa in das nächste Krankenhaus (vermutlich zu weit entfernt), sondern zu seinem alten Vater. Warum er auch danach nicht in ein Krankenhaus überstellt wird, ist eine Schwäche im Skript. Stattdessen ist er knapp zwei Wochen mit seiner Genesung in einem Dorf an der Amalfiküste beschäftigt. Zwischen dem fiktiven Ort, der kurz vor Neapel liegt, und Messina auf Sizilien gibt es immerhin eine zehnstündige Fährverbindung. Doch Drehbuchautor Richard Wenk hat des Öfteren Fünfe gerade sein lassen, damit der Plot passt.
Schließlich beginnt nach einer halben Stunde so langsam der eigentliche Plot des 109-minütigen Spielfilms: Die Bewohner des Küstenortes werden von der Camorra-Mafia terrorisiert. Weil Fischhändler Enzo sein Schutzgeld nicht bezahlt, sondern die Kühler reparieren lässt, wird er nicht nur verprügelt, sondern auch noch sein Laden abgebrannt. Der Film spielt im Jahr 2023, da sollte doch ein Italiener mehr Geld als Puffer haben? Oder sich Geld von Nachbarn leihen? Schließlich ermittelt Gio (Eugenio Mastrandrea) zum Brand, was dazu führt, dass der Polizist Probleme mit dem Clan bekommt. Seine Familie wird terrorisiert und man droht an, auch die Familie zu töten, wenn er nicht seine Nachforschungen unterlässt.
Drehbuchautor Wenk wollte dem Dorf keinen Namen geben, damit der Ruf an der Küste dort nicht versenkt wird. Dennoch muss man ihm attestieren, dass das Drehbuch voller Vorurteile und Klischees ist. Die Mafia ist so gezeichnet, wie sich das die Amerikaner vorstellen. Komplett böse und wahnsinnig. Da wird ein alter Mann mit einem Kabel an seinem Hals aus dem dritten Stock geworfen, um die Macht der Mafia zu demonstrieren. Oder bei einer Totenfeier bekommt der Polizeichef von Neapel die halbe Hand abgeschnitten. Der Region wird auch noch sehr viel Religion zugeschrieben, alle schauen natürlich weg. Nur in einer einzigen Szene wacht das Dorf auf und filmt die Übeltätiger mit ihren Smartphones. Die Polizei rückt an und schon wird der brutale Kampf verschoben.
Der dritte und finale «The Equalizer» hat genau drei Action-Szenen: Zu Beginn, nach etwas mehr als der Hälfte und am Ende. Diese Szenen sind relativ kurz gehalten, es gibt auch keinen wirklichen Endkampf, sondern der Endgegner Vincent (Andrea Scarduzio) wird anders zur Seite geschafft. Das Set ist überschaubar, die gesamte Mafia in und um Neapel scheint nur aus etwa 30 Personen zu bestehen. Der Streifen hätte deutlich mehr Action bieten können, denn diese Szenen waren stets klasse.
Der überwiegende Part des Filmes ist zudem in sehr dunklen Tönen gehalten. Das macht den Streifen mitunter spannender, aber gleichzeitig auch nicht wirklich besser. «The Equalizer» ist kein richtiger Action-Streifen eher ein Drama über den Ruhestand eines ehemaligen Agenten. Der Film lebt von dem schauspielerischen Talent von Denzel Washington. Selbst die gesamte Side-Story um CIA-Mitarbeiterin Emma (Dakota Fanning) aus Langley, Virginia, könnte man theoretisch komplett herausschneiden, ohne das wirklich wichtige Teile fehlen.
«The Equalizer 3» ist gut ein inszenierter Action-Streifen, der genau von diesen drei Momenten lebt. Ansonsten ist das Werk von Regisseur Antoine Fuqua und Autor Richard Wenk ein mittelmäßiges Drama - anders als noch der erste Teil.
«The Equalizer 3» ist seit Donnerstag, den 31. August, im Kino zu sehen.