Sky Next Generation: Beeindruckende Kinder ohne Nachhall

Für Schlagzeilen sorgte am Samstagabend vor allem Thomas Tuchel, der den Sky-Männern Hellmann und Wasserziehr schmallippige Interviews gab. Doch die eigentlichen Stars des Abends waren Ben und Moritz.

Der Bezahlsender Sky müht sich dieser Tage die Bundesliga-Übertragungen so attraktiv wie möglich zu machen, um auch in Zukunft von der DFL mit einem Rechtepaket bedacht zu werden. Am Wochenende lieferte die Übertragung des Spitzenspiels zwischen Dortmund und München für einige Gesprächsbedarf, nachdem sich FCB-Coach Thomas Tuchel einen unsouveränen Auftritt im Vorfeld und Nachgang an die 90 Minuten leistete. Die einschlägigen Gazetten waren voll mit den Wortlauten des viel kritisierten, aber zumeist sehr erfolgreichen Trainers des deutschen Rekordmeisters. Dabei gab Thomas Tuchel nicht nur Sebastian Hellmann und Patrick Wasserziehr ein Interview, sondern auch Ben.

Ben ist elf Jahre alt und stammt aus Ravensburg am Bodensee. Sein Traumberuf ist neben Fußballkommentator auch Unternehmensberater. Warum man das weiß? Ben erzählte es am Samstagabend ab 17:45 Uhr am Mittelkreis des Signal-Iduna-Parks vor laufende Sky-Kamera, denn er war einer von zwei Kindern, die für den Pay-TV-Sender das Topspiel in der „Sky Next Generation“-Übertragung begleitete. Gemeinsam mit dem zwölfjährigen Moritz war der Junge vor, während und nach dem Spiel sowie in der Halbzeitpause zu sehen. Drei Stunden Vollbeschäftigung mit Knopf im Ohr und POV-Kamera an der Schläfe. Er durfte sogar mit Schiedsrichter Deniz Aytekin das Feld beim Einlaufen betreten und interviewte vor dem Spiel Thomas Tuchel, der wie ein anderer Mensch wirkte. Aber Ben sprach ihn auch nicht auf die Sky-Kritiker Matthäus und Dietmar Hamann an.

Stattdessen waren Ben und Moritz, der BVB-Trainer Edin Terzic vor der Partie ausfragte, bestens vorbereitet. Beide Trainer formulierten nach ihren Interviews zurecht lobendende Worte, und auch Frank Buschmann, der das Spiel zusammen mit dem Duo begleitete, sah des Öfteren keinen Anlass selbst zu sprechen, da die beiden Nachwuchskräfte ihre Sache ausgesprochen gut machten. Selbstverständlich klappte nicht alles ruckelfrei, das ist in diesem Alter auch nicht zu erwarten. Manches Mal fielen sie sich gegenseitig ins Wort oder analysierten die Spielszenen ein wenig zu schnell, sodass Buschmann Tipps gab und die beiden auf die nahende Zeitlupe hinwies.

Während des Spiels bekamen die beiden Jungs von der Regie auch einige Statistiken aufs Ohr gesagt, die sie nahtlos in ihren Kommentar einfließen ließen. Buschmann bezeichnete dies als „Königsdisziplin“ und fand erneut nur lobende Worte. Fast ausschließlich lobende Worte verwendeten auch die beiden Teenager, wenn sie über das Spielgeschehen sprachen, was zuweilen wie Werbung für den Fußball wirkte. Aber wer traute sich schon mit elf Jahren gestandene Nationalspieler wie Niclas Füllkrug in die Pfanne zu hauen.

Sky Next Generation ist eine tolle Abwechslung in einem Sport, der durch eingeschliffen Abläufe und vorgestanzte Phrasen brillierst. Die für Kinder ausgerichtete Übertragung erfindet das Rad nicht neu, schließlich gibt es auch in den USA beim American Football solche Übertragungsweisen auf dem Kindersender Nick, doch ein signifikanter Qualitätsverlust war nicht zu erkennen. Beim Erkennen der Spieler haben die Kinder ihren älteren Vorbildern jedenfalls etwas voraus. Überraschend angenehm war auch die Rahmenberichterstattung, die nicht durch nervige Wettanbieter-Werbung unterbrochen wurde, was bei einer Kinderübertragung ohnehin höchst fahrlässig gewesen wäre. Sky beschränkte sich auf Hinweise zum eigenen Programm.

Es ist schade, dass Sky nur in Ausnahmefällen „Sky Next Generation“ ermöglicht. Laut Frank Buschmann sei es eine Frage des Budgets, was angesichts einer eigenen Regie und zwei angeheuerten Moderatoren sowie Buschmann selbst, der neben Wolff-Christoph Fuss auf der Tribüne saß, durchaus verständlich ist. So bleibt die kindgerechte Aufbereitung eine nette Abwechslung ohne Nachhall. Möglicherweise sieht man Ben oder Moritz aber in zehn oder zwanzig Jahren aber ohne Buschmann auf der Tribüne sitzen. Die Namen sollte man sich nach dieser beeindruckenden Leistung jedenfalls merken.
07.11.2023 11:37 Uhr  •  Veit-Luca Roth Kurz-URL: qmde.de/146517