Sonntagsfragen an Vittorio Valente
Heute im Gespräch mit Quotenmeter.de: filmpool Chefredakteur Vittorio Valente, der mit dem Online-Magazin unter anderem über die Zukunftschancen von "Light-Fiction"-Formaten sprach. Außerdem war auch die neu startende Sat.1 Dokusoap «Unser neues Leben» ein Gesprächsthema.
Herr Valente, schön, dass Sie sich Zeit für uns genommen haben. Sprechen wir zunächst doch einmal über die fiktionalen Programme, die nachmittags bei den Privaten zu sehen sind. Allgemein ist ein Aussterben vieler alter Krimiformate in der Primetime zu beobachten. Sie haben mit «Niedrig und Kuhnt» am Nachmittag ein sehr erfolgreiches Programm in der „Light-Version“. Ist das die Zukunft für Krimireihen?
Das kann man so generell nicht sagen. «Niedrig und Kuhnt» ist für die Bedürfnisse der Nachmittagsschiene genau richtig. Und Krimis gibt es schon immer. Die Menschen mögen diese Art von abgeschlossenen Geschichten. Generell bietet „Fiction Light“ aber viel Potential für die Zukunft. „Fiction Light“ heißt, mit weniger Budget und neuer Technik, aber durchaus mit sorgfältiger Produktion und guten Inhalten Erfolg, vielleicht auch schon bald in der Primetime, zu haben. Wir finden dieses Thema zumindest sehr spannend und arbeiten in diesem Bereich auch sehr eifrig. Allerdings darf man nicht vergessen, dass das Fernsehen am Nachmittag auf eine ganz andere Art und Weise funktioniert, als Fernsehen zur PrimeTime.
Filmpool will in diesem Bereich mit einer ganz neuen Produktionsweise arbeiten. Das klingt interessant…
Ich kann da nicht zu viel verraten. Aber wir haben mit unseren Dailys viel Erfahrung und merken, dass es viel Potential gibt, das wir ausbauen wollen.
Sie sagen, dass diese günstig produzierten Formate unter Umständen ein Zukunftstrend sind. Der Trend geht – zumindest in den USA – in eine andere Richtung. Eine Folge «CSI» kostet rund 3 Millionen Dollar. Darunter leiden die deutschen Serien, die günstiger produziert worden sind. Wieso soll dann ein Format, welches noch günstiger ist, nicht darunter leiden?
Wenn ein Format etwas kostengünstiger hergestellt wird, heißt es nicht, dass das Projekt qualitativ minderwertig ist. Wir produzieren ja auch nicht ganz billig. Was die Kollegen aus den USA mit «CSI» gemacht haben, ist sensationell und auch zu Recht erfolgreich. Aber wir können nun mal keine Millionenbeträge für eine Serienfolge ausgeben.
Ab Montag läuft bei Sat.1 die von filmpool produzierte Umzugssoap «Unser neues Leben». Was ist spannend am Thema Umzug?
Bei einem Umzug kommen immer zwei Sachen zusammen: ein Ende und ein Neubeginn. Man trennt sich von etwas, das einem vertraut war, lässt Freunde und Familie zurück. Und man muss plötzlich in einer neuen Umgebung klar kommen. Auf die freut man sich einerseits – andererseits ist man aber auch unsicher, hat vielleicht sogar Angst vor diesem neuen Leben. Rund um einen Umzug kann man jede Menge Geschichten erzählen, die immer mit vielen Emotionen verbunden sind – ein perfektes Thema für Daytime-Schienen. Dazu kommt, dass das Format gut produziert ist.
Gibt es bei diesem Thema überhaupt genügend Stoff für eine tägliche Ausstrahlung?
Mit Sicherheit, da habe ich keine Bedenken.
Zunächst gibt es aber 18 Folgen…
Genau, da gucken wir einfach mal, wie das Format funktioniert, was besonders gut ankommt und was wir noch anders machen können.
«Unser neues Leben» läuft gegen das erfolgreichste Mittagsmagazin im Fernsehen. «Punkt 12» holt teilweise 30 Prozent in der Zielgruppe. Welche Werte erwarten Sie sich?
Quote hin oder her. Das ist ein tolles Format, welches sicher seine Zuschauer finden wird. Ob der Timeslot wirklich so ungünstig ist, wird sich noch zeigen. Wir sind eigentlich froh, dass wir um 12.00 Uhr laufen, schauen wir doch einfach mal, was dabei rauskommt. Ich könnte mir vorstellen, dass wir uns auch um 12.00 Uhr gut schlagen.
Momentan überfluten Formate, in denen es um das ganz normale Leben geht, das Fernsehprogramm. Worin liegt die Spannung, wieso mag der Zuschauer solche Formate?
Das hat, vermute ich, etwas mit den viel diskutierten Unsicherheiten in unserer Welt zu tun. Wenn „da draußen“ schon alles drunter und drüber geht, will man wenigstens zu Hause vor dem Fernseher ein bisschen „heile Welt“ erleben. Man will sehen, wie ganz normale Menschen ihre ganz normalen Probleme bewältigen. Ohne das überbewerten zu wollen: Das ist sicher auch eine Art Lebenshilfe.
Welchen Lebensbereich könnte man noch mit einem TV-Team begleiten?
Dem sind keine Grenzen gesetzt. Jeder Bereich kann interessant sein – es kommt immer auf die Typen an, ihre Ausstrahlung, ihre Geschichten.
Schauen wir noch kurz in die Zukunft: An welchen Projekten arbeiten Sie noch?
Wir sind sehr umtriebig und machen uns in viele Richtungen Gedanken. Dass wir jetzt die Variante „Fiction Light“ verfolgen, das ist kein großes Geheimnis. Und dann werden wir im Doku-Bereich voll angreifen.
Für's Erste vielen Dank, Herr Valente. Am kommenden Sonntag erklärt Vittorio Valente, was filmpool unternommen hat, um die Quoten des Psychologieformats «Zwei bei Kallwass» zu steigern und wohin die Reise der Gerichtsshows geht.