Die Produzenten von «American Horror Story» haben einen Ableger auf den Markt gebracht. An die Qualität der Mutterserie kommt das Format allerdings nicht heran.
Nach mehr als 110 Episoden und zehn verschiedenen Staffeln von «American Horror Story» sind die Erfolgsproduzenten Ryan Murphy und Brad Falchuck mit einer neuen Serie an den Start gegangen. Die beiden Autoren und Produzenten, die bereits seit «Nip/Tuck» zusammenarbeiten, konzentrieren sich in der neuen Serie mit dem Titel
«American Horror Stories» auf Kurzgeschichten, die in 40 Minuten erzählt werden. Das Format wurde nicht für FX, sondern für den Streamingdienst Hulu entwickelt, der den Kanal „FX on Hulu“ betreibt. Hierzulande wird das Format am 8. September 2021 auf Star innerhalb von Disney+ Premiere feiern.
Obwohl die Serie völlig neue Geschichten etablieren soll, haben die Verantwortlichen auf ihren bisherigen Erfolg zurückgegriffen. Drei der sieben Episoden knüpfen an die „Murder House“-Staffel von «American Horror Story» an. Die Story ist lahm: Das schwule Paar Michael und Troy zieht mit seiner Tochter Scarlett (Sierra McCormick) in das berüchtigte Haus, in dem sich schon zahlreiche Morde ereignet haben. Die junge Scarlett findet einen ominösen Latexanzug, mit dem sie ihre Väter erschreckt. Es gibt Streit in der Familie, Scarlett dreht durch, der Latexanzug wird weggeworfen, verbrannt - und taucht immer wieder auf. Willkommen bei «American Horror Stories». Am Ende des Zweiteilers müssen wieder ein paar Menschen das Zeitliche segnen und McCormick darf auf den Spuren von Uma Thurman («Kill Bill») wandeln.
Die Episoden „Drive-In“ und „Who Was Bad?“ stammen aus der Feder von Manny Coto. In Ersterer wird ein Horrorfilm gezeigt, der die Zuschauer in Zombies verwandelt. Lustiges Detail: Die Apokalypse hat sogar eine Anspielung auf Netflix. Überhaupt sind es die kleinen Dinge, die an der Serie Spaß machen: Die Episoden sind mit vielen Details ausgestattet, für jede Folge wurde ein eigener Vorspann produziert. Auch die Schauplätze wechseln. Allerdings scheint die dritte Episode eine Anspielung auf «The Walking Dead» zu sein. Das vierte Abenteuer dreht sich um vier Youtuber, die nach einem geschmacklosen Video selbst Opfer eines Irren (gespielt von Danny Trejo) werden.
Ein teuflischer Geist besucht ein Paar im „BAAL“. Die Sekretärin eines Befruchtungszentrums schenkt der reichen Liv Whitley eine Figur, mit der sie nach so vielen Versuchen endlich ein Kind bekommen könnte. Das Kind kommt und Liv scheint an Schizophrenie zu leiden. Die Handlung ist allerdings vorhersehbar wie bei „Wild“. Eine Episode über ein Paar, das vor Jahren seinen Sohn im Wald verloren hat. Mit dieser Episode von Manny Coto rutscht das Format endgültig ins Qualitätsloch.
Trotz der schlechten Kritiken hat Hulu weitere Folgen bestellt. Kristen Lopez von „IndieWire“ meinte, die Serie sei „gut genug, um sie anzuschauen, aber man verlässt sie entweder mit einem Gefühl von Nichts oder mit schlimmen Magenschmerzen“. AV-Club-Autor Juan Barquin sieht Potenzial, wenn die Serie wirklich etwas Neues bieten würde. „Wir hätten uns nur gewünscht, dass die Logik der Geschichte etwas durchdachter wäre“, sagt Joel Keller vom „Decider“. Demnächst steht die dritte Staffel in den Startlöchern.
Zweifellos müssen sich 20th Television, FX und Hulu fragen lassen, warum sie dieses Werk eigentlich produziert haben. Mit Ausnahme der drei „Murder House“-Episoden wurden alle Folgen von Manny Coto («24: Legacy») geschrieben. Coto war übrigens auch einer der Autoren der späteren «Dexter»-Folgen, die nicht mehr an das Original heranreichten. Auch bei der gefloppten Serie «NeXt» hatte er seine Finger im Spiel.
Fazit: «American Horror Stories» ist die Light-Version von «American Horror Story». Maue Geschichten, bildgewaltig verpackt, aber letztlich erzählerisch eine große Enttäuschung.