Die Kritiker: «Tatort - Aus dem Dunkel»

Ein letztes Mal spielt Heike Makatsch am Sonntagabend Ellen Berlinger. Ein gelungener «Tatort» zum Abschied?

Stab

Darsteller: Heike Makatsch, Matthias Lier, Anastasia Papadopoulou, Ludwig Trepte, Susanne Wuest, Rainer Sellien
Musik: Nils Wrasse und Andrej Melita
Kamera: Namche Okon
Drehbuch: Jürgen Werner
Regie: Jochen Alexander Freydank
Szenenbild: Söhnke Noé
Der Südwestrundfunk konnte nie so recht etwas mit Heike Makatsch anfangen. Denn eigentlich sollte ihr «Tatort» im Jahr 2016 als Event-Programmierung ein einmaliges Gastspiel sein. Daraus wurden über die Jahre nun immerhin eine Handvoll Filme, bevor sie sich am nächsten Sonntagabend zum letzten Mal die Ehre als Ellen Berlinger gibt. In ihrem finalen Auftritt in «Tatort – Aus dem Dunkel» zeigt Makatsch noch einmal, warum sie trotz anfänglicher Skepsis der Fans und nur sporadischer Auftritte zu einer festen Größe im [[Tatort]-Universum geworden ist.

Der Plot des Films beginnt mit einem tragischen Suizid, der schnell so manche weitere Frage aufwirft. Bei Ellen Berlinger wird schon im ersten Moment ihre Skepsis geweckt. Denn als sie auf Hauptkommissar Thomas Engels (Andreas Döhler) trifft, der erfolglos versuchte, das Suizidopfer vor einem anonymen Stalker zu schützen, erwacht ihr Ermittlerinstinkt. Sie vermutet, dass die junge Frau systematisch in den Tod getrieben wurde, und beginnt gegen den Widerstand ihres Kollegen und ihres Vorgesetzten, in diese Richtung zu ermitteln.

Dass der bald gefundene Verdächtige ziemlich stark in das Klischee eines sexuell verkappten Einzelgängers mit Mutterkomplex passt, ist dabei nicht unbedingt ein großes Problem der Dramaturgie: Denn die Stärke dieses «Tatorts» liegt zweifellos in Heike Makatschs beeindruckender schauspielerischer Leistung. Sie verkörpert die toughe Ermittlerin Ellen Berlinger mit einer berührenden Intensität und Präsenz. Makatsch zeigt einmal mehr, dass sie eine hervorragende Besetzung für einen Krimi dieser Machart ist, denn gerade ihr Charisma bringt die Zuschauer dazu, sich voll und ganz auf die Handlung einzulassen.

Die Thematik des Films, das erschütternde Phänomen des Cyberstalkings und die psychische Belastung, die damit einhergeht, werden dabei sehr sensibel und nicht unrealistisch dargestellt. Der Film vermittelt die Verzweiflung und Angst der Opfer auf eine Weise, die durchaus unter die Haut geht. Die Spannung und der Thrill, der durch die Jagd auf den anonymen Stalker erzeugt wird, sind emotional nahbar inszeniert und halten die Zuschauer bis zur letzten Minute in Atem.

Dabei zeigt auch Heike Makatsch als Ellen Berlinger eine beeindruckende Wandlung, obwohl sie zugleich stets die misstrauische Einzelgängerin bleibt, die gegen alle Widerstände ankämpfen muss. Trotzdem macht sie in diesem Film eine emotionale Reise durch, an deren Ende nur eine Konsequenz stehen kann – die dazu führt, dass sie am Sonntagabend nun nicht mehr im Ersten zu sehen sein wird. Doch dank eines spannenden Falls wurde aus diesem Film ein gelungener Abschied für Heike Makatsch, der durch die starke schauspielerische Leistung der Hauptdarstellerin, die realistische Darstellung des Cyberstalkings und die gelungene Charakterentwicklung zu einem sehenswerten Neunzigminüter wurde. Eine konsequentere Führung des Cyberstalkers hätte dabei für einen noch stärkeren Nachhall des Films sorgen können.

Der letzte «Tatort» mit Heike Makatsch wird am Sonntag, den 8. Oktober um 20.15 Uhr im Ersten ausgestrahlt.
07.10.2023 11:20 Uhr  •  Oliver Alexander Kurz-URL: qmde.de/145738