Die Kritiker: «Morin»

Am Mittwochabend entführt Das Erste die Zuschauer in ein futuristisches Deutschland, wo hoher Leistungsdruck für Kinder herrscht.

Stab

Darsteller: Leo Alonso-Kallscheuer, Marlene, Morreis, Frederic Linkemann, Zacharias Cernavca, Michael Kranz, Rena Harder
Musik: Dürbeck & Dohmen
Kamera: Willy Dettmeyer
Drehbuch: Hans-Ullrich Krause, Christian Görlitz und Almut Getto
Regie: Almut Getto
Ein Junge namens Morin (Leo Allonso-Kallscheuer) gibt den Auftakt zu diesem Film. Er lebt in einer nicht allzu weit entfernten Zukunft und seine hohe Intelligenz eröffnet ihm bald noch futuristischere Welten. Denn nach der erfolgreichen Eingangsprüfung wird er an den Kids Academies aufgenommen und kommt so seinem Traum ein erstes Stück näher: eines Tages zum Mars zu fliegen.

So entführt dieser Film seine Zuschauer in eine durchaus faszinierende Zukunftsvision, die nicht nur von technologischem Fortschritt, sondern auch von den moralischen Herausforderungen einer leistungsorientierten Gesellschaft geprägt ist. Unter der einfühlsamen Regie von Almut Getto, der auch am Drehbuch mitgewirkt hat, und mit einer herausragenden Besetzung, darunter dem jungen Talent Leo Alonso Kallscheuer in der Hauptrolle, entfaltet sich eine Geschichte, die nicht nur durch ihre sanfte Emotionalität tief berührt, sondern auch zum Nachdenken anregt.

Denn in dieser nahen Zukunft sind Bildung und Weltraumforschung eng miteinander verknüpft. Morin steckt voller Träume und Ehrgeiz, und auch seine Eltern freuen sich über die Möglichkeit einer erstklassigen Schulbildung für ihren Sohn. Die Kids-Academy mit ihrer hochmodernen Ausstattung und ihren innovativen, aber bald auch äußerst fragwürdigen und belastenden Lehrmethoden bildet das spannende Setting für Morins Reise, wobei Leo Alonso-Kallscheuer in seiner Darstellung des jungen Protagonisten brilliert, der mit den Träumen von einer Mars-Expedition und den Herausforderungen des gnadenlosen Leistungsdrucks jongliert. Kallscheuer vermittelt Morins Wandlung von einem begeisterten Schüler zu einem jungen Mann, der die moralischen Dilemmata seiner Umgebung erkennen muss, auf beeindruckende Weise.

Die schauspielerische Leistung des gesamten Ensembles trägt dabei stark zur allgemeinen Authentizität des Films bei. Wiebke Puls als Schulleiterin Lynn Lomann und Michael Kranz als Lehrer Konrad Dramm verkörpern die Komplexität ihrer Rollen ebenfalls überzeugend, und ihre Darstellungen verleihen dem Film Tiefe, indem sie die ethischen Fragen im Bildungssystem scharfsinnig aufwerfen.

Die visuelle Gestaltung des Films kann ebenfalls beeindrucken, denn die Darstellung der futuristischen Welt, gepaart mit innovativen visuellen Effekten, verleiht «Morin» eine nachhallende visuelle Eleganz. Die sorgfältige Inszenierung und Kameraarbeit von Almut Getto und Willy Dettmayer setzen die emotionale Resonanz der Handlung sehr gelungen in Szene. So entfaltet «Morin» eine fesselnde Geschichte über den Kampf eines Jungen gegen die Erwartungen der Gesellschaft und den Preis des Erfolgs. Der Film greift hierbei tiefgreifende Themen auf, darunter den Leistungsdruck in der Bildung, ethische Verantwortung und den Wert menschlicher Träume. Das Drehbuch durchwebt geschickt emotionale Höhen und Tiefen, die den Zuschauer von Anfang bis Ende mitreißen. Damit ist «Morin» mehr als nur ein Science-Fiction-Drama, sondern die eindringliche Reflexion über unsere Werte und die Opfer, die wir für den Traum von einer vermeintlich besseren Zukunft bringen.

Der Fernsehfilm «Morin» ist am Mittwoch, den 22. November um 20.15 Uhr im Ersten zu sehen.
21.11.2023 11:20 Uhr  •  Oliver Alexander Kurz-URL: qmde.de/146849